Buck-Blech Wo Dosen, Pfannen und Töpfe etwas andere Musik machen

Saarbrücken · Ein außergewöhnlicher Spielort für ungewohnte Musik: Buck-Blech lädt zu Werkstattkonzerten in den Saarbrücker Hinterhof.

 Marius Buck (Mitte) veranstaltet in seiner Blech-Manufaktur regelmäßig Konzertabende in angesagt lässigem Ambiente.

Marius Buck (Mitte) veranstaltet in seiner Blech-Manufaktur regelmäßig Konzertabende in angesagt lässigem Ambiente.

Foto: David Lemm

Einen herrlichen Sonnentag hat uns der vermeintlich kühle Februar beschert. Die Sonne senkt sich über der Häuserzeile der Großherzog-Friedrich-Straße und flutet den kopfsteingepflasterten Innenhof mit den säumenden Baracken der Hausnummer 95 vor der ehemaligen Kfz-Werkstatt, die in der Vergangenheit von verschiedenen Künstlern beispielsweise als „Manufaktur der schönen Dinge“ bespielt wurde.

Seit einem Jahr arbeitet hier der aus dem Allgäu stammende Musiker, Instrumentenbauer und Klangkünstler Marius Buck (28). In seiner „Beckenmanufaktur“ finden sich neben einer an die Wand gerückten Drehbank, einem Schleifband und einer großen Werkbank eindrucksvolle Exponate seiner Schmiedekunst – darunter ein Ständer mit verschiedenen Ride-Becken, eine überdimensionale Kuhglocke, eine riesige, von ihm angefertigte Senn-Glocke sowie ein klingende Bronzeskulptur namens „Der Komiker“, die er beim diesjährigen Rundgang der Hochschule der Bildenden Künste Saar als installative Klangkunst in Schwingung versetzte.

„Wenn so viele so früh da sind, ist das ein gutes Zeichen“, lächelt Buck mit Blick auf die sich vor der Werkstatt sammelnden Besucher, die plaudernd und rauchend die letzten Sonnenstrahlen erhaschen. Eingefunden hat sich eine bunte Schar aus Alt und Jung, um dem Werkstatt-Doppelkonzert mit dem Saarbrücker Duo „VoicesNoises“ und dem Baseler „Trio Ramsch“ zu lauschen.

Denn in dieser urigen und unfertigen Kulisse veranstaltet der Herr der Becken monatlich seine Werkstatt-Konzerte für „avantgardistische Musik, die sonst keinen Platz findet“. Es sei zwar kein Konzertraum, aber der Klang sei gut, merkt er stolz an. Am Tresen versorgen sich derweil die Besucher mit Getränken und machen es sich um die mit einem Teppich markierte Spielstätte bequem.

Um Viertel nach sechs bringen sich Anette von Eichel (Vocals) und Christof Thewes (Posaune) vom Duo „VoicesNoises Lungs‘nTongues“ (Saarbrücken/Köln) in Position, um ihr „total unkreatives Konzert im Mittelpunkt der Welt“ (Thewes) zu Gehör zu bringen. Buck begrüßt kurz und bringt den von farbigen Eierkartons umgebenen Deckenventilator in Gang. In ihrem einstündigen Konzert verschränken von Eichel und Thewes kunstvoll in einer Art freiem dialogischen Prinzip lautmalerische Sprech- und Gesangskunst mit furiosen Posaunenklängen, die die Besucher aufhören, abschalten und mitwippen lassen. Der fast direkte Kontakt zu den Musikern bedingt einen unverstellten Blick auf die Akteure und garantiert ein störungsfreies Hörerlebnis vor dem wärmenden Kaminofen.

„Der Raum hat was Unfertiges. Man trifft immer neue Leute“, merkt eine Besucherin in der Pause an, während sich die drei Baseler Jungs von „Ramsch“ mit einer Suppe für ihren Auftritt stärken. „Wunderbar, dass ihr noch da seid und sogar noch mehr als vorhin“, begrüßt Buck die Neuankömmlinge. Er habe nur diesen einen Satz im Internet gefunden, nämlich, dass es „sich um eine improvisierende Band namens Ramsch“ handele, die nun spiele. Wie schon ihre Kollegen verzichtet das Trio auf elektrische Verstärkung. Dem sedativen Einstieg aus geschliffenen Cemballo-Tönen (Pio Schürmann) – einfühlsam vom Saarbrücker Schlagzeuger Daniel „dflat“ Weber und dem Kontrabassisten (Martin Wyss) untermalt – folgen wilde Schlagzeug-Einlagen, in denen Weber buchstäblich allerlei Ramsch in sein Set mit einbaut und klangvoll verarbeitet: Da flitzt die flotte Lotte über die Snare, und Ketten, Dosen, Pfannen und Töpfe springen und wischen über die Toms und fallen krachend auf den Boden. Die vom Hausrat beflügelten Klänge reichen von dystopischen Schalmeien bis zu psychedelischen Hindi-Sounds in Endlosschleife. „Vergesst den Hut nicht und seid großzügig! Es ist für die Musiker“, verabschiedet Buck die begeisterten Besucher ins nun kalte Saarbrücker Dunkel.

Das nächste Werkstatt-Doppelkonzert beginnt am 30. März um 20 Uhr mit dem Pariser Trio „Le Mur du fond“, das improvisierte Geräuschmusik macht, und dem freispielenden Trio „Blondel/Hupperts/Buck“.Buck-Blech findet man in der Großherzog-Friedrichstraße 95.
www.buckblech.de

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