Ein Saarbrücker tourt mit dem Fahrrad durch 20 Länder Theo hat Respekt vor den eigenen Reiseplänen

20 Länder und 20 000 Kilometer in einem Jahr: Fabian Theobald hat Großes vor. Seine Partnerin Judith Rachel berichtet regelmäßig darüber.

 Es ist eine Reise raus aus der saarländischen Komfortzone: Fabian Theobald mit Fahrrad und Zelt irgendwo auf dem Balkan. Er macht sich mittlerweile Gedanken, ob sein Plan wirklich aufgeht. Das Visum für den Iran war zum Beispiel zum Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, noch nicht bewilligt.

Es ist eine Reise raus aus der saarländischen Komfortzone: Fabian Theobald mit Fahrrad und Zelt irgendwo auf dem Balkan. Er macht sich mittlerweile Gedanken, ob sein Plan wirklich aufgeht. Das Visum für den Iran war zum Beispiel zum Zeitpunkt, als dieser Artikel geschrieben wurde, noch nicht bewilligt.

Foto: Fabian Theobald

„Ganz schön mutig!“ Das höre ich in immer wieder, wenn ich Theos Radtour nach Vietnam erwähne. Aber auch wenn ich von meiner Reise erzähle: drei Wochen, über den Balkan, alleine, mit Zug, Bus und Schiff. Während ich mich, auf der Fähre von Rhodos nach Thessaloniki, immer weiter von ihm entferne, sendet Theo seinen neuen Newsletter in die Welt: „Zum ersten Mal beginne ich wirklich Respekt vor meinen Reiseplänen zu bekommen“, schreibt er. Von außen betrachtet klingt es wohl merkwürdig, dass einem das erst nach zweieinhalb Monaten Fahrt über den Balkan, alleine, mit dem Fahrrad, einfällt. Doch ich kann ihn verstehen. Hätte ich mir jede mögliche Reise-Widrigkeit vorher klargemacht, wäre ich daheim bei meinen Katzen geblieben: Mit dem Zug durch rumänische Landschaft zu fahren ist romantisch – 12 Stunden bei geschlossenen Fenstern nicht so sehr. Fremde Sprachen sind spannend – als ich nach Mitternacht an der griechisch-bulgarischen Grenze Krach mit dem Busfahrer kriege, wünsche ich mir, die ganze Welt spräche Saarländisch.

Bei unserem Treffen in Marmaris hat Theo mir erzählt, wie sich seine Art, die Reise anzugehen, allmählich ändert. Bisher waren seine Tage davon geprägt, voranzukommen.  „In der Türkei habe ich zum ersten Mal realisiert, dass ich mich mit jedem Tag weiter von meiner Heimat entferne und das Leben so viel anders ist, als ich es von zu Hause gewohnt bin.“ Ja, an manchen Tagen ist es einfach anstrengend, durch fremde Städte zu laufen, während man sich sprachlich nur auf Kleinkindniveau verständlich machen kann. Zum Glück gibt es das Internet. Das hilft beim Mutig sein. Auf der praktischen Seite, beim Finden von Wegstrecken und Übersetzungen. Und auf der emotionalen Seite, als Anker nach Hause, Netzwerk mit Gleichgesinnten und Inspirationsquelle. „Ich lese, dass andere Ihre Reise unterbrechen, die Pläne ändern oder gar ihre Reise abbrechen“, erzählt Theo.  Das inspiriert ihn, über eigene Schwierigkeiten zu reflektieren: dass die Straßenhunde ihn noch lange im Kopf heimgesucht haben; über die Unsicherheit, ob der Reiseplan aufgeht – Chinas Grenzen sind wegen Covid-19 noch geschlossen, das Visum in den Iran bisher nicht bewilligt. Er hat erkannt, dass ihn seine Art des Reisens aus seiner Komfortzone herausbringt. „Da muss ich nicht Wildcampen!“, sagt Theo. Um sich nicht am Ende doch noch von der „Angst vor der eigenen Courage” abschrecken zu lassen, helfen ein paar Strategien: Übernachtungsmöglichkeiten, die einen ruhig schlafen lassen; genug Desinfektionsspray für Zug- und Bahnhofsklos; und viel Humor, egal ob im Umgang mit grantligen Busfahrern oder dem eigenen Sprechvermögen. Und manchmal auch die Erinnerung daran, dass, Zitat Theo, „ich diese Reise für mich mache und nicht für eine taffere Version von mir.“

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