Menschen im Regionalverband Ein Musiker, der in der Krise anderen hilft

SAARBRÜCKEN · Der Kontrabassist Felix Hubert wird von den Corona-Maßnahmen hart getroffen. Trotzdem engagiert er sich für die Kinder anderer Leute.

 Felix Hubert, links, bei einem Konzert mit der Sängerin Nika Jonsson. Der Kontrabassist hat sich in den letzten Jahren viel aufgebaut, aber gerade brechen auch ihm alle Standbeine weg. Sogar die Lebenshilfe hat wegen Corona gekündigt.

Felix Hubert, links, bei einem Konzert mit der Sängerin Nika Jonsson. Der Kontrabassist hat sich in den letzten Jahren viel aufgebaut, aber gerade brechen auch ihm alle Standbeine weg. Sogar die Lebenshilfe hat wegen Corona gekündigt.

Foto: Kerstin Krämer

Der Kontrabassist Felix Hubert gehört in unseren regionalen Gefilden zu den gefragten Musikern zwischen Jazz und Rock. In der aktuellen Situation muss sich der Freiberufler nun freilich, wie er sagt, „neu sortieren“. Das Wegbrechen von Aufträgen und Einkünften im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Corona-Krise aufs Kulturleben setzt Hubert heftig zu. Und das, obwohl er bereits seit längerem äußerst breit aufgestellt ist, um nicht zu sehr von Live-Auftritten abhängig zu sein.

Doch von vorne: Seit den Teenagertagen ist Felix Hubert, Geburtsjahr 1985, selten ohne Instrument zu sehen. Er lernte das Metier von der Pike auf: Nach Stunden bei Uwe Jolly, Chris Schulte und Rudi Schaaf studierte er an der Saar-Hochschule für Musik (HfM), und zwar Jazz bei Stefan Scheib und bei Wolfgang Harrer klassischen Kontrabass.

Als Mitglied von Annika Jonssons Folkjazzband Trallskogen war er dann bereits auf dem Jazzfestival St. Ingbert zu hören, mit den Politrockern Captain Sperrmüll nahm Hubert mehrere Alben auf und stand beim Groß-Openair „Das Fest“ in Karlsruhe auf der Bühne.

Ferner ist er beim Folklore-Trio Musicandes mit von der Partie, spielt Gigs mit professionellen Eventbands und ist als Session- und Studiomusiker tätig. Als Tieftöner und grundentspannte Frohnatur – er ist stets in Begleitung seines Mischlingshundes Rumo („mein einziges Hobby“) unterwegs – genießt Hubert in der Szene einen hervorragenden Ruf.

Dennoch verlegt er bereits seit 2014 seinen Fokus immer mehr auf Lehrtätigkeiten. Nach der ersten Finanzkrise wurden bereits viele Auftritte abgesagt, erinnert sich Hubert: „Da habe ich mir gesagt, ich möchte nicht nur von Livegigs abhängig sein“ – ein neues Standbein musste her. Praktisch bedeutet das für ihn: Unterrichten an Akustik- und E-Gitarre, E-Bass und natürlich Kontrabass.

Ob Pop, Rock, Liedbegleitung oder Jazz; von musikalischer Früherziehung, Orientierungskursen für Erstklässler über die musikalische Allgemeinbildung bis hin zu Bandkursen – Felix Hubert ist zur Stelle. Er unterrichtet privat, auch bei den Klienten zuhause, und in verschiedensten Einrichtungen.

In Zweibrücken ist er an der städtischen Musikschule zugange, an der Pestalozzi Schule und Thomas Mann Schule. Eine weitere Adresse ist die Groovegarage Ensdorf. „Insgesamt kommen neun Kindergruppen an Schulen zusammen“, rechnet Hubert vor. Honorartätigkeiten im Verein 2. Chance Saarland, im Drogenhilfezentrum Saarbrücken und als Integrationshelfer kommen hinzu.

Und nun kamen das Virus und mit ihm die Einbrüche und Ausfälle: Was die Privatlektionen betrifft, „kann ich nur Schüler unterrichten, die zu Skype bereit sind“, so Hubert, der übrige Einzelunterricht kann nicht stattfinden. „Außerdem fallen Studioaufnahmen und Kompositionsaufträge weg, da die Veranstaltungen, für die produziert werden, ausfallen“, bedauert er.

Besonders schlimm ist es für ihn, dass „sämtliche Kindergruppen und der Musikschulunterricht“ gecancelt wurden. Gerade habe ihm zudem die Lebenshilfe gekündigt, „weil das Landesamt für Soziales die ausgefallenen Stunden nicht bezahlen will“. Zudem befürchtet der Kontrabassist, dass Liveauftritte auf Hochzeiten, Geburtstagen und Firmenfeiern abgeblasen werden. „Ich weiß, dass Kollegen in dem Bereich bereits Absagen erhielten“, so Hubert: „Besonders schlimm trifft es jene Musiker, die sich von Auftritten finanzieren.“

Gar nicht scherzhaft sagt der verheiratete Profi: „Ich überlege, ob ich im Supermarkt die Regale auffüllen soll.“ Ungern rennt er ins Jobcenter, „da ich ein Freigeist bin“. Auf jeden Fall müsse er sich jedoch „neu sortieren“. Seine philanthropische Ader freilich hat Felix Hubert selbst in dieser unschönen Lage keineswegs verloren: Derzeit ist der Gründer der Verschenkbörse Saarbrücken in der Kinderbetreuung aktiv, „aber kostenlos, als Unterstützung der Familien – als Ehrenamt sozusagen“.

felixhubert.blogspot.com

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort