So kann’s gehen Vom Leben auf dem Lande

Es ist kein Schaden so groß, dass nicht noch ein kleiner Nutzen dabei wäre“, hat meine Oma immer gesagt. Ich finde, diese Weisheit kann man gerade in der aktuellen Krise wunderbar bestätigt finden.

Wie Corona auch einen kleinen Nutzen hat
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es ist bedrückend, beängstigend, und unser aller Leben ist derzeit nicht schön. Wir vermissen die Freunde und das Vergnügen, ich persönlich vermisse ganz schrecklich das Theater. Und doch, etwas ist schön.

Wir hatten vor vielen Jahren mal ein Häuschen auf dem Land in Frankreich. In einem kleinen Dorf ohne Durchgangsverkehr. Nie werde ich die Stille dort vergessen. Nachts war absolut kein Geräusch zu hören. Ab und zu vielleicht mal das ferne Bellen eines Hundes. Das war’s.

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich gemerkt habe, was in Saarbrücken derzeit anders ist. Normalerweise liegt ja über fast der gesamten Stadt das Grundrauschen der Stadtautobahn, diesem unverzeihlichen planerischen Missgriff der 1960er-Jahre. Aber wenn ich jetzt nachts an meinem Fenster stehe, dann ist da: Stille. Es ist ruhig wie damals auf dem Land. Ich höre keine Raser, die mit getunten Autos nachts ihre Runden drehen, keine nächtlichen Party-People, die mit lautem Bummbumm rumfahren. Auch das stetige Sirren der Lastwagen ist fast weg.

In diesen Tagen, in denen unser Leben als Menschen runtergedimmt wurde, merkt man mit einem Mal, was wir uns mit unserem ständigen Unterwegssein, mit dem permanenten Produzieren und Konsumieren antun. Es ist nicht nur der Planet, der da leidet. Wir selbst sind in dieser, sich hektisch drehenden Spirale gefangen. Dieses Bewusstsein sollten wir uns auch nach Corona bewahren. Vielleicht ändern wir ja wenigstens ein bisschen was. Dann wäre der kleine Nutzen, von dem meine Oma sprach, sogar ganz schön groß.

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