Serie Geht eine Galeristin ins Eiscafé . . .

Saarbrücken · Sie führte eine der interessantesten kleinen Galerien in Saarbrücken. Heute genießt Marlies Hanstein das Alter, wie sie sagt. Jetzt ließ sie sich trotzdem von der Künstlerin Gabi Wagner zu einem neuen Abenteuer überreden.

 Marlies Hanstein (links) hatte lange eine Galerie gegenüber des Saarlandmuseums. Jetzt hat sie mit der Künstlerin Gabi Wagner (rechts) die Ausstellung Kunst und Kuriositäten im Eiscafé am St. Johanner Markt aufgebaut.

Marlies Hanstein (links) hatte lange eine Galerie gegenüber des Saarlandmuseums. Jetzt hat sie mit der Künstlerin Gabi Wagner (rechts) die Ausstellung Kunst und Kuriositäten im Eiscafé am St. Johanner Markt aufgebaut.

Foto: Iris Maria Maurer

Kunstinteressierte werden sich noch an die Galerie Hanstein in der Saarbrücker Bismarckstraße erinnern können. Von Ende 1998 bis ins Jahr 2012 hat dort die gebürtige Nürnbergerin Marlies Hanstein hochwertige Ausstellungen von international bekannten Künstlern organisiert, wie von Antoni Tàpies, Eduardo Chillida oder Georg Baselitz.

„Das war eine tolle Zeit“, erinnert sie sich. Dabei wurde ihr der Kunsthandel nicht in die Wiege gelegt. „Aber ich war als Kind oft im Museum. Und ich war immer ausgesprochen glücklich dort“, erzählt sie. Marlies Hanstein, die als kleines Kind nach Saarbrücken kam, studierte Germanistik und Romanistik in Saarbrücken, wurde Realschullehrerin.

Nach ihrem Studium im Jahr 1971 arbeitet die junge Mutter bei der Volkshochschule, leitet dort verschiedene Kurse. „Zehn Jahre habe ich bei der VHS gearbeitet, dann konnte mein Mann als Lehrer nach Buc, in die Nähe von Paris, gehen“, berichtet sie weiter. Zuerst habe sie sich im nahen Paris wie eine Touristin gefühlt, dann aber doch eine Herausforderung gesucht.

Und so studierte sie an der renommierten École du Louvre Kunstgeschichte. Und heute noch ist sie ein bisschen stolz, dass sie nicht nur 1989 ihr Diplom gemacht hat, sondern für den Louvre und das Musée d´Orsay Kunsttexte übersetzt hat. Im Jahr 1990 ging die Familie zurück nach Saarbrücken und für Marlies Hanstein war es schwer, Abschied zu nehmen.

„In Saarbrücken bin ich dann erstmal in ein tiefes Loch gefallen. Bis ich die Idee hatte, eine Galerie zu eröffnen.“ Die Anfänge der Galerie Hanstein waren ganz vorsichtig und behutsam. Zuerst wurde im Dachgeschoss des Wohnhauses Kunst gezeigt. Dann aber war die Situation zu eng, und sie entschied sich, ein kleines Ladenlokal am Kieselhumes zu mieten. 1992 zog sie mit der Galerie in das Ladengeschäft. Dazu sagt sie heute: „Ich war sehr blauäugig, als ich die Galerie aufmachte. Aber ich bot auch Einrahmungen an. Das hatte ich in Paris gelernt.“

Und so lief ihre Galerie gut. So gut, dass sie Ende 1998 umzog. „Direkt gegenüber der Modernen Galerie war ein Laden, der mir immer gut gefallen hatte. Und eines Tages war ein Schild im Fenster, dass er zu kaufen war. Da dachte ich mir, jetzt musst du zugreifen“, erinnert sie sich lachend.

Die Zeit mit der Galerie in der Bismarckstraße war sehr wichtig für sie. „Es war wunderbar. Ich habe es geliebt. Ich habe mich schon morgens beim Aufstehen gefreut, die Galerie aufzuschließen“, sagt sie mit glänzenden Augen. Dass es ihr gelingen konnte, in ihrer Galerie hochkarätige, international bekannte und renommierte Künstler zu zeigen, lag auch daran, dass sie ihre guten Beziehungen nach Paris pflegte. „Ich habe mit der Galerie Lelong zusammengearbeitet“, erklärt sie. Und dann erzählt sie weiter, dass viele ihrer Kunden Freunde wurden, dass sie diese Zeit als große Bereicherung empfand. Im Jahr 2012 war trotzdem Schluss. Marlies Hanstein beendete ihre Galerietätigkeit, auch um sich um ihre Mutter zu kümmern.

Die Kunst hat sie aber nie mehr losgelassen. „Ich gehe oft in die Moderne Galerie oder in die Stadtgalerie, schaue mit dort die Ausstellungen an“, sagt sie. Und dass sie heute viel lese, gerne koche und mit ihrem Mann spazieren gehe. „Ich genieße das Alter“, sagt sie lächelnd.

Derzeit hat sie aber anderes zu tun. Denn ihre Nachbarin, die Künstlerin Gabi Wagner, kam mit einer außergewöhnlichen Idee auf sie zu. „Ich habe für zwei Wochen das Eiscafé De Lorenzo am St. Johanner Markt gemietet. Komm, mir machen Ebbes“, erzählt Gabi Wagner lachend.

Denn gemeinsam stehen die beiden derzeit in dem im Winter sonst leerstehenden Eiscafé und stellen Kunstwerke aus. Auf der einen Seite des Cafés sind filigrane, zarte Druckgrafiken und außergewöhnliche Digitaldrucke von Gabi Wagner zu sehen, auf der anderen Seite Kuriositäten von Marlies Hanstein. Denn sie stellt einige Gemälde und dazu zierliche Gläser, alte Geschirrservices und antike Handtaschen aus – „stilllebenartig“, wie sie sagt.

Und Marlies Hanstein genießt die Zeit. Sie plaudert mit Freunden, die vorbeikommen, erzählt mit Gabi Wagner, freut sich über interessierte Besucher und verweist dann auf das Alter ihrer Handtaschen. Und danach? „Dann werde ich wieder lesen, spazieren gehen und kochen“, antwortet sie lachend.

„Kunst & Kuriositäten“ am besonderen Ort, im Eiscafé De Lorenzo am St. Johanner Markt 37. Mit Kunst von Gabi Wagner und Kuriositäten von Marlies Hanstein. Bis 14. Dezember, 14 bis 19 Uhr.
https://gabi-wagner.blogspot.com

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