So fördert die Stadt Unternehmen So fördert die Stadt Unternehmen

Saarbrücken · Gewerbeflächen in einer Stadt sind nun mal nicht unbegrenzt. Die Politik muss entscheiden, wie sie genutzt werden.

 Auf dem Becolin-Gelände in Saarbrücken soll eine Mischung aus Gewerbegebiet, Wohnungen und Büros entstehen.  

Auf dem Becolin-Gelände in Saarbrücken soll eine Mischung aus Gewerbegebiet, Wohnungen und Büros entstehen.  

Foto: BeckerBredel

„Alle Städte haben das Problem, dass die Räume sich immer mehr verdichten. Dann stellt sich die Frage für die Politik: Was wollen wir? Mehr Grünflächen, mehr Arbeitsplätze oder sonstige Flächen zur andersweitigen Nutzung? Die Aufgabe besteht darin, eine Stadt ausgewogen zu entwickeln, einen Interessenausgleich zu schaffen. Wir als Stadt bemühen uns dabei auch darum, möglichst vielen Firmen die Möglichkeit zu geben, sich anzusiedeln und zur Wertschöpfung beizutragen.“ So umreißt Lothar Kuntz von der Landeshauptstadt sein Arbeitsgebiet. Kuntz ist der Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung, Arbeitsmarkt und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Flächen in einer Stadt seien nun mal begrenzte Ressourcen, die man nicht unendlich verwenden könne, sagt Kuntz.

Derzeit gibt es seinen Angaben zufolge rund 600 Hektar Gewerbefläche in Saarbrücken, das entspricht einer Größe von rund 840 durchschnittlich großen Fußballfeldern. Der überwiegende Teil sei vermarktet, nur zwei kleine Gebiete von einer Fläche zwischen 2000 und 4000 Quadratmetern seien noch zu vergeben, also eher eine marginale Größe. Eine Fläche liegt am Zollstock, wo es in Richtung Spichern geht. „In unserem Sprachgebrauch das sogenannte Wechselstubengrundstück, weil dort früher eine Wechselstube stand“, sagt Kuntz. Das zweite Grundstück liege  in Brebach-Fechingen, gegenüber der Verwaltung von  Möbel Martin.

Daneben gebe es noch ein größeres Gewerbeareal in Flughafennähe, für das es bereits einen konkreten Kaufinteressen gibt. Und nicht zuletzt das Messegelände selbst, das die letzte große Flächenreserve  im Eigentum der Landeshauptstadt darstellt. Dieses Gelände, das durch seine unmittelbare Autobahnnähe eine besonderer Lagegunst besitzt, soll auch aufgrund seiner prominenten Lage an einer stark frequentierten Einfallsachse nach Saarbrücken gewerblich wieder genutzt werden.

110  000 Arbeitnehmer gebe es derzeit in Saarbrücken, dazu kämen 70  000 Pendler, davon allein rund 8000 aus Frankreich. Die rund 16 000 Betriebe in der Landeshauptstadt erbringen jährlich Gewerbesteuereinnahmen von rund 120 Millionen Euro.

Was vermarktet ist, ist nicht mehr in der Verantwortung der Stadt. Wie die Flächen genutzt werden, liege im Wesentlichen  in der Verantwortung der Eigentümer. Zwar könne die Stadt über baurechtliche Vorgaben oder andere genehmigungsrechtliche Vorgaben die Nutzung steuern, diese Handlungsmöglichkeiten seien aber an vielen Stellen nicht gegeben und so könne die Stadt häufig nur an die Grundstückseigentümer appellieren, Ihrer Eigentümerverantwortung gerecht zu werden.

   Erfolgreiche Ansiedlung: das Verwaltungsgebäude der Kassenärztlichen Vereinigung am Eurobahnhof.

Erfolgreiche Ansiedlung: das Verwaltungsgebäude der Kassenärztlichen Vereinigung am Eurobahnhof.

Foto: BeckerBredel

„Die letzten großen Gewerbeflächen hat die Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) erschlossen. Das gilt zum Beispiel für das Gelände der Saarterrassen in Burbach. „Die GIU hat eine große Kompetenz erworben, solche Flächen zu sanieren und zu vermarkten“, sagt Kuntz.  Im Jahr 2015 wurde dann dem Stadtrat der „Masterplan Gewerbe- und Industrieflächenentwicklung 2030 für die Landeshauptstadt“ vorgelegt, der die künftige Wirtschaftsentwicklung steuern soll. „Ein entscheidendes Element für die Wirtschaftsförderung ist die Flächenvorsorge. Wenn es darauf ankommt, müssen Sie ja auch liefern können“, sagt Kuntz. Das sei ein schwieriges Thema, weil aufgrund der Begrenztheit des Raumes verschiedene Interessen kollidieren. „Die Menschen, die die Woche über froh sind, einen Arbeitsplatz vor der Haustür zu haben, wünschen sich am Wochenende dann vielleicht viele Grünflächen mit Spielplätzen, um auszuspannen.“ Diese Wünsche unter einen Hut zu bringen werde immer schwieriger. „Wir gehen derzeit davon aus, dass wir rund fünf Hektar Gewerbefläche pro Jahr brauchen“, sagt Kuntz. „Wir sind darauf angewiesen, die Flächen, die da sind, effektiv zu nutzen. Darum haben wir uns im Masterplan auch das ambitionierte Ziel gesetzt, eine Wiedernutzungsquote von 50 Prozent zu erreichen. Normal sind es eher 20 bis 30 Prozent.“ Wiedernutzungsquote heißt, eine Fläche, die bisher gewerblich genutzt wurde, für einen neuen Zweck zu verwenden. Dass Saarbrücken mit solchen Fragen nicht allein ist, zeige ein Blick über die Grenze. Im Raum Saargemünd gebe es 100 Hektar Gewerbefläche, die noch zu haben sind. Aber aufgrund der Randlage fehle es an Investoren.

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