Auto, Bus und Rad Gelbe Karte für Verkehrslage in Saarbrücken

Saarbrücken · Experte Heiner Monheim gehen die Entwicklungen in der Landeshauptstadt nicht schnell genug. Baudezernet Lukas hält dagegen.

 Vor allem was den Radverkehr angeht, liege in Saarbrücken vieles im Argen, sagt Verkehrsexperte Heiner Monheim. Die Landeshauptstadt hinke dabei anderen Städten wie beispielsweise Karlsruhe, wo dieses Foto aufgenommen ist, hinterher.

Vor allem was den Radverkehr angeht, liege in Saarbrücken vieles im Argen, sagt Verkehrsexperte Heiner Monheim. Die Landeshauptstadt hinke dabei anderen Städten wie beispielsweise Karlsruhe, wo dieses Foto aufgenommen ist, hinterher.

Foto: dpa/Uli Deck

Für Heiner Monheim kommt die Verkehrswende in Saarbrücken nicht schnell genug voran. Unter allen deutschen Großstädten habe die Landeshauptstadt den größten Autoverkehrsanteil. Das tue der Stadt nicht gut. „Wir haben Klimawandel, und deshalb muss die Stadt Hausaufgaben machen“, fordert der bundesweit renommierte Verkehrsexperte am Dienstag bei einer sehr gut besuchten Diskussionsveranstaltung des Presseclubs Saar zur Zukunft der Saarbrücker Mobilität. Vor allem die Verkehrssituation für Fußgänger und Radfahrer und den ÖPNV müsse die Stadt verbessern, mahnt Monheim, der seit den 70er-Jahren auf kommunaler, Landes- und Bundesministeriums-Ebene viele Verkehrsprojekte in diesem Sinne angeschoben hat und Saarbrücken im Rückstand sieht.

Saarbrücken mache doch schon viel, findet Baudezernent Heiko Lukas, der zweite Gast in der von den Journalisten Guido Peters und Johannes Schleuning (SZ) moderierten Diskussionsrunde im Museumsbistro Schönecker. Für Lukas ist eine der zentralen Aufgabe, dafür zu sorgen, „dass der öffentliche Raum attraktiver wird“. Der werde in großen Teil wild und unkontrolliert von viel Blech zugeparkt. Deshalb will er den ruhenden Verkehr „besser organisieren“. Man müsse eine attraktivere Stadt für alle Verkehrsteilnehmer schaffen, auch für die Autofahrer, dass der Verkehr geordneter fließe, betont er. Aber auch für den Fuß- und Radverkehr bringe man mit den bescheidenen Mitteln, die die Stadt hat, einiges voran. So lege man in jeder Straße, die erneuert werde, Fahrbahnmarkierungen und eine Extra-Spur für Radfahrer auf. Beispiel dafür sei die Lebacher Straße, wo man zudem das Tempo von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde gesenkt habe und ein Gutachten für den Lkw-Transitverkehr in Auftrag gegeben habe, um eine „rechtssichere Grundlage“ zu haben, ihn zu verbieten.

Lukas zählt weitere Projekte auf wie die roten Radstreifen auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke, den geplanten Radschnellweg von der HTW bis zur Uni, mit Fahrradstraßen-Abschnitten und einem separaten Radweg im Meerwiesertalweg. Das habe man alles im Verkehrsentwicklungsplan festgelegt. „Exzellent“ sei der, lobt Peter Häckelmann, ehemaliger langjähriger Leiter der Verkehrsabteilung im Stadtplanungsamt und dritter Podiumsgast. „Wenn man das, was da drin steht, in den nächsten zehn, 20 oder 30 Jahren umsetze, dann hätte Saarbrücken das Ziel erreicht, besser zu werden“, betont er.

Monheim ist das viel zu langsam. So viel Zeit habe man nicht mehr, man brauche Sofortmaßnahmen, mahnt er und macht Vorschläge. Ein Stück Fahrradstraße reiche nicht, das sei so wie 100 Meter Autobahn, Verkehrswege funktionierten nur in Netzen. Saarbrücken brauche 200 Fahrrad­straßen auf einmal. Das könne man in vier Monaten schaffen, da man dafür nur einen Beschluss brauche, Fahrbahnmarkierungen und Schilder, aber keinerlei Umbauarbeiten. Durch Fahrrad­straßen gehe der Radverkehrsanteil raketenartig nach oben, sagt Monheim, andere Städte hätten das längst gemacht.

 Heiner Monheim

Heiner Monheim

Foto: Monheim

Auch beim öffentlichen Verkehr müsse Saarbrücken Tempo machen. Schon vor 20 Jahren habe er in einem Gutachten für die Saarbahnstrecke nach Saargemünd geraten, Anschlussbusse von den Talstationen auf die Hügel, auf denen die Leute wohnen, einzurichten. Saarbrücken brauche ein viel dichteres Haltestellennetz, die Wege zu den Haltestellen seien in Anbetracht des demografischen Wandels viel zu lang. „Sie können noch so gute Verkehrsplaner haben, die dem beipflichten“, doch wenn man damit bei den politischen Mehrheiten gegen Wände renne, könne man das nicht so schnell machen, gibt Häckelmann zu bedenken. Deshalb komme man in Saarbrücken nur in kleinen Schritten voran.

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