Serie besondere Bibliotheken: Die Bibliothek des Landesarchivs Wo Studenten auf Forscher treffen

Scheidt · Das Landesarchiv in Scheidt ist mit seinen rund 34 000 Bänden Anlaufstelle für Wissenschaftler wie Lernende.

 Archivarin Christine Frick, Paul Burgard, zuständig für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit des Landesarchivs, und Hilfskraft Florian Deller kümmern sich um Bücher und Besucher.

Archivarin Christine Frick, Paul Burgard, zuständig für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit des Landesarchivs, und Hilfskraft Florian Deller kümmern sich um Bücher und Besucher.

Foto: Iris Maria Maurer

Wenn man den Lesesaal des Landesarchivs in Saarbrücken-Scheidt betritt, dann meint man, in einer größeren Bibliothek zu sein. Die Wände stehen komplett voller Regale, die Regale sind mit Büchern gefüllt, dazu liegen diverse Nachschlagewerke auf den Tischen, es gibt eine Informationstheke sowie jede Menge Registerkästen. Trotzdem befindet sich in dem Lesesaal nur die Handbibliothek mit Standardliteratur und Nachschlagewerken, die die Nutzer des Archivs häufig für ihre Recherchen benötigen. „Es ist auch nur ein Teil unserer Bibliothek. Der weitaus größere Teil befindet sich in den Magazinen“, erklärt dazu Christine Frick, Diplom-Archivarin und Mitarbeiterin des Landesarchivs.

34 000 Bände hat die Bibliothek heute, was aber im Vergleich zu der Größe des Landesarchivs dann doch eher wenig ist. Denn das Landesarchiv, das von zehn Mitarbeitern und sechs wissenschaftlichen Hilfskräften betreut wird, hat heute einen Umfang von 16 Regalkilometern. Das war aber nicht immer so. „Als im Jahr 1948 das Landesarchiv gegründet wurde, war es noch ein Archiv ohne Archivalien“, erklärt Paul Burgard, promovierter Historiker und zuständig für Forschung und Öffentlichkeitsarbeit des Landesarchivs. Denn die Zuständigkeit für die Region lag bis dahin größtenteils bei den Staatsarchiven Koblenz und Speyer. Erst mit Gründung des Saarlandes wurden landeshistorische Dokumente hier zusammengeführt. Besonders wichtig für den Aufbau des Archivs waren die Nachlässe der beiden saarländischen Politiker Heinrich Schneider und Richard Becker. „Deren Aufzeichnungen waren sehr professionell, richtig legendär. Bis heute haben diese Nachlässe in der Bibliothek eine eigene Signatur“, erzählt Christine Frick.

Zu dieser Zeit befand sich das Archiv samt Bibliothek noch am Ludwigsplatz, danach in der Villa Hirsch auf dem Rotenbühl. Und seit 20 Jahren hat das Archiv seinen Sitz in einem ehemaligen Druckereigebäude in Scheidt. Das Gebäude ist zwar sehr groß, aber recht unübersichtlich, besteht aus sechs unterschiedlichen Ebenen mit zwei Untergeschossen. „Es war früher ein Pensionsbetrieb mit Tanzsaal. Dann hat es eine Druckerei übernommen und mehrfach umgebaut“, erklärt die Archivarin. Genutzt wird das Archiv samt Bibliothek von Wissenschaftlern, aber auch von Heimatforschern, Studenten und Genealogen. Um sich zurechtzufinden, können sich die Nutzer in der Bibliothek an der Theke informieren und vor Ort in den Katalogen und Findbüchern suchen. „Das Wenigste ist online einsehbar“, räumt Christine Frick dann auch ein, obwohl man sehr eng mit der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek und dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund zusammenarbeitet. „Das soll aber in Zukunft verstärkt werden“, sagt dann auch Paul Burgard.

Veranstaltungen finden in den Räumen der Bibliothek und des Archivs auch statt. Man verfügt im Landesarchiv über eine sehr umfangreiche historische Bilddatenbank. Daher werden häufig Ausstellungen mit historischen Fotografien organisiert, dann tagen historische Arbeitsgemeinschaften im Haus, und es finden auch Buchvorstellungen sowie offene Archivtage statt. Im Moment wird gerade eine Ausstellung über das Jahr 1968 gezeigt, zu der auch ein Bildband vorbereitet wird.

Die Fotografien dieser Ausstellung stammen allesamt von dem gerade verstorbenen Pressefotografen Julius C. Schmidt. „Von ihm haben wir den Nachlass erhalten, geschätzt sind das 700 000 Fotos. Er hat über 40 Jahre fast alle Aufführungen im Staatstheater und sehr viele Produktionen des Saarländischen Rundfunks begleitet“, erzählt Paul Burgard. „Und er hat darüber akribisch Buch geführt. Alles ist genau beschriftet und datiert, sogar mit Personenregister“.

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