Armut deprimiert Viele Passanten möchten keine Bettler sehen
Saarbrücken · SZ-Straßenumfrage in der Saarbrücker City: Wer unterstützt den Plan der Stadtverwaltung, eine „bettlerfreie“ Zone einzurichten?
Die Stadtverwaltung plant eine bettlerfreie Zone (die SZ berichtete). Menschen, die am Straßenrand sitzen oder Passanten um Geld bitten, sollen nicht mehr zum Bild der City gehören. Die SZ fragte Passanten, was sie davon halten.
Carmen Bambach (63), Regierungsangestellte aus Spiesen Elversberg, sagte: „Ich finde eine bettlerfreie Zone in Saarbrücken angebracht. Meiner Meinung nach wird man zu sehr belästigt. Manche sind sogar so penetrant, dass man Angst bekommt.“ Das Betteln sei in Saarbrücken schlimmer geworden, was Saarbrücken nicht gerade attraktiver mache.
Bambach hat schon gute und schlechte Erfahrungen mit Bettlern gemacht: „Einmal habe ich einem Bettler etwas Geld gegeben, der hat sich riesig gefreut und sich ganz oft bedankt. Dann war da aber auch mal einer, dem ich einen Wurstweck schenken wollte. Der Bettler wollte diesen aber nicht, weil er ja nicht wüsste, was auf dem Weck drauf sei und ob man das auch essen könne. Er wolle lieber etwas Geld. Das hat er von mir aber nicht bekommen.“
Karin Bohlen (58), Krankenschwester aus Zweibrücken, erklärte: „Eine bettlerfreie Zone finde ich okay. Gerade eben noch haben wir eine junge Frau vor einem Geschäft sitzen sehen mit zwei Plastiktüten. Das schreckt ab. Am schlimmsten finde ich, wenn sie mit Kindern dort sitzen oder im Winter in dünner Kleidung.“
Auch Bohlen hat schon schlechte Erfahrungen mit Bettlern gemacht: „Ein junger Typ ist auf mich zugekommen und hat gefragt ob ich mal einen Euro für ihn habe. Ich verneinte mehrfach, und er sagte immer wieder, ich solle doch mal genauer nachschauen. Ich bin ein Mensch, der gerne gibt, aber in solch einer Situation nicht.“
Bohlen findet, dass das Betteln in der Saarbrücker Innenstadt zugenommen hat, vor sieben Jahren gab es ihrer Ansicht nach viel weniger Bettler als jetzt.
Felix Limberg (25), Student aus Saarbrücken: „Ich finde, das ist keine schlechte Idee, aber ich glaube nicht, dass das umsetzbar ist. Betteln kann man schlecht kontrollieren, und da stellt sich auch die Frage, wer soll das kontrollieren. Ich selbst habe noch keine schlechten Erfahrungen mit Bettlern gemacht, ich wohne in der Innenstadt, und bei uns im Flur schlafen ab und an mal Bettler. Ich habe einen Hund, und man kommt dann auch mal ins Gespräch wegen der Hunde. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass die Einzelhändler genervt sind, wenn da ständig jemand vorm Geschäft sitzt.“
Saskia Pauss (37), Rechtsanwaltsfachangestellte aus Heusweiler: „Ich finde gut, wenn das aggressive Betteln nachlässt, aber wenn die Menschen nur dasitzen oder Musik machen, stören sie mich nicht. Da sollte man unterscheiden.“ Auch Pauss hat schon schlechte Erfahrungen gemacht: „Ich gab mal einer Frau Geld, und eine Minute später stand sie wieder vor mir und fragte wieder ob ich ihr was geben könne, das war nervig. Was natürlich überhaupt nicht geht, wenn Kinder mitgenommen werden. Die haben dort nichts zu suchen. Bei Tieren habe ich keine Probleme, die sind meist gut erzogen.“
Christian Biegel (45) aus Püttlingen, Mitarbeiter des Finanzamtes: „Mich belästigen die Bettler nicht. Ich finde, das hält sich noch alles im Rahmen. In meinen Augen hat sich das Betteln in Saarbrücken auch nicht vermehrt. Schlechte Erfahrungen habe ich auch noch keine gemacht. Aber ich muss ehrlich sein, wenn ich einen kleinen Hund dort sitzen sehe, spende ich eher was. Aber wenn Kinder dasitzen, geht das gar nicht. Das sollte strikt verboten werden.“
Till Huppert (45) aus Tholey, Unternehmensjurist: „Ich bin selten in der Saarbrücker Innenstadt unterwegs. Deshalb kann ich nicht beurteilen, ob das Betteln zugenommen hat. Aber mich würde das nerven. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für ältere Menschen unangenehm oder auch beängstigend ist, in ein Geschäft zu gehen, vor dem Bettler sitzen. Für die Geschäftsleute ist das bestimmt nervig. Ich bin nicht gegen eine bettlerfreie Zone, aber auch nicht dafür.“