Ulrich Frisch aus Saarbrücken Mit Esprit für die europäische Idee

Saarbrücken · Ulrich Frisch setzt mit seiner Bürgerinitiative alles daran, dass am 26. Mai möglichst viele wählen gehen.

 Für Ulrich Frisch ist Europa aus Saarbrücken und insgesamt nicht mehr wegzudenken.

Für Ulrich Frisch ist Europa aus Saarbrücken und insgesamt nicht mehr wegzudenken.

Foto: BeckerBredel

Aus dem Saarland stammt er nicht, der Grafikdesigner und Werbekaufmann Ulrich Frisch. 1982 ist er nach Saarbrücken gekommen, vorher hat er in Frankfurt gelebt. Geboren ist er vor 63 Jahren in der Pfalz, in Neustadt an der Weinstraße. Das dürfe man hier ja eigentlich gar nicht sagen, meint er und nippt lächelnd an seinem Kaffee im Café am Schloss – die Grenze nach Frankreich nicht mehr weit. Saarland und die Pfalz. Aber ach was, wer denkt denn heute noch so verzopft? Leider viele, in anderen Maßstäben, und gar nicht als Spaß. Und darum ist der 26. Mai mit den EU-Wahlen ja auch so wichtig, sagt Frisch, wichtig für die Europäische Union, an der inzwischen immer mehr Populisten wie Salvini, Höcke und Le Pen nagen. Je kleiner die Wahlbeteiligung, desto stärker die radikalen Kräfte. Hoch war sie mit 54 Prozent im Saarland bei der jüngsten EU-Wahl 2014 nicht. Deswegen beweist Frisch viel Esprit, um die europäische Idee unter die Leute zu bringen.

Davon konnten sich in den vergangenen Wochen vor allem die Saarbrücker überzeugen – und auch viele Franzosen, die mit der gleichen Selbstverständlichkeit über die kaum noch spürbare Grenze in die Geschäfte strömen, mit der auch Frischs Sohn gerade in Barcelona lebt: Jeden Samstag geht Frisch mit seinen Mitstreitern auf die Straße unter die Leute. Dabei müssen sie auch mit Klischees aufräumen. Zum Beispiel, dass die EU die Krümmung der Banane vorschreibe. Erstens sei der Paragraf längst abgeschafft, sagt er, und zweitens habe der Handel die Regelung gefordert, nicht die EU. Frisch kämpft um jede Stimme, die abgegeben werden kann, egal für wen, die Hauptsache für die Freiheit, den Frieden, den Zusammenhalt, eine gemeinsame Währung, für das, wofür die EU steht. Von wegen Grenzen wieder dicht. „Wer heute noch glaubt, dass europäische Nationalstaaten allein im Großen noch was bewegen können, der ist mit dem Klammerbeutel gepudert.“ Wirtschaft, Umwelt, Klima, das geht nur noch gemeinsam. „Was immer Du wählst, wähle Europa“, zitiert er das Motto seiner Gruppe, die mittlerweile zwischen rund 180 Menschen im Verteiler hat. Sie besuchen die Treffen, beleben die Aktionen der Bürgerinitiative auf dem St. Johanner Markt und gestalten Flyer.

Die Bürgerinitiative, die sich ausschließlich über Spenden finanziert und überparteilich und unabhängig auftritt, nennt sich Pulse of Europe und entstand 2016 in Frankfurt aus einer Idee der Rechtsanwälte Sabine und Daniel Röder heraus. Sie verbreitet sich ziemlich schnell. Mittlerweile gibt es Ableger in rund 100 deutschen Städten und in anderen europäischen Ländern – auch an der Saar, wo sie aber ruhte. Frisch, im Alltag Inhaber einer Werbeagentur, hauchte ihr mit Freunden in Saarbrücken Ende 2018 neues Leben ein. Seit langem hatten sie sich regelmäßig privat getroffen, um über politische Themen zu diskutieren. Jetzt engagieren sie sich als Pulse of Europe. Und es läuft. Bornierte Kritik bleibe weitestgehend aus bis auf die eines Reichsbürgers, der in der Facebookgruppe der Initiative sticheln wollte. Frisch wischt mit der Hand durch die Luft. Geschenkt. Er lässt sich nicht so leicht einschüchtern, weiß aber auch, dass er mit einer weniger populären Idee wohl auf mehr Widerstand stieße. Aber den würde er auch noch in Kauf nehmen, weil er für Europa brennt. Das kann mit seinen vielen Zugreisen zusammenhängen, die er mit dem Interrail-Ticket schon in den Siebzigern unternommen hat, oder mit seinen vielen Freunden, die über den ganzen Kontinent verteilt leben. Vor allem aber ist das seine „generelle Einstellung zu humanistischen Werten“, wie er sagt, und das befeuere sein Engagement.

Noch zweimal vor der Wahl wird Frisch mit Pulse of Europe in Erscheinung treten. Am Samstag, 18. Mai, lädt die Bürgerinitiative zu einem Europa-Fest auf die Freundschaftsbrücke zwischen Klein- und Großblittersdorf mit Gypsy-Livemusik aus Saargemünd, einer Menschenkette und einer ADFC-Fahrradtour. Und am Samstag, 25. Mai, gibt es von ihr organisiert eine Fahrradtour nach Petite-Rosselle. Einen Tag später wird gewählt.

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