Kolumne Umparken im Kopf

Die Werbekampagne, die Opel nach der Insolvenz vor sechs Jahren wieder ein positives Image bescheren sollte, scheint tatsächlich zu wirken.

Als Fahrer eines 18 Jahre alten Rüsselsheimer Kombis mit 300 000 Kilometern erhält man normalerweise eher selten Komplimente für das automobile Stilempfinden. Falls doch, dann auf indirektem Wege von Herren mit Rechtschreibschwäche, die eine viel zu bunte Visitenkarte in einem Plastiküberzug ans Fenster heften.

Doch in letzter Zeit häufen sich die direkten, aufrichtigen Begeisterungsbekundungen für das betagte Schlachtschiff. Es begann mit diesem Herrn aus Pirmasens, der mich an der Tankstelle auf den „schicken Kombi“ ansprach. Ich bezog das Lob damals auf die altmodisch-dezente Farbkombination aus Grünmetallic außen und Beige innen, die selbst die größte Gurke noch halbwegs nobel erscheinen ließe. Die schlicht-sachliche bis unauffällig-langweilige Karosserieform konnte es ja nicht sein. Nicht in der Zeit von dramatischen Blechfalten und riesigen Kühler-Schlunden.

Als ich wenige Tage später in Homburg versuchte, den ausladenden Fünf-Meter-Riesen in eine enge Parklücke zu zwängen, geschah es ein zweites Mal. „Mach bloß keinen Kratzer in den schönen Klassiker“, sagte ein Flohmarktbesucher im Vorbeigehen – ohne den kleinsten Hauch von Ironie in seinem Tonfall.

Offenbar hat der Opel Omega B das Tal des „gewöhnlichen Gebrauchten“ durchschritten und ist als Oldtimer anerkannt. Wurde auch langsam Zeit. Meiner bekommt immerhin in zwölf Jahren das H-Kennzeichen.

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