Sponsorclub-Preisträgerin „Bei uns spielen die Jungs Gitarre am Strand“

Saarbrücken · Die Sopranistin Valda Wilson, Publikumsliebling am Staatstheater, erzählt, warum sie Pferde liebt und deutsche Männer interessanter findet als australische.

 Valda Wilson in einer Szene aus der Operette „Die Csárdásfürstin“. Für ihre Arbeit in der letzten Spielzeit bekam sie den Sponsor-Club-Preis.

Valda Wilson in einer Szene aus der Operette „Die Csárdásfürstin“. Für ihre Arbeit in der letzten Spielzeit bekam sie den Sponsor-Club-Preis.

Foto: Martin Kaufhold/SST/martinkaufhold.de ;Martin Kaufhold

Sommer 2005 in Sydney. Valda Wilson studiert Mathematik und Statistik, ihr Beruf als Marktforscherin scheint vorgezeichnet. Doch es kommt anders. Die junge Frau, die Wandergruppen durch Tasmanien führt, Pferde trainiert, Klavier und Querflöte spielt und schon als Kind im Chor singt, nimmt „just for fun“ klassischen Gesangsunterricht. Eines Tages fragt ihr Gesangslehrer: „Was willst du mit dieser Stimme anfangen? Du hast ein bombiges Instrument da drin!“

Sommer 2019. Wir sitzen im „Moccachili“, eines von Wilsons Lieblingscafés in Saarbrücken. Längst hat sie sich mit ihrem warmen Sopran in die Herzen der Menschen gesungen. Für die vergangene Saison hat sie den Preis des SST-Sponsorclubs in der Sparte Musiktheater bekommen. „Es fühlt sich wahnsinnig gut an,“ bekennt sie, „und es ist für mich die Bestätigung, dass es dem Publikum gefällt.“

Valda Wilson hat starke Wurzeln. Das Leben im Sommer auf der Farm der Eltern, fünf Stunden Autofahrt von Sydney entfernt, hat sie geprägt. „Das ist so eine wilde Landschaft, man braucht Pferde, um die Schafe und Kühe zu hüten.“ Kein Wunder, dass sie auch hier oft in der Natur unterwegs ist – ein wichtiger Ausgleich zu den anstrengenden Proben derzeit zu „Figaro“ – und das bei nicht selten 39 Grad im Raum.

Valda wandert mit Freunden an der Saarschleife oder am Kirkeler Felsenweg, sie nutzt die kurze Mittagspause zum Schwimmen im Schwarzenbergbad oder kocht mit Freunden, geht regelmäßig Salsa tanzen – und sie will demnächst wieder reiten.

Mit Pferden verbindet sie eine intensive Erfahrung: „Ich hatte mal ein Pferd – es hieß „Mystic – das war ein richtiger Angsthase. Ich habe lange und mit viel Geduld mit ihm gearbeitet, bis er mir vertraut hat.“

Wenn Valda Wilson heute mit Lampenfieber auf der Bühne steht, hilft ihr das Verständnis, das sie damals für das ängstliche Pferd aufgebracht hat, und sie weiß: Man darf vertrauen und sich auf die anderen, aber vor allem auf sich selbst, auf die Stimme, verlassen. „Diese innere Sicherheit kommt natürlich auch mit dem Alter und der Erfahrung,“ meint sie und ergänzt: „Es ist nicht gut, wenn junge Sänger so gepusht werden.“

Denn um eine Rolle auszufüllen, brauche man eine gewisse emotionale Reife, meint Wilson. „Wenn wir proben, bin ich oft den Tränen nah. Die Musik löst starke Gefühle in mir aus und ich lasse mich dann auch hineinfallen,“ gesteht sie. „In der Vorstellung aber muss ich mich mehr kontrollieren und eine gesunde Balance finden.“

Vermisst sie ihre Heimat Australien? Ja und nein. In den Ferien fährt sie meist nach Hause, ihre Eltern kommen oft nach Deutschland, ansonsten wird reichlich telefoniert, morgens nach dem ersten Kaffee und den Yogaübungen und vor den Proben am SST, die um 10 Uhr beginnen.

„Bei uns in Australien ist immer Sonne, die Jungs gehen surfen und spielen Gitarre am Strand. Ich finde die Männer hier spannender, sie haben mehr Tiefgang.“ Sie lacht lang und ausgiebig und sinniert dann: „Vielleicht liegt es am langen dunklen Winter, da hat man mehr Zeit zum Nachdenken.“

Man erlebt Valda Wilson als Sängerin, die sich begeistert und ihre Gesangspartien „Herzensrollen“ nennt – doch neben ihrer „Heart-to-Heart“-Stimme ist es sicher auch ihre Offenheit, die ihr den Weg ebnet und ihre Karriere befördert. Kürzlich hat sie auf einer Party einen 84 Jahre alten Jazzpianisten kennengelernt. „Nach zwei Gläsern Wein habe ich mich getraut und ihn gefragt, ob ich mitsingen darf. Ich liebe Jazz!“

 Valda Wilson hat ursprünglich Mathematik studiert. 

Valda Wilson hat ursprünglich Mathematik studiert. 

Foto: Martin Kaufhod/SST/martinkaufhold.de

Das Ergebnis dieses Abends: Im Januar 2020 werden die beiden nun in Herzogenaurach auftreten. „I’m a very busy Lady,“ erklärt sie lachend; sie braucht den Wechsel zwischen festem Engagement SST und den Gastspielen. Ihre neue Rolle am SST: die Contessa d’Almaviva in „Le Nozze de Figaro“; Premiere ist am 8. September.

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