Musical von Zweite Chance Die Suche nach dem Platz im neuen Leben

Saarbrücken/Metz · Jugendliche aus Saarbrücken und Metz stehen beim Musical „Heimat“ gemeinsam auf der Bühne.

Es beginnt an einem Bahnhof und es endet an einem Bahnhof. Ankunft und Abschied, immer wird etwas zurückgelassen, die Heimat oder das neue Zuhause. Dazwischen liegen verblassende Erinnerungen und die Suche nach einem Platz im Leben.

Im Musicalprojekt „Heimat“ nähert sich der Verein 2.Chance mit dem Collège Les Hauts de Blémont aus Metz-Borny in getanzten und gesungenen Szenen einem Thema, das die meisten von ihnen direkt betrifft. Der Verein startete 2008, um jungen Menschen, die auf die schiefe Bahn gekommen waren, auf der Bühne Raum zu geben, sich konstruktiv und positiv zu erleben. Zwei Jahre später öffnete Projektleiter Saeid Teimouri die 2.Chance für alle, denn die, um die es zunächst gegangen war, hätten sich „ausgeschlossen und ausgestellt“ gefühlt. Saeid Teimouri erklärt: „Egal welche Vergangenheit oder Gegenwart sie haben, für uns geht der Weg in Richtung Zukunft.“ Auf der Bühne „La Bam“ in Metz-Borny brennt die etwa 50-köpfige Gruppe ein wahres Feuerwerk ab, nicht glatt durchchoreografiert, hier verströmen die jungen Leute pure Energie. Das Musical wird gegliedert durch eine Abfolge von Schultagen und einen Lehrer, der die Schüler ermutigt, auszudrücken, was sie umtreibt. Die Erinnerung an eine Kindheit wie aus 1000 und einer Nacht, voller Farben und Gerüche oder die an eine Kindheit im Krieg – Bombenhagel, Angst, Not. Die kreativen Köpfe des Vereins haben die authentischen Erlebnisse in Musik verwandelt, beim Thema Krieg münden die harten Klänge in ein peinigendes Schreien aller.

In anrührenden Liedern entfaltet sich eine Liebesgeschichte. Die manchmal zaghaften Zwölf-  bis Fünfzehnjährigen aus Metz-Borny, 90 Prozent haben einen Migrationshintergrund, werden von den älteren und zum Teil bühnenerfahrenen Partnern aus Saarbrücken aufgefangen, mit dabei sind Mitglieder der Tanzgruppe „Fusion“ und der Saarbrücker Zirkusschule „Kokolores.“ Saeid Teimouri begrüßt Kultusminister Ulrich Commerçon als „meinen Freund“. Er ist Schirmherr der Veranstaltung. Identität und Zusammenhalt stiftende Projekte, hier zudem noch im deutsch-französischen Austausch, liegen ihm am Herzen. Finanziert wird die Arbeit von 2.Chance in erster Linie vom Regionalverband. Direktor Peter Gillo bezeichnet es als Glück, in Grenznähe zu leben, vielfältig seien die Möglichkeiten der Horizonterweiterung.

Die Lieder handeln von Vorurteilen – „Männer, die Bart tragen, sind Terroristen“ oder vom fehlenden Grund unter den Füßen, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Rockig und rebellisch startet der Abend mit „Ich verstehe nicht, was das Thema ist.“ In einem großen Kostümzauber geht es um die Weltreise des „Globetrotters“ „Das ist unsere Welt, und sie ist viel schöner als Ihr denkt.“ Im großen Finale mit dem Lied „We are the world“ strahlt die Lebensfreude weit in den Zuschauerraum. Hier liegt auch die Antwort, die die jungen Leute auf die Frage nach Heimat geben: „Ich bin glücklich, nirgends zu leben, wir finden Heimat, wenn wir uns im Anderen spiegeln.“

Die Aufführung des Musicalprojekts „Heimat “in Saarbrücken ist für den Februar 2018 geplant. Der genaue Termin ist noch nicht festgeschrieben.

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