Orgelkonzert Viel Applaus für Orgelkonzert in der Saarbrücker Synagoge

Saarbrücken · Die Saarbrücker Synagoge ist mehr als gut besucht am frühen Sonntagabend. In dem annähernd voll besetzten Gotteshaus haben die Synagogengemeinde Saar gemeinsam mit den Veranstaltern der Saarbrücker Sommermusik zu einem Orgelabend geladen.

Die Zusammenarbeit der beiden Gruppen ist mittlerweile fester Bestandteil der Festlichkeiten rund um den „Europäischen Tag der jüdischen Kultur“, bei denen es am Vormittag eine Reinigung des jüdischen Friedhofs und nachmittags  eine Führung durch die Synagoge gab.

Kantor Benjamin Chait ist bei der Begrüßung sichtlich begeistert: „Dass wir heute ein Konzert auf unserer Orgel hören werden, ist eine tolle Sache. Nicht viele in Saarbrücken haben unsere hervorragend klingende Orgel bis jetzt gehört.“ Und die wird am Sonntagabend von Bernhard Leonardy, dekorierter Saarbrücker Musiker und Kantor der Basilika St. Johann, bespielt.

Das Konzert beginnt mit ruhigen, getragenen Klängen: Aus den auf beiden Seiten im vorderen Schiff der Synagoge aufgebauten Orgelpfeifen erklingt Felix Mendelssohn-Bartholdys Orgelsonate Nr.6 in d-Moll, die nach einem langsamen und zurückhaltenden ersten Satz im zweiten mit oftmals lang gezogenen tief dröhnenden Tönen das Haus erfüllt. Viele Besucher lauschen diesen mit geschlossenen Augen, scheinen ganz in die Musik versunken zu sein – denn viel zu sehen gibt es gerade nicht: Leonardy ist bei seinem Orgelspiel auf der Empore aus den Sitzreihen nicht zu beobachten.

Nachdem die Mendelssohn-Sonate mit einem romantisch und liedhaften Finalsatz verklungen ist, kommen die Anwesenden in den Genuss einer Uraufführung: Ludwig van Beethovens „Sinfonie Nr. 6 in F-Dur, op. 68“ – die „Pastorale“ – wurde von Leonardy eigens für dieses Konzert für Orgel umgeschrieben. In den rund vierzig Minuten der mit der prägnanten Tonfolge beginnenden Interpretation wird Beethovens Komposition gekonnt umgesetzt. Im vierten, allegro gespielten Satz, der Vertonung eines stürmischen Gewitters, scheinen die ansonsten warm klingenden Pfeifen zu schnaufen, den Wind regelrecht zu simulieren.

Doch man muss schon ein Freund der Orgelklänge sein, um hier nichts zu vermissen: Ohne die Bratschen und Bläser fehlt eben auch ein Großteil der Klangfarben eines Orchesters. Diesen offensichtlichen Kritikpunkt spricht Leonardy, der vom Publikum lautstarken Applaus erhält, am Ende selbst an: „Ich danke Ihnen für ihre Geduld, es fehlten natürlich die Bläser und das ganze Orchester – dafür sind nun aber alle Tasten und Register geputzt.“

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