Barockes Saarbrücken Auf den Spuren eines großen Baumeisters
Saarbrücken · Friedrich Joachim Stengel hat das schöne Gesicht Saarbrückens geprägt wie kaum ein anderer. Aber wo wird eigentlich an ihn erinnert in der Stadt? Wo wird der große Baumeister gewürdigt? Wir haben uns auf die Suche gemacht.
Friedrich Jochim Stengel war der barocke Baumeister, dessen Werke bis heute das Stadtbild von Saarbrücken prägen. Von dem 1694 im anhaltinischen Zerbst geborenen und 1787 in Saarbrücken verstorbenen Architekten stammen die Saarbrücker Ludwigskirche, der Ludwigsplatz, das ursprüngliche Saarbrücker Schloss oder die Basilika St. Johann.
Da stellt sich die Frage, wie würdigt die Stadt Saarbrücken diesen großartigen Baumeister, der für unsere Stadt so wichtig war, der sie bis heute prägt?
Tatsächlich lassen sich in Saarbrücken, und dort in einem Areal von der Eisenbahnstraße bis zum Saarbrücker Schloss, mehr Erinnerungen an Stengel finden, als man das auf Anhieb denken würde. Zuerst wäre da die Stengelstraße, die in Höhe des Neumarkts beginnt und bis zur Einmündung der Roonstraße führt. Sie wurde nach dem Barockbaumeister benannt. Weitere Stengelstraßen gibt es auch in Fulda, Usingen und Hecklingen, in Orten, wo Stengel ebenfalls gewirkt hat.
Direkt an die Saarbrücker Stengelstraße schließt sich die Stengelanlage an. Sie ist ein kleiner städtischer Park und wurde 1958 bis 1959 in Erweiterung der Grünflächen um die Staatskanzlei an der Ecke Stengelstraße/Eisenbahnstraße von dem damaligen Saarbrücker Stadtgartendirektor Oswald Sauer errichtet.
Eine filigrane Pergola, ein rundes Wasserbecken, eine Reihe flacher Springbrunnen, sowie die Bepflanzung mit jahreszeitlich unterschiedlich erblühenden Stauden bilden die hübsche, denkmalgeschützte Gartenanlage im Stile der Nachkriegszeit, die gerade erst im Rahmen des Projektes „Barock trifft Moderne“ saniert wurde.
Nur einen Steinwurf von der Stengelanlage entfernt befindet sich eine weitere Erinnerung an Friedrich Joachim Stengel. Denn rechts neben der weiten Treppe von der Eisenbahnstraße zum Ludwigsplatz hinunter steht eine Erinnerungsstele. Sie wurde von der Saarländischen Gesellschaft für Kulturpolitik e.V. gestiftet.
Die 225 Kilo schwere, dennoch dezent anmutende Stele aus Stahl, deren Entwurf von Vera Brandenburger-Schmitt stammt, zeigt im oberen, beweglichen Teil einen polierten Kubus mit vier Tafeln, die in deutscher, französischer und englischer Sprache kurz über Leben und Wirken von Friedrich Joachim Stengel informieren, sowie auf der vierten Seite Lebensdaten und Signatur von ihm.
Neben dieser Erinnerung an Stengel finden sich im Stadtbild noch weitere dieser Stelen, die an berühmte Saarbrücker Persönlichkeiten erinnern, wie zum Beispiel an Elisabeth von Lothringen, Hermann Wedekind oder Max Ophüls.
Von der Stele aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß zur Kreuzung Metzer Straße und Deutschherrnstraße. Dort befindet sich, nicht gut zugänglich hinter parkenden Autos an der Felsenwand angebracht, eine Gedenktafel für Stengel. Sie erinnert seit 1994 an sein Lebenswerk, aber auch an den alten lutherischen und reformierten Kirchhof, der sich dort befunden hat. Und die Tafel erzählt, dass sich nach mündlicher Überlieferung der Baumeisterfamilie Knipper genau dort die Grabstätte von Stengel befunden haben soll.
Von hier aus gelangt man innerhalb weniger Minuten zum Saarbrücker Schloss. Rechts neben dem Haupteingang des Schlosses findet man oberhalb des ersten Fensters des unteren Geschosses sogar ein in Stein gemeißeltes Portrait von Friedrich Joachim Stengel.
1997 erhielt der saarländische Bildhauer Oswald Hiery den Auftrag, die drei Schlusssteine der Fensterreihe zu gestalten. Schlusssteine an Fenstern in Barockgebäuden deuteten häufig auf die Funktion der Räume hin. Oswald Hiery legte den Schwerpunkt auf die Arbeit der Architekten und hat historische Bildnisse von Friedrich Joachim Stengel und von Johann Adam Knipper umgesetzt.
Dabei ließ er jedoch keine barocken Formen sprechen, sondern ihn inspirierte das bekannte Portrait Stengels eines unbekannten Künstlers aus der Alten Sammlung des Saarlandmuseums. Dieses Antlitz übertrug Oswald Hiery in seinem steinernen Portrait fast vollplastisch und leicht abstrahiert. Es zeigt den grandiosen Baumeister umgeben von stark stilisierter Schlosskirche und Stadtmauer der Stadt, die er so geprägt hat.