Saarbrücken Wildschwein-Plage in Saarbrücker City

Saarbrücken · Schwarzkittel zerstören Gärten. Umweltministerium: Zahl der Tiere stark gestiegen. Abschuss in der Stadt kaum möglich.

 Völlig aufgewühlt: Den Garten von Peter Josef Thielges in Alt-Saarbrücken haben Wildschweine in der Nacht durchpflügt.

Völlig aufgewühlt: Den Garten von Peter Josef Thielges in Alt-Saarbrücken haben Wildschweine in der Nacht durchpflügt.

Auf der Suche nach etwas Essbarem durchfurchen sie Gärten, hinterlassen ein wahres Schlachtfeld. Bis zu 30 Zentimeter tief wühlen sie durch die Erde, um etwas zu beißen zu finden. Übliche Zäune sind für sie kein Hindernis. Wildschweine bahnen sich  ihren Weg.

Früher nur im Wald oder in ländlich geprägten Regionen anzutreffen, wagen sie sich mittlerweile bis in die Saarbrücker Innenstadt vor. Beobachter berichten, dass die Fluchttiere noch nicht einmal vor der vielbefahrenen Stadtautobahn 620 zurückschrecken. Das bestätigt auch Sabine Schorr, Sprecherin im saarländischen Umweltministerium. Hierbei bestehe sowohl für Autofahrer als auch für die Schwarzkittel „eine besondere Gefahr, wenn die Tiere in Panik geraten“.

Grund für den ungebetenen tierischen Besuch in der City ist der stete Anstieg. Der Blick auf die hohe Zahl der von Jägern erlegten Wildschweine bei gleichbleibendem Einsatz lasse Rückschlüsse zu, „dass die Schwarzwildpopulation enorm angewachsen ist“. Und: Beschwerden würden zunehmen, nicht allein in der Landeshauptstadt.

Die Sprecherin hält Zahlen des Ministeriums dazu bereit. So seien in der Saison 2013/14 landesweit 4261 Wildschweine erlegt worden. 2017/18 waren es demnach bereits 8814. Regionale Statistiken für die Landkreise sowie den Regionalverband Saarbrücken gebe es indes nicht.

Einer der Leidtragenden ist Peter Josef Thielges aus Alt-Saarbrücken. Seinen 600 Quadratmeter großen Garten durchpflügte eine ganze Rotte mitten in der Nacht. Mit einer Kamera filmte er die Schweine bei ihrem Streifzug. Auf den Kosten des von ihm auf etwa 2000 Euro geschätzten Schadens wird er wohl sitzen bleiben. Denn nach dem Saarländischen Jagdgesetz (Paragraf 41) „wird Wildschaden an Grundstücken, auf denen Jagd ruht oder dauernd nicht ausgeübt werden darf, nicht erstattet“, schreibt Sabine Schorr. Und da Thielges’ Grundstück in der Stadt liegt, wo „die Schussabgabe aus Sicherheitsgründen nicht erfolgen kann“, bestehe keine Anspruch auf Schadenersatz“.

Wegen des enormen Anstiegs bestehen außerhalb der bewohnten Gebiete „seit Jahren keine Abschussbeschränkungen mehr – mit Ausnahme des Muttertierschutzes“, sagt Sabine Schorr. Wegen des drohenden Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in unserer Region seien Jäger zudem angehalten, Tiere zu erlegen. Die bei Haus- und Wildschweinen meist tödlich verlaufende Virus-Krankheit breitet sich über Osteuropa aus. Für Menschen und Haustiere soll die Pest nach Expertenmeinung ungefährlich sein.

 Wildschweine durchfurchen Gärten in der Saarbrücker City und überqueren sogar die Stadtautobahn.

Wildschweine durchfurchen Gärten in der Saarbrücker City und überqueren sogar die Stadtautobahn.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wer unabhängig davon sein Grundstück vor Wildschweinen schützen will, dem rät die Ministeriumssprecherin zu einem Elektrozaun. Dieser schrecke die Tiere effektiv ab. Komposthaufen allerdings wirkten auf sie verlockend. Trotz der Wilschwein-Plage bliebe es dabei, dass nur „aus Gefahrengründen im innerstädtischen Bereich“ auf Wildschweine geschossen werden darf.

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