Wie funktioniert eine Kläranlage? Wo Mensch und Tier gemeinsam putzen

Burbach · Essensreste, Äste und Hygieneartikel – das ist nur ein Auszug dessen, was täglich in den Containern der Burbacher Kläranlage landet.

 Manfred Leidinger vom Entsorgungsverband Saar vor der Kläranlage in Saarbrücken-Burbach, wo das Abwasser der Landeshauptstadt gereinigt wird.

Manfred Leidinger vom Entsorgungsverband Saar vor der Kläranlage in Saarbrücken-Burbach, wo das Abwasser der Landeshauptstadt gereinigt wird.

Foto: BeckerBredel

Nur 18  Mitarbeiter sorgen offiziell dafür, dass das Abwasser aus der Saarbrücker Kernstadt sauber in die Saar geleitet werden kann. Einen Großteil der Arbeit übernehmen jedoch Millionen weiterer Mitarbeiter. Die sind aber mikroskopisch klein, wie die Saarbrücker Zeitung bei einem Blick hinter die Kulissen der Burbacher Kläranlage herausgefunden hat.

Die menschlichen Mitarbeiter haben vieles zu überwachen, sie schauen zum Beispiel, dass stets genügend Auffang-Container für die aus dem Abwasser gefilterten Schmutzstoffe bereitstehen. Und dass die Mikroorganismen im biologischen Klärbecken stets den jeweils gewünschten Prozess ausführen.

Am Anfang steht jedoch die mechanische Reinigung. Das Abwasser strömt zunächst durch einen Rechen, in dem größere Feststoffe wie Zweige, Papier und Hygieneartikel zurückgehalten werden. Im nachfolgenden Feinsieb werden auch Stoffe wie Haare oder Blätter entfernt.

„Um die Mittagszeit kann man hier auch ziemlich genau sehen, was die Saarbrücker gegessen haben“, sagt Bereichsleiter Manfred Leidinger. Tatsächlich drehen sich auf der Walze verschiedene Speisereste mit, ehe sie an der Auffangvorrichtung von der Walze gestreift werden. „Dabei gehören Essensabfälle überhaupt nicht in die Toilette“, sagt Leidinger.

Im belüfteten Sandfang setzen sich Sand und andere schwere Teilchen am Boden ab. Der Sand wird in einem Trichter am Boden gesammelt, abgesaugt und anschließend gereinigt und der Verwertung zugeführt. Fette und Öle treiben an der Wasseroberfläche und werden separat entsorgt. Das spielt sich alles in einer Halle ab, in der es auch tatsächlich noch ein bisschen nach Fäkalien riecht.

Eine Absauganlage samt nachgeschaltetem Luftwäscher sorgt aber dafür, dass sich der Geruch in Grenzen hält. Fast schon ein Wunder, wenn man bedenkt, dass hier die ganze Kernstadt – einschließlich Sankt Johann – ihr Abwasser einleitet. Und dazu noch die Mischwasserleitungen aus Altenkessel und Stiring Wendel enden. „In Saarbrücken selbst haben wir ein Trennsystem, in dem Abwasser und Regenwasser getrennt geführt werden“, berichtet Leidinger.

Letzte Stationen der mechanischen Reinigung sind die Vorklärbecken, in denen das Wasser sehr langsam strömt, so dass sich feine Schwebstoffe absetzen können. Sie bilden am Beckenboden den sogenannten Primärschlamm, der abgepumpt und weiterbehandelt wird. Das vorgereinigte Wasser fließt der biologischen Reinigungsstufe zu, wo die ersten Mikroorganismen ins Spiel kommen.

„Im Prinzip begünstigen wir hier die natürlichen Vorgänge, die wir gerade haben wollen“, erläutert EVS-Betriebs-Bereichsleiter Manfred Leidinger. Kurz gesagt: Die Anlage liefert den Tierchen, was sie mögen: Nährstoffe im zu reinigenden Wasser, die richtige Temperatur, und Sauerstoff.  Verschiedene Arten von Bakterien und anderen Kleinstlebewesen bauen Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphatverbindungen ab.

Hier beruhigt sich das Wasser und der Schlamm sinkt auf den Boden des Beckens ab. Der Schlamm wird am Ende des Beckens abgezogen, und die Mikroorganismen fließen mit dem trüben Wasser zurück in die biologische Stufe. Der überschüssige Schlamm wird der Schlammbehandlung zugeführt. Das wenig später vollständig gereinigte Wasser gelangt in einen Ablaufschacht, in dem seine Reinheit automatisch auf alle wichtigen Parameter hin analysiert wird, und wird dann weiter in die Saar geleitet.

Wie mit dem Wasser geht es auch mit den übrigen Stoffen: Der Sand wird gereinigt, kann als Baumaterial verwendet werden.

 26STV-Klaeranlage_Burbach-3sp.pdf

26STV-Klaeranlage_Burbach-3sp.pdf

Foto: SZ/Bernhard Baltes

Der in Silos von weiteren Mikroorganismen gereinigte Schlamm wird entwässert und so ebenfalls aufbereitet. Und mit dem Methangas erzeugt die größte Klaranlage des Saarlandes Wärme und Energie, die jeweils etwa die Hälfte ihres Bedarfes decken.

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