Vom Spiel mit dem König bis zur Übernachtung im Stammesdorf

Lebach/Saarbrücken · Der Spitzensport brachte Amateurin Helga Bühler-Hoffmann kein Geld und Werbeverträge ein, aber höchste Wertschätzung und schöne Begegnungen in aller Welt. Die Weitspringerin und Fünfkämpferin aus Saarbrücken wird heute 75 Jahre alt.

Lebach/Saarbrücken. Wenn Spitzensportler auf ihre älteren Tage von früher erzählen, dann klingt das oft Pathos-getränkt: kleiner Mensch bringt unter schwersten Bedingungen höchste Leistungen. Die saarländische Weitspringerin und Fünfkämpferin Helga (seit 1968: Bühler-)Hoffmann schätzt so etwas nicht. Sie mag es nicht, die Ergebnisse der 1950er und 1960er Jahre im Hier und Jetzt einzuordnen. Womöglich wäre die damalige "Miss Sechs-Meter" des Weitsprungs, die einer Vollzeitstelle beim Sportamt der Stadt Saarbrücken nachging, nun dank moderner Trainingsmethoden eine "Miss Sieben-Meter". Aber bitte: solche Mutmaßungen nicht mit ihr.Wichtiger für die Einordnung ihrer Karriere sind ihr die Titel und Berufungen, die kein Zweiter saarländischer Athlet vorweisen kann: zwei Mal deutsche Sportlerin des Jahres (1965 und 1966), Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis, Teilnahme an vier Europameisterschaften (zwei Bronzemedaillen) und vier Olympischen Spielen, davon drei als Sportlerin und 1972 in München als Betreuerin der deutschen Athletinnen. "Der ganz große Erfolg hat gefehlt", sagt sie lächelnd.

Bühler-Hoffmann trauert olympischem Gold aber nicht nach, denn Leistungsbereitschaft und Zuverlässigkeit hätten immer gestimmt. 1966, als die Leistungskurve sich neigte, machte sie Schluss. 66 Mal noch stand sie als Übungsleiterin neben Werner Zimmer vor den Kameras des SR-Fernsehens, um dem Publikum Turnübungen schmackhaft zu machen - "Üb mit, bleib fit", hieß die Serie.

Was der bekennenden Alt-Saarbrückerin, aber seit der Familiengründung in Lebach wohnenden Helga Bühler-Hoffmann in liebster Erinnerung blieb, sind Begegnungen und Reisen in alle Welt, die ihr der Sport ermöglichte: Das reicht von der Bus-Panne in Ghana, die zu einem unfreiwilligen Aufenthalt in einem Stammesdorf führte, bis zum Volleyball-Spiel mit dem griechischen König.

Bis heute hält Helga Bühler-Hoffmann freundschaftlichen Kontakt zu alten "Kampfgefährtinnen" wie Ingrid Mickler-Becker und Jutta Heine. Die Frauen reden nicht über alte Zeiten, sondern über Wichtiges von heute. "Frisch, fromm, fröhlich, frei", beschreibt Helga Bühler-Hoffmann ihren seit jeher währenden Gemütszustand, in Anlehnung an die Turnerfahne, die im Heim ihres bis heute geschätzten Vereins ATSV Saarbrücken hing. Sie ist dort Ehrenmitglied. Wenn sie Leichtathletik im Fernsehen schaut, dann findet sie das Geschehen "toll, aber aus einer anderen Welt". Helga Bühler-Hoffmann bewegt sich täglich, spielt Tennis, "um zu gewinnen", ist wendiger und schlanker als manche halb so alte Frau, wird heute 75 - und möchte aber bitte kein Aufhebens darum machen. Foto: ruppenthal

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