Open air Kino Ein bisschen Galgenhumor macht alles leichter
Saarbrücken · Das Open-air-Kino im Filmhaus ist wieder da. Trotz Corona gibt es in den Ferien Filme – im Freien und mit dem vorgeschriebenen Abstand.
Wie bringt man in Zeiten von Covid19 mal eben fix Filme auf die Leinwand? „Kurzfristig Programme aus dem Ärmel schütteln kann Michael Krane prima!“ lobt Filmhaus-Leiterin Christel Drawer ihren Programmchef, seinerseits Boss der CameraZwo.
Erst Mitte Juni, als rechtsverbindliche Kino-Hygieneregeln verabschiedet waren, konnten die Lichtspielhäuser wieder loslegen – und standen vor dem Problem: Woher Filme nehmen? „Es gibt ja wenige Neustarts, vieles wurde verschoben“, erläutert Drawer. „Dafür kommt man jetzt leichter an Klassiker und Legenden ran.“ Die gelangten normalerweise seltener in den Verleih, oder die Rechte seien sehr teuer – Corona hat also auch sein Gutes.
Ja, man muss die Situation mit Galgenhumor nehmen, was Drawer mit einem Blick in den Abstands-bedingt locker bestuhlten Innenhof des Filmhauses unterstreicht: „Wenn’s nicht so voll ist, staut sich auch nicht so die Hitze.“
Am Wochenende startete hier allen Widrigkeiten zum Trotz das traditionelle Open-air-Kino, und zum ersten Mal seit geraumer Zeit läuft begleitend auch wieder ein Kinderferienprogramm: „Weil’s für Kinder in diesem Jahr ohnehin so wenig gibt“, meint Drawer tröstend.
Ursprünglich waren nur drei Wochenenden an der frischen Luft geplant, doch nun wird die beschränkte Platzkapazität mit einer Verlängerung des regulären Sommerspielplans um zwei Wochen kompensiert. Wie bei anderen Open-Air-Veranstaltungen müssen die Karten vorab online oder an der Filmhauskasse gekauft werden. Wie viele Zuschauer letztendlich in den Hof dürfen, hängt davon ab, ob sich Einzelpersonen, Paare oder ganze Gruppen anmelden – je nachdem kann anders bestuhlt werden.
„Maximal kriegen wir 60 Leute unter“, sagt Drawer; bei Regen werden die Veranstaltungen ins Filmhaus verlegt. Aber weil dort aus pandemischen Gründen noch weniger Besucher reindürfen, gibt es die Option auf eine zweite Vorstellung, oder man kriegt sein Geld zurück.
Gleich das erste Wochenende war nun erwartungsgemäß ausverkauft. Es lief der aktuelle Streifen „Undine“ (2020), ein deutsch-französisches Liebesdrama von Regisseur Christian Petzold. Es handelt sich um den ersten Teil einer geplanten Filmtrilogie über Figuren der deutschen Romantik, zum Auftakt hat Petzold den Undine-Mythos ins zeitgenössische Berlin verlegt.
In der Titelrolle ist die elfenzarte Paula Beer zu sehen, um die man sich in der TV-Serie „Bad Banks“ beständig Sorgen machte: blass, dunkle Augenringe – kriegt die Frau genug Schlaf, isst sie anständig? Dagegen wirkt sie hier als rothaarige Wasserfrau direkt pumperlgsund, ihre Vitalität ist geradezu tödlich: Erst droht sie als promovierte Historikerin ihrem Freund, dass er es nicht überlebt, wenn er sie verlässt, um sich gleich darauf einem Industrietaucher (Franz Rogowski) in die Arme zu werfen. Und das nur, weil beide vom Inhalt eines geplatzten Aquariums überschwemmt werden.
Damit erfüllt sich ein verhängnisvoller Fluch: Undine wird zur unheilbringenden Nixe. Rogowski ist übrigens sprachlich eine noch größere Zumutung als Til Schweiger: Man versteht sein Genuschel einfach nicht. Und das war hier nicht der heiklen Außenbeschallung geschuldet.