Wer ist der Gullydeckel-Werfer?

Saarbrücken/Hannover. Eine Woche nach dem erneuten Gullydeckel-Wurf von einer Autobahnbrücke auf die A 8 bei Neunkirchen ist der Täter nach wie vor unbekannt. Nach Expertenmeinung lässt seine Tat aber auf eine gescheiterte Existenz mit großer Aggression schließen. Bis gestern hatte die Polizei noch keine neuen Ermittlungsergebnisse, teilte deren Sprecher Georg Himbert mit

Saarbrücken/Hannover. Eine Woche nach dem erneuten Gullydeckel-Wurf von einer Autobahnbrücke auf die A 8 bei Neunkirchen ist der Täter nach wie vor unbekannt. Nach Expertenmeinung lässt seine Tat aber auf eine gescheiterte Existenz mit großer Aggression schließen. Bis gestern hatte die Polizei noch keine neuen Ermittlungsergebnisse, teilte deren Sprecher Georg Himbert mit. Zur Ergreifung des Täters wurde eine Belohnung von 4000 Euro ausgesetzt. 2500 Euro gibt die Staatsanwaltschaft. Weitere 1500 Euro stammen von zwei Privatpersonen, "die nicht genannt werden wollen", sagte Himbert. Zur Person des Täters gebe es bislang keine neuen Hinweise. Ein Zeuge beschrieb einen Verdächtigen bereits als "männlich, etwa 1,80 Meter groß, kräftig" und dunkel gekleidet."Wer macht so etwas?", fragen sich unterdessen viele Saarländer, etwa die mittlerweile 175 Mitglieder der Facebook-Gruppe "Gullydeckel-Wurf-Zeugen gesucht".

Aussagen über eine unbekannte Täter-Persönlichkeit zu treffen, sei "sehr spekulativ", erklärte Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen mit Sitz in Hannover auf SZ-Anfrage. Das theoretisch mögliche Täterspektrum reiche von einer Jugendbande bis zu einer psychisch kranken Einzelperson. Dennoch: Worum es dem Attentäter gehe, meint Pfeiffer, sei Macht. Jenseits einer psychischen Erkrankung sei ein Minderwertigkeitsgefühl als Tat-Auslöser anzunehmen, sagte der Kriminologe. Als Täter komme jemand in Frage, "der sich ohnmächtig und gescheitert fühlt, der eine Wut auf die Allgemeinheit hat, einen Durst nach Macht ausleben will." Wer einen Gullydeckel auf eine Autobahn wirft und Tote in Kauf nimmt, "spielt Herr über Leben und Tod". Durch seinen Anschlag "Angst und Aufmerksamkeit" auszulösen und dabei unerkannt zu bleiben, verschaffe diesem Täter Genuss.

Für möglich, aber unwahrscheinlich hält Pfeiffer die Täterschaft Jugendlicher. Nach der Idee einer Bande, "mal etwas ganz Verrücktes, Verbotenes zu tun", sehe der Anschlag auf der A 8 eher nicht aus. Wahrscheinlicher als eine spontane "Mutprobe" sei eine gezielte Handlung, deren "fürchterliche Konsequenz" den Täter motiviere und befriedige. Gegen den Unbekannten ermittelt seit Montag die Sonderkommission "Gully" der Landespolizei wegen versuchten Mordes. Es wird vermutet, dass der Täter auch eine erste, vergleichbare Tat am 2. Juli auf der A 8 beging.Foto: Holger Hollemann

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