Kammermusiker Veit Stolzenberger Wie spanisches Pfahlrohr zu Wohklang wird

Saarbrücken · Veit Stolzenberger, frisch gebackener Kammermusiker der Deutschen Radiophilharmonie, erzählt die Besonderheiten der Oboe und plädiert leidenschaftlich für eine Konzerthalle im Saarland.

 Wie alle Profis macht auch Veit Stolzenberger die Mundstücke für seine Oboe selbst.

Wie alle Profis macht auch Veit Stolzenberger die Mundstücke für seine Oboe selbst.

Foto: Oliver Dietze

„Die Oboe ist die Zicke unter den Instrumenten. Man muss sie lieben, dann macht sie glücklich“, erzählt Veit Stolzenberger gleich bei Gesprächsbeginn. „Sie hat einen ganz besonderen Klang, zwischen Glocke und Gesang. Es ist immer ein goldener Glanz, der im Klang mitschimmert.“

Veit Stolzenberger muss es wissen. Schließlich ist er Solo-Oboist in der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, kurz DRP. Und ihm wurde gerade, gemeinsam mit fünf Kollegen, eine große Ehre zuteil. Sie wurden vom saarländischen Kultusminister Ulrich Commerçon zu Kammermusikern ernannt.

Veit Stolzenberger ist Rheinländer, wurde in Soest geboren, wuchs in der Nähe von Düsseldorf in einer musikalischen Familie auf. Bereits mit drei Jahren erhielt er eine musikalische Früherziehung, lernte danach Blockflöte. Eigentlich wollte er aber da schon Oboe spielen, „aber wir haben keinen Lehrer gefunden. Erst als ich zehn Jahre alt war“, erzählt er. Nebenbei spielt er auch Klavier, nimmt vor seinem Abitur erfolgreich an Wettbewerben teil, studiert sein Instrument zuerst in Düsseldorf, später an der Hochschule der Künste in Berlin bei Hansjörg Schellenberger.

Schon während seines Studiums spielt er in verschiedenen Orchestern, im Gürzenich in Köln, dann auch bei den Berliner Symphonikern. Während Veit Stolzenberger aus seinem Leben erzählt, streut er im Gespräch immer wieder Informationen über sein Instrument ein. „Die Oboe stellt eine Fortentwicklung der mittelalterlichen Schalmei dar und hat ihren Ursprung in der Barockmusik. Daher ist sie von Anbeginn des modernen Orchesters immer dabei.“

1993 erhält Veit Stolzenberger eine Einladung nach Saarbrücken, um hier vorzuspielen. Er ist erfolgreich, wird als Solo-Oboist angenommen. Seitdem lebt er, mit Ehefrau und zwei Kindern, in seiner neuen Heimat Saarbrücken. Neben seiner Tätigkeit bei der DRP spielt Veit Stolzenberger im Bläserquintett „Avalon“ mit, wurde im Jahr 2014 sogar in ein amerikanisches Orchester berufen, und nimmt sehr gerne an den Serenadenkonzerten seines Bläseroktetts „Octopus“ im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik im Innenhof der Stadtgalerie teil.

Dann aber erläutert Veit Stolzenberger die Gerätschaften auf dem Tisch, die er mitgebracht hat. „Das Besondere an der Oboe ist, dass Profis und Lehrer die Mundstücke selbst herstellen“. Sie werden aus spanischem Pfahlrohr geschnitzt. „Das ist eine ständige Tätigkeit, denn so ein Mundstück hält nur eine bis drei Wochen.“ Oboisten verwenden viel Zeit und Sorgfalt auf den Bau ihrer Rohre.

„Ich erinnere mich noch gut, als unsere Kinder klein waren. Da kannte ich ganze Kinderfilme nur vom Hören, weil ich immer meine Mundstücke dabei angefertigt habe“, erzählt der Musiker lachend.

Neben der Tätigkeit beim DRP unterrichtet Veit Stolzenberger auch. Und dafür reisen seine Schüler auch schon mal aus Frankfurt an. „Dass Studenten oder Kollegen von so weit zu mir nach Saarbrücken kommen, ist eher durch das Ansehen der DRP begründet“, beschwichtigt er. Denn die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern ist seiner Meinung nach ein Geschenk für das Saarland. „Das Orchester ist ein internationaler Botschafter des Saarlandes. Und im Interesse der Zuhörer, und auch für das Ansehen des Saarlandes, hätte das Orchester einen besseren Saal verdient“, betont er.

Und erläutert dann, dass die DRP das beste Orchester zwischen Frankfurt und Paris sei, aber die besten Säle sich in Metz und Luxemburg befinden. „Der Saal prägt das Orchester. Und so ein Saal kann wie ein Korsett sein. Oder aber wie eine Befreiung.“

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