Bruder-Konrad-Haus Wo 60 Männer wieder eine Bleibe haben

Saarbrücken · Der Erweiterungsbau des Bruder-Konrad-Hauses im Saarbrücker Stadtteil St. Johann kostete fünf Millionen Euro. Am vergangenen Freitag wurde er eröffnet.

 So präsentiert sich der Neubau des Bruder-Konrad-Hauses.  

So präsentiert sich der Neubau des Bruder-Konrad-Hauses.  

Foto: Heiko Lehmann

Das neue Bruder-Konrad-Haus für wohnungslose Männer ist am vorigen Freitag in Saarbrücken feierlich eröffnet worden. Direkt neben dem Altbau in der Fichtestraße hat der Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung in eineinhalb Jahren ein neues und modernes Haus gebaut, das bis zu 60 Männern Platz bieten kann. Im alten Haus waren die Räume eng, und es standen bis zu vier Betten in einem Zimmer. Das neue Haus ist hell, offen und mit großen Küchen und Bädern auf jeder der vier Etagen ausgestattet. Fünf Millionen Euro hat der Neubau gekostet. Zwei Betten gibt es pro Zimmer.

In einem wohnt Holger Decker. Der 73-Jährige ist seit vier Jahren im Bruder-Konrad-Haus. Er hilft anderen Menschen im Haus bei Behördengängen und anderen Arbeiten. „Das hält mich fit, und ich bleibe in Bewegung. Das neue Haus ist toll und ein Gewinn für jeden, der Hilfe benötigt“, sagt der ehemalige Kaufmann. Holger Decker wohnte in einer ganz normalen Mietwohnung in Saarbrücken. Eines Tages wechselte der Hauseigentümer. Der renovierte, und die Mieten waren anschließend so hoch, dass der 73-Jährige sie sich nicht mehr leisten konnte.

Holger Decker ist die gute Seele im Bruder-Konrad-Haus, der schon vielen hilflosen Menschen mit Rat und helfenden Worten zur Seite stand. Angelo Diliberto lebte vier Jahre im Bruder-Konrad-Haus und kam nur durch die engagierte Hilfe der Sozialarbeiter und anderer Wohnungsloser im Bruder-Konrad-Haus wieder auf die Beine. „Ich war spielsüchtig und habe alles verzockt. Ich hatte nichts mehr und hatte eigentlich mit dem Leben schon abgeschlossen“, erzählt der 46-Jährige. Doch Angelo Diliberto hat es zurück ins Leben geschafft. Auch durch die Mithilfe der anderen Bewohner des Bruder-Konrad-Hauses. Heute wohnt der ehemalige Angestellte wieder in einer Wohnung, verdient wieder Geld und feierte im vergangenen Jahr seinen größten Erfolg als Fußball-Schiedsrichter. „Ich durfte das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der Wohnungslosen in Nürnberg pfeifen. Es war großartig“, sagt Angelo Diliberto.

Holger Decker und Angelo Diliberto kennen viele weitere Beispiele für gescheiterte Existenzen, die dank des Bruder-Konrad-Hauses wieder den Sprung in die richtige Spur geschafft haben. „Man darf sich unter einem Wohnungslosen keinen Obdachlosen mit Hund und Schlafsack vorstellen, der irgendwo um ein paar Cent bettelt. Diese Menschen gibt es zwar auch noch, aber heute kommt die Mehrzahl der Wohnungslosen aus allen Gesellschaftsschichten. Letzte Woche kam ein Apotheker zu uns, der gar nichts mehr hatte“, sagt Holger Decker. Und Angelo Diliberto ergänzt: „Es kamen schon Ärzte und Rechtsanwälte hier ins Bruder-Konrad-Haus, die auf der Straße gelandet waren. Andere Menschen sind ganz jung und werden von ihrer Familie auf die Straße gesetzt, weil sie zu Hause nicht mehr tragbar sind.“

 Holger Decker (links) und Angelo Diliberto

Holger Decker (links) und Angelo Diliberto

Foto: Heiko Lehmann

Caritas-Direktor Michael Groß schätzt die Gesamtsituation der Wohnungslosen als schlimm ein: „Es sind in den vergangenen Jahren ja immer mehr Wohnungslose geworden, und es sieht auch so aus, als ob das so weitergeht. Das Problem ist, dass es einfach nicht genug Platz gibt, um solche Einrichtungen wie das Bruder-Konrad-Haus entstehen zu lassen“, sagt Groß.

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