Probenbesuch Wie Corona ein deutsch-französisches Orchester belastete

Saarbrücken · Endlich wieder zusammen musizieren, endlich wieder ein Auftritt: Am Sonntag spielt das Orchestre Symphonique SaarLorraine open air.

 Immer schön auf Abstand. Die Corona-Orchesterprobe des Orchestre Symphonique SaarLorraine mit Dirigent Götz Hartmann im Evangelischen Gemeindezentrum St. Johann.

Immer schön auf Abstand. Die Corona-Orchesterprobe des Orchestre Symphonique SaarLorraine mit Dirigent Götz Hartmann im Evangelischen Gemeindezentrum St. Johann.

Foto: Iris Maria Maurer

„Gemeinsames Musizieren in einem grenzüberschreitenden Ensemble“ – das ist seit jeher das programmatische Leitmotiv des Orchestre Symphonique SaarLorraine (OSSL). Ein Ansatz, der gerade in dieser unserer neuen Welt, in der Grenzen plötzlich wieder eine Rolle spielen, wichtiger denn je erscheint. Durch die Corona-bedingten Grenzschließungen mussten das erste Mal in der Geschichte des OSSL die gemeinsamen wöchentlichen Proben der deutschen und französischen Laienmusiker ausfallen.

Ein Vierteljahrhundert schon besteht das OSSL, im letzen Jahr feierte es mit einem großen Jubiläumskonzert im Sendesaal des Saarländischen Rundfunks sein 25-jähriges Bestehen. Entstanden ist es 1994 durch einen Zusammenschluss des saarländischen Tritonus-Orchesters und des lothringischen Orchestre de Saarguemines.

Nach der Übernahme der musikalischen Leitung durch Dirigent Götz Hartmann, einstiges Mitglied der Deutschen Radio-Philharmonie, sowie Gründungsmitglied des Streichquartetts des Saarländischen Rundfunks, mauserte sich das OSSL schnell vom reinen Streichorchester zu einem Orchester mit stabiler sinfonischer Besetzung. Rund 50 Amateur-Musiker musizieren inzwischen hier: Von Jung bis Alt, von Arbeiter bis Akademiker, Franzosen, Deutsche und viele andere Nationalitäten.

Die Grenzschließungen erlebte die Orchestergemeinschaft als herben Einschnitt. „Wir sind dann dazu übergegangen, uns donnerstagsabends via Skype zu verabreden“, erzählen Götz Hartmann und Thilo Wieske, erster Vorsitzender des OSSL. An ein gemeinsames Musizieren war über instabile Internetverbindungen aber natürlich nicht zu denken.

Umso mehr habe sich das OSSL über die Anfrage des saarländischen Europaministeriums gefreut, zum Europatag am 9. Mai Beethovens Europahymne auf der Freundschaftsbrücke zwischen Kleinblittersdorf und Großblittersdorf  zu spielen. Die deutschen Mitglieder des OSSL formierten sich damals auf der deutschen Seite der Brücke, die französischen Mitglieder auf der französischen Seite, erinnern sich Thilo Wieske und Götz Hartmann, „wir durften ja nicht rübergehen“. „Das war sehr schön für uns“, betont Hartmann, „und auch erstaunlich zu sehen, wie sich spontan so viele zusammengefunden haben.“

„Es ist für uns unglaublich wichtig, Nähe zu spüren, zusammen Musik zu machen“, erklärt Hartmann. Wie wichtig, wurde deutlich, als das Orchester Anfang Juni im Zuge der gelockerten Corona-Richtlinien endlich wieder mit dem Proben beginnen konnte. Zunächst nur mit einer Instrumentengruppe pro Woche. „Alle haben mit den Füßen gescharrt, wann sie endlich wieder dran sind“, lacht Hartmann. Mittlerweile können wieder Proben mit der vollen sinfonischen Besetzung stattfinden.

Aber: „Man kann nicht immer nur proben“, meint Götz Hartmann, „es ist sehr wichtig, dass wir Konzerte haben, auf die wir hin proben.“ Viele Konzerte, wie etwa das traditionelle Sommerkonzert im Château de Lorentzen, sind der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen.

Doch einen Lichtblick gibt es da, sowohl für die Musiker, als auch die Fans: Am 20. September wird das OSSL in der Konzertmuschel des Deutsch-Französischen Gartens ein Matinee-Konzert spielen. Dazu muss das Orchester seine Besetzung zwar reduzieren, denn in der Konzertmuschel finden im Sinne der Abstandsregeln nur 26 Musiker Platz. Dennoch dürfen sich die Besucher auf ein ganz besonderes Programm aus Gounod, Mozart und Johann Christian Bach freuen.

Ganz besonders stolz ist Götz Hartmann darauf, für das Konzert die 14-jährige Marie Joselle Hendel als Solistin an der Violine gewonnen zu haben. Hendel ist die Enkelin des 1969 tödlich verunglückten Konzertmeisters des früheren SR-Kammerorchesters Georg Friedrich Hendel und zweifache Gewinnerin des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert, eine junge Frau mit einer „ganz großen Begabung“, wie Hartmann sagt.

Matinee-Konzert des OSSL am 20. September um 11 Uhr in der Kozertmuschel im Deutsch-Französischen Garten. Anmeldung zwingend erforderlich. Weitere Infos und Anmeldung im Internet: www.orchestre-symphonique.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort