Tierschutz Tierschützer rufen zum Zirkusboykott auf

Saarbrücken · Unbekannte haben Werbeplakate fürs Saarbrücker Gastspiel überklebt. Damit begeben sich die Aktivisten juristisch auf dünnes Eis.

 Unbekannte Tierschützer haben Zirkusplakate überklebt. Bei dem Gastspiel sind Wildtiere in der Manege zu sehen. 

Unbekannte Tierschützer haben Zirkusplakate überklebt. Bei dem Gastspiel sind Wildtiere in der Manege zu sehen. 

Foto: Roland Nilles

Flächendeckend haben Mitarbeiter des von Tierschützern heftig kritisierten Weihnachtszirkusses für ihr Gastspiel auf den Saarbrücker Saarterrassen geworben. In vielen Städten und Gemeinden des Saarlandes hängen Plakate. Einige der großflächigen Reklamebanner sind Ziel jener geworden, die vehement gegen Tiere in der Manege protestieren.

So überklebten Unbekannte im Merziger Stadtteil Ballern die Tafeln mit der Aufschrift „Abgesagt wegen Tierquälerei“. Auch im Nachbarort Hilbringen waren Aktivisten am Werk. Wer dahinter steckt, ist bislang unklar.

Vertreter der Tierschutzorganisation Peta bestreiten einen Zusammenhang zwischen ihrer strikten Gegnerschaft, Tiere im Zirkus auftreten zu lassen, und der Plakatoffensive. „Wir streiten mit friedlichen Mitteln für ein Verbot“, erklärt dazu Yvonne Würz auf Anfrage. Sie ist  Fachreferentin in der deutschen Peta-Zentrale in Stuttgart. Mit Aufklärungskampagnen und Protesten gingen sie dagegen vor, sagt sie. Dazu zählten auch Demonstrationen an jenen Spielorten, wo Akrobaten mit Tieren auftreten.

Wildtiere haben nichts im Zirkus verloren“, gibt sich Würz überzeugt. Eine artgerechte Haltung sei einfach nicht möglich. Das gelte für Haustiere wie Ziegen und Hunde ebenso wie für Elefanten, Giraffen und Kamele, die aus ihrem natürlichen Lebensraum gerissen würden. „Oftmals stimmt das Umfeld im Zirkus überhaupt nicht, stehen die Tiere in ihren Zelten auf asphaltiertem Boden. „Und eine Dressur ist genauso wider die Natur“, ergänzt sie.

Deswegen poche ihre Organisation auf ein generelles Verbot von Tieren im Zirkus. Das sei aber bislang auf Bundesebene am Widerstand der CDU/CSU gescheitert. In vorderster Front habe sich der langjährige Unionsfraktionschef im Bundestag stark gemacht, dass Tiere weiterhin im Zirkus auftreten können. Würze: „Volker Kauder lehnt vehement ein Verbot ab. Er selbst bezeichnet sich als großer Zirkusfan, der auch Wildtierprogramme mag.“ Trotzdem setze Peta weiterhin darauf, dass deutschlandweit ein Gesetz in Kraft tritt, dass dem ein Ende setzt. So wie es in Italien auf den Weg gebracht wurde. Es sehe ein generelles Tierverbot vor.

Bis dahin appelliere die Organisation an Städte und Gemeinden, ein Zirkus-Wildtierverbot zu erlassen. Neben der aus Tierschützersicht alles andere als artgerechten Haltung spreche auch die Unfallgefahr gegen solche Aufführungen. Es habe bereits einige Zwischenfälle mit gravierenden Folgen für Mensch und Tier gegeben, sagt die Tierschutzvertreterin Würze.

Mehr als 100 Kommunen verhängten bereits solch ein Gastierverbot, darunter einige Berliner Bezirke, Bonn und Idar-Oberstein. Darum kritisiert Peta heftig die saarländische Landeshauptstadt. Der Stadtrat hatte im Juni 2017 ein wenige Monate zuvor in Saarbrücken erlassenes Wildtierverbot wieder gekippt. Darum konnte der Weihnachtszirkus bereits zum achten Mal hier seine Zelte aufschlagen.

Proteste deswegen organisierte Peta hier nicht. Nach Informationen von Sprecherin Lisa Kienzle konzentrierten sich ihre Demonstrationen diesmal unter anderem auf Gastspiele in Leipzig, Wiesbaden und Heilbronn. Trotzdem versammelten sich Gegner vor dem Eingang des Saarbrücker Zirkuszelts. Diese seien aber nicht auf Initiative der Organisation gekommen.

Joanna Weisheit, Sprecherin des Saarbrücker Weihnachtszirkusses, bestätigt, dass es einen Protest gab. „Etwa zehn Leute haben davor gestanden und Zettel an Zuschauer verteilt.“ Dadurch habe sich aber niemand abbringen lassen, die Vorstellung zu besuchen.

Sie widerspricht energisch, dass die Tiere ihres Zirkusses nicht artgerecht gehalten würden. Die Artisten führen zurzeit zwei Elefanten, vier Kamele, zahlreiche Hunde, Ziegen, Ponys und Pferde mit. Die überklebten Plakate wollen Kollegen rasch wieder in Ordnung bringen.

Bei der Plakataktion der anonymen Tierschützer könnte es sich durchaus um eine Sachbeschädigung handeln, wie der Saarbrücker Staatsanwaltssprecher Dennis Zahedi sagt. Sollten die Täter also ausfindig gemacht werden, droht ihnen womöglich eine Strafe.

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