Auf dem Hauptfriedhof „Zeichen gegen die soziale Vereinsamung“: Gedenkfeier in Saarbrücken für einsam Gestorbene

Saarbrücken · Eine Premiere in der Landeshauptstadt und wohl auch saarlandweit: Auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof fand jetzt eine Trauerfeier für Menschen statt, die vergessen wurden. Dabei war auch Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU), der die Gedenkfeier zur Tradition machen will und an die Saarbrücker appellierte.

So lief die erste Trauerfeier für einsam Verstorbene in Saarbrücken ab
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So lief die erste Trauerfeier für einsam Verstorbene in Saarbrücken ab

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Foto: BeckerBredel

Es war eine Premiere für die Landeshauptstadt – eine Trauerfeier für Menschen, die vergessen wurden. Erstmals fand in der neuen Einsegnungshalle auf dem Hauptfriedhof gestern eine zentrale Gedenkfeier für Menschen statt, bei deren Bestattung kein Angehöriger, kein Freund oder Nachbar anwesend war, um die niemand erkennbar trauerte und deren Zahl nicht unerheblich ist. 43 Kerzen brannten auf Baumscheiben. Jede Scheibe trug einen Namen.

Oberbürgermeister Uwe Conradt will eine Gedenkstunde für diese Menschen zur Tradition werden lassen, denn so anonym und ohne ein Zeichen der Wertschätzung soll kein Mensch in Saarbrücken beigesetzt werden. Gestern wurde der Anfang gemacht. Der Bestattungsunternehmer Christian Duchene war schon oft dabei, wenn er beim Versenken der Urne niemanden mehr hinter sich hatte. Der 53-Jährige ist Vorsitzender des Saarländischen Bestatterverbandes und seit mehr als 30 Jahren im Beruf. Diese Situationen könnten kein Alltag werden in seinem Gewerbe.

Ein Zeichen gegen die soziale Vereinsamung setzen

Duchene ließ das Thema nicht los, auch deswegen gibt es jetzt diese Trauerfeiern, nach dem Wissen Duchenes auch als Premiere im Saarland. Der Bestatterverband und die Stadt luden ein, die großen Kirchen und die Musikschule machten mit. Die Stadt ließ für jeden Verstorbenen einen Kerzenhalter aus Holz mit dem Namen des verstorbenen Menschen herstellen, dessen Name dann auch verlesen wurde. Die diese Namen hörten, kannten die Verstorbenen nicht. Aber sie hatten ein Ziel: „Wir wollen ein Zeichen gegen die soziale Vereinsamung und für den Zusammenhalt setzen“, sagte Duchene.

Conradt appellierte, die sozialen Kontakte zu pflegen und in sich zu gehen, ob man nicht auch selbst jemand zu vergessen droht. Er nannte mit „Thomas“, sein ganz persönliches Beispiel, einen Mann, den er immer wieder in der Stadt getroffen habe, dessen Nachname er nie gewusst habe und den er heute vermisse – nachdem er von seinem einsamen Tod erfahren habe. Für die Kirchen waren Superintendent Christian Weyer und Dechant Gerd Fehrenbach gekommen. Auch sie wünschen sich, dass von der Trauerfeier für einsam Verstorbene „ein Impuls an die Lebenden“ ausgehe, Kontakte zu pflegen und die Mitmenschen im Auge zu behalten. Die erste Trauerfeier dieser Art fand reges Interesse in der nahezu komplett besetzten Einsegnungshalle.

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