Über 38 Grad am Dienstag Wie die Tierpfleger im Saarbrücker Zoo den Tieren Abkühlung verschaffen (mit Bildergalerie)

Saarbrücken · Die sprichwörtliche Affenhitze hat auch den Saarbrücker Zoo-Tieren mächtig zu schaffen gemacht. Wir haben uns umgeblickt, wie die Tierpfleger für Erfrischungen sorgten.

Hitzewelle im Saarland: So überstehen die Tiere im Saarbrücker Zoo die Hitze
18 Bilder

Hitzewelle im Saarland: So überstehen die Tiere im Saarbrücker Zoo das Wetter

18 Bilder
Foto: Heiko Lehmann

Schildkröte Erna streckt nur soweit den Kopf aus dem Wasser, dass sie gerade noch atmen kann. Noctes, der Waliser Ziegenbock hat sich mit seinem langen Zottelfell längst in den Schatten hinter der Futterhütte begeben. Selbst die drei Kamele Jolanda, Zarina und Khalif, die aus der Wüste Gobi in der Mongolei stammen und Hitze wie Sonne kennen, haben sich in den Schatten verzogen. Am mit bis zu 40 Grad bislang heißesten Tag des Jahres in Saarbrücken am Dienstag war es selbst den Wärme liebenden Tieren im Saarbrücker Zoo zu heiß.

„Diese Temperaturen mögen die Tiere genau so wenig wie die Menschen. Und das gilt für alle Tiere bei uns im Zoo. Da passiert heute nicht viel“, sagt Tierpflegerin Scarlett Welker und lacht. Die 26-Jährige hat ihre schwersten Aufgaben, wie das Herrichten der Pferdekoppel bereits am frühen Morgen erledigt, als die Temperaturen noch einigermaßen erträglich waren. Viel trinken und alle Arbeiten bis zur Mittagshitze erledigt haben, lautete die Devise am Dienstag. Und dann gab es Spaß für alle. Im Gehege der Kängurus und Emus legte Scarlett Welker einen langen Schlauch unter einen Baum und drehte das Wasser auf. Als die beiden Emus Money Penny und James den Braten rochen, kamen sie sofort angesprintet. Wie ein richtiger Gentleman ließ James der Dame den Vortritt. Money Penny kniete sich zuerst vor die erfrischende Dusche, hielt dann den Kopf in den Wasserstrahl und wälzte sich danach auf dem Rücken bis sie klatschnass war. Danach durfte James ran und absolvierte das gleiche Programm.

„Das mögen sie richtig gerne und das machen wir auch mehrmals am Tag mit ihnen. Die Kängurus mögen das nicht so. Die springen und toben meistens nur herum. Aber dafür ist es denen heute auch zu heiß“, sagt Scarlett Welker. Auf dem Weg zu den Javaneraffen geht es vorbei an der Seehundanlage, die mit Brunnenwasser-Zufuhr das Beckenwasser gekühlt bekommen. Das Aquarium der Piranhas wird sogar mit einem Ventilator heruntergekühlt. Bei den Pinguinen wurde eine Rasensprenger-Anlage aufgestellt und die wurde bei den Pinguinen der absolute Renner. Für die Warzenschweine Amy, Penny und Bernadette (Namen aus der TV-Serie Big Bang Theorie) legten die Tierpfleger Wasserlöscher zum Suhlen an.

Das nur scheinbar größte Problem des Hitzetages hatten wohl die Roten Pandas. Die bis zu 1,20 Meter großen Säugetiere stammen aus dem Himalaya und lieben die kalten Temperaturen in einer Höhe bis zu 4000 Metern. „Sie mögen die Hitze nicht wirklich, haben aber auch keine großen Probleme damit. Sie liegen den ganzen Tag im Schatten herum“, erklärt die Tierpflegerin. Bei den Javaneraffen kommt Marlis Zimmer mit dem wohl spannendsten Eimer des Tages aus dem Futterhaus. Der Eimer ist voll mit selbstgemachtem Eis aus Früchten und Gemüse. Bis die kleinen, aus Südost-Asien stammenden Äffchen realisieren, dass für jeden genug Eis da ist, hat die Schlacht um die kühlen Erfrischungen längst begonnen. Jeder trägt soviel er tragen kann an einen vermeintlich sicheren Ort und dann beginnt bei allen das große Schlemmen. Mindestens genau so lustig ist das Schauspiel, wenn die 20-jährige Tapir-Dame Sira mit kaltem Wasser übergossen und abgebürstet wird. Mit geschlossenen Augen genießt Sira die feuchten Streicheleinheiten und ist in einem fast schon tranceartigen Zustand kurz vor dem Umkippen. „Das liebt sie und manchmal kippt sie tatsächlich auf die Seite“, sagt Scarlett Welker.

Vor einer Woche ist Siras langjähriger Freund Bruno gestorben. Der 27-jährige Tapir musste wegen einer Entzündung eingeschläfert werden. „Das hat sie gut verkraftet. Tapire sind grundsätzlich Einzelgänger, aber die beiden hatten sich schon an einander gewöhnt“, so die Tierpflegerin. Langweilig wird es Sira aber definitiv nicht. Wenn sie vom Außengehege in ihre große Halle mit Pool schlendert, lebt sie mit etwa zehn Sonnensittichen zusammen. Und die bunten Vögel machen bei diesem Wetter mal richtig Betrieb. Jeder Besucher wird mit einem Konzert von schrillen Tönen begrüßt.

Apropos Besucher: Der Zoo ist am Dienstag trotz der Hitze gut besucht. Familien und Schulklassen spazieren durch die große Anlage, suchen aber auch meistens die schattigen Plätze zur Erholung. „Der Zoo ist immer eine Reise wert. Ich war auch daran interessiert, was die Tiere bei dem Wetter so machen“, sagt eine Frau aus Klarenthal, die mit ihrer Enkeltochter im Zoo ist.

Am späten Nachmittag war für 1220 Zootiere, viele Mitarbeiter und Besucher das Gröbste überstanden. Richtig angenehm war der heißeste Tag des Jahres für keinen, aber trotzdem zählten die duschenden Emus und die Javaneraffen mit ihrem leckeren Eis zu den Gewinnern bei knapp 40 Grad im Schatten. Verlierer waren ganz klar die Roten Pandas – und eine Frau, die vor dem Zoo im Corona-Schnelltestzentrum gearbeitet hat. In dem Container waren es 39 Grad, sie hatte nur einen Ventilator und testen ließ sich auch kaum jemand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort