Literaturwissenschaftliche Ringvorlesung: Was Walther von der Vogelweide mit 68ern verbindet

Saarbrücken · Im Sommersemester bietet die Uni öffentliche Vortragsreihen. Der Eintritt ist frei. Am Montag 28. Juni, 19 Uhr, gibt es im Filmhaus, Mainzer Straße 8, als Teil einer literaturwissenschaftliches Ringvorlesung einen Vortrag von Prof. Wolfgang Haubrichs. Er lehrt Germanistische Mediävistik. „Schnauze – Peter Rühmkorf, Walther von der Vogelweide und der Geist von 68“ ist sein Thema.

„Jetzt will ich meine scharfe Klinge auch mal nutzen. / Wo ich sonst Klinken putzte, ein paar Federn stutzen“. So übertrug Rühmkorf in „Die Jahre, die ihr kennt“ ein an den Fürsten Leopold von Österreich gerichtetes Werk des Sängers Walther von der Vogelweide (ca. 1170 bis nach 1228), den er bewundernd „des Reiches genialste Schandschnauze“ nannte. Mitten in einer zehnjährigen Schaffenskrise sucht Rühmkorf, schon einer der profiliertesten Autoren der Zeit, nach einer neuen Sprache, die zugleich poetisch und politisch aktuell ist: Dies zuerst mit einer Sammlung freier, frecher, sexuell ungehemmter, politisch unkorrekter populärer Poesie, betitelt „Über das Volksvermögen“ (1967); dann aber in der übersetzenden, interpretierenden, subversiven Auseinandersetzung mit Walther und Klopstock. Das Buch „Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich“ (1975) war ein gewaltiger Erfolg: Es gab einen Vorabdruck in der „FAZ“, 20 000 erstverkaufte Buchexemplare, 40 Rezensionen, es wurde Spitzenreiter der SWF-Bestenliste … „Diese Übertragungen haben Schmiss, haben flotte Saloppheit und aggressive Chuzpe, sie haben den Walther-Drive …“(Peter Wapnewski). Wie viel vom „Geist von 68“ stammt, ist Thema im Filmhaus.

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