Fitnesss Trainieren wie Rocky Balboa

Saarbrücken · Der neue Trimm-Dich-Pfad an der Saar-Uni verspricht jede Menge Schweiß und Muskelkater. Ein Selbsttest.

„Schlechtes Wetter gibt’s nicht, es gibt nur schlechte Kleidung“, hat er immer gesagt. Mein Sportlehrer, ein Mann der ganz alten Schule, mit einer Miene aus Stein und einer Stimme so rau  wie das Wetter an einem verregneten kalten Novembertag. Derselbe Sportlehrer hat vielleicht auch die Studenten und Mitarbeiter des Hochschulsports der Uni Saarbrücken früher unterrichtet, die den neuen „Bewegungsparcours Campus in Bewegung“ planten und nun eröffnet haben. Jedenfalls waren sie, was das ideale Sportwetter angeht, einer Meinung mit ihm. Denn hier kann an 365 Tagen im Jahr bei Wind und Wetter draußen trainiert werden. Ein Trimm-Dich-Pfad ganz im Stil der 70er Jahre, knapp drei Kilometer lang, quer über den Campus, mit neun verschiedenen Stationen, um den ganzen Körper zu trainieren. Und das nicht nur für Studenten und Mitarbeiter der Uni, sondern für jeden, der das Bedürfnis hat, sich mal wieder richtig zu verausgaben.

Ich war nie wirklich einer Meinung mit meinem Sportlehrer. Bin eher ein Schönwetter-Sportler. Andererseits will ich aber mit dem Sport auch nicht wieder warten, bis es Mai ist, die Sonne scheint und es 20 Grad sind. Der Gürtel hatte schließlich auch schon mal mehr Löcher übrig. Also raus auf den Trimm-Dich-Pfad, auch wenn sich mittags der erste Schnee des Jahres mit Regen mischt. Einsteigen kann man auf dem Rundweg an jeder Station. Schilder weisen alle paar Meter den Weg über den Campus. Und an jeder Station gibt es Anleitungen zu den Übungen in drei Schwierigkeitsstufen. Los geht’s mit Balance-Übungen. Direkt vorne hängt ein breites, schwarzes Gummiband, über das ich balanciere. Der erste Schritt ist etwas wackelig, aber ich habe ein gutes Gefühl. Das war’s dann aber auch schon. Es folgen meine wild fuchtelnden Versuche, mich auf dem Band weiter als eine Fußlänge fortzubewegen. Dann doch lieber zur nächsten Übung, bei der das dünne Seil wenigstens aus Stahl ist und einen Handlauf hat. Nach ein paar kläglichen Klimmzügen und Hangelversuchen nebenan geht es weiter auf den Rundweg, vorbei am Parkhaus und an den Informatik-Hörsälen.

An Station zwei geht es wieder um Balance. Und wieder gibt es ein Gummiband. Daneben liegt eine leere Weinflasche, wahrscheinlich ein Überbleibsel der Asta-Party des Wochenendes. Bleibt nur zu hoffen, dass der oder die Arme nach dieser Flasche Wein nicht den Gang über das wackelige Gummi versucht hat. Daneben gibt’s Platten mit Stahlfedern darunter, auf denen man einfach nur gerade stehen soll. Wer hätte gedacht, dass es so schwierig sein kann, das Gleichgewicht zu halten? Gut durchgeschüttelt springe ich herunter und lande erst einmal in Körperlänge im Matsch. Der durchweichte Boden hat wenig Verständnis für sportliche Betätigung bei Regenwetter. Weiter geht’s mit Treppenlaufen. Wie bei Rocky Balboa geht es die mit Laub bedeckten Treppen hoch, einzelne Stufen kann ich leicht überspringen. Die Treppen enden am Eingang zur Mensa. Ob das ein Test ist? Soll hier der Wille trainiert werden, den Verlockungen des Buffets zu entsagen?

Danach geht’s die Treppe wieder runter. Der Pfad führt dann quer über den Campus in den Botanischen Garten. Dort geht es weiter mit den Klassikern: Liegestützen und Situps. Nach einer Strecke durch den Wald, Krafttraining für den Rücken und Sprints am Hang, komme ich unter einem Betongebäude raus. Dort wurde die Wand zu einer Kletterwand umgebaut. Bepackt mit Kamera und nassen, rutschigen Schuhen an den Füßen, lasse ich es dort aber lieber langsam angehen. Ein paar der bunten Griffe nach oben zu klettern reicht mir für heute. Manchmal hat das Suchen nach den kleinen Schildern, um den Rundweg nicht zu verlassen, ein bisschen was von Schnitzeljagd. Eine Schnitzeljagd, in der ich anscheinend nicht besonders gut bin. Denn laut Plan habe ich zwei Stationen verpasst. Das macht aber nichts, müde und geschwitzt bin ich trotzdem. Der Muskelkater am nächsten Tag wird die fehlenden Stationen bestimmt nicht vermissen.

Am Schluss komme ich wieder dort raus, wo ich angefangen habe. Bei meiner ersten Station, bei den Balance-Übungen. Vielleicht hatten die vielen Balance-Übungen einen Hintergedanken, denn eine gute Balance zu finden, ist nicht nur wichtig für Muskeln und Körper. Für viele Studenten kann das Uni-Leben heutzutage ein ganz schöner Balance-Akt sein, zwischen Vorlesungen, Arbeit, Freizeit und Klausuren. Und die Fitness sollte dabei schließlich auch nicht ganz vernachlässigt werden.

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