Fachkräftetreffen Wo aus Kollegen Freunde werden

Saarbrücken · Deutsch-türkische Fachkräftetreffen bringen seit 15 Jahren beiden Seiten gute Ideen — und mehr.

Wie einfach, unkompliziert und ohne Vorurteile eine türkisch-deutsche Freundschaft funktionieren kann, beweisen derzeit 20 Fachkräfte aus beiden Ländern, die in sozialen Berufen arbeiten. Diesen türkisch-deutschen Fachkräfteaustausch gibt es diese Woche in Saarbrücken zum 15. Mal. „In puncto Bildung ist die Türkei teilweise weiter als wir. Es braucht keiner zu meinen, dort reiten die Menschen noch auf Kamelen durch die Straßen. Die sozialen Einrichtungen von Kindertagesstätten bis zu den Seniorenheimen sind die gleichen, wie in Deutschland“, sagt Michael Sperlich vom Verein Baris  – Leben und Lernen – aus Wehrden. Sperlich nimmt seit 2004 jedes Jahr an dem Austauschprogramm teil. Mal ist eine Delegation von zehn Fachkräften aus der Türkei in Deutschland, im nächsten Jahr ist es umgekehrt.

„Wir wollen voneinander lernen und Freundschaften schließen. Diese Kooperation funktioniert hervorragend“, sagt Bülent Bay, ein Deutschlehrer aus der Türkei. Noch bis Donnerstag schauen sich die Türken in Saarbrücken soziale Einrichtungen an und haben täglich ein strammes Programm.

Am Montag empfing Bezirksbürgermeisterin Christa Piper die Delegation im Saarbrücker Rathaus. „Ich war schon dreimal mit in Kappadokien, einer Region in der Türkei,  und es war jedes Mal eine Bereicherung“, sagt Christa Piper und erklärt. „Das Absenken der Bordsteine funktioniert dort ganz einfach durch große abgeschrägte Pflastersteine. Das geht ganz schnell, und Rollstuhlfahrer haben so kein Hindernis mehr, um auf den Bürgersteig zu kommen. Bei uns in Deutschland dauert so etwas mit Planungen und Genehmigungen oft eine Ewigkeit“, sagt die Bezirksbürgermeister.

Bülent Bay sieht das so: „Wir machen in der Türkei zuerst, und dann planen wir.“ Die komplette Gruppe von etwa 20 Leuten muss lachen. Es geht lustig, aber auch fachmännisch und ideenreich zu beim Fachkräfte-Austausch. So haben Menschen in der Region Kappadokien ein coole Idee zur Beseitigung von Zigarettenkippen auf den Straßen einfallen lassen.

Dort hängen kleine Kästen in den Straßen, auf denen Fußballstars abgebildet sind. Der beliebteste Star hat den Kasten mit den meisten Kippen. „Kinder und Jugendliche heben die Kippen in den Straßen sogar auf und werfen sie in den Kasten ihres Idols“, sagt Bülent Bay. Noch bis Donnerstag bringt die türkische Delegation Ideen mit in unser Land und nimmt viel Positives mit nach Hause.

Jede Reise kostet etwa 10 000 Euro. Die Geldgeber in Deutschland sind die gemeinnützige Deutsch-Türkische Jugendbrücke, das Landesministerium für Soziales, die Asko-Stiftung und Sponsoren aus der Politik.

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