Programmvorschau fürs Theaterschiff Maria-Helena Auf dem Theaterschiff wird es auch politisch

Saarbrücken · Kultur, Ahoi! Das Theaterschiff Maria-Helena startet in die Saison 2022. Dabei geht es unterhaltsam zu, aber auch Klimaschutz und Demokratie sind als Themen an Bord.

 Das Theaterschiff Maria-Helena startet in die Saison und liegt enterbereit am Saar-Ufer bei der Alten Brücke.

Das Theaterschiff Maria-Helena startet in die Saison und liegt enterbereit am Saar-Ufer bei der Alten Brücke.

Foto: Sophia Schülke

Klar Schiff gemacht haben Frank Lion und Barbara Bruhn schon längst. Wenn der Mai beginnt, soll auch die Saison wieder losgehen auf der Bühne ihres Theaterschiffs Maria-Helena und der kleinen, schwimmenden Open-air-Bühne Encore.

Gerade im Wonnemonat heißt es voll Stoff voraus, wie die Schiffseigner und Theatermacher bei der Programmvorstellung unter Deck verkünden. Was passt besser zu einem Schiff, selbst wenn es gar nicht ablegt, als die Odyssee? Frank Lion selbst hatte den Mythos in der Fassung eines dänischen Autor als Monodrama im vorigen Herbst für Kinder ab zehn Jahre und Erwachsene inszeniert.

„Eva Kammigan wuppt im Odysseus von Kim Nørrevig ein Dutzend Rollen und verzaubert das ganze Theaterschiff“ zeigte sich die Kritikerin unserer Zeitung begeistert. „Weil es so toll ist und bisher erst acht Mal gespielt wurde, nehmen wir es jetzt wieder auf“, sagt Barbara Bruhn, Lions Partnerin auch als Produzentin.

Neben zwei Vormittagsvorstellungen für Schulen wird es am Donnerstag, 5. Mai, um 19.30 Uhr auch eine Abendvorstellung für Erwachsene geben.

Gleich danach geht es weiter mit drei Produktionen für Jugendliche und junge Erwachsene, die sich mit Demokratie und politischen Themen auseinandersetzen. Den Auftakt macht Dominik Bloh am 6. Mai um 19.30 Uhr mit einer Lesung aus seinem autobiografischen Buch „Unter Palmen aus Stahl – Die Geschichte eines Straßenjungen“.

Über zehn Jahre lebte Bloh, Jahrgang 1988, als Obdachloser auf den Straßen von Hamburg. In seinem Buch, das zum Bestseller wurde, erzählt er wie es dort zugeht und wie er es schaffte, sein Leben mutig in die Hand zu nehmen und sich da herauszuarbeiten.

Produktion Nummer zwei heißt „Sex, Drugs, Geschichte, Ethik & Rock ‘n’ Roll“ und ist ein Aufklärungsstück des Frankfurter Theaters Grüne Soße. Am 20. Mai kommen die Frankfurter damit zu einer Aufführung auf die schwimmende Freilichtbühne Encore.

Dritte in der Reihe ist die Truppe vom Urania Theater Köln. Sie zeigt am 31. Mai vormittags und abends das international erfolgreiche Theaterstück „Gegen die Demokratie“ des Spaniers Esteve Soler. Er führe uns in sieben Szenen absurde Entwicklungen der heutigen Gesellschaft auf makaber-amüsante Weise vor Augen, sagt Frank Lion. Da gehe es etwa um ein Elternpaar, das seinen Sohn nachts aufwecke, um ihm zu eröffnen, dass er ungewollt und unrentabel sei und deshalb nun erschossen werde.

„Wir wollten die drei Gastspiele unbedingt machen“, erklärt Barbara Bruhn. Deshalb hätten sie sie schon gebucht, als sie noch gar nicht sicher gewesen seien, ob sie dafür Fördergelder bekämen.

Zwei saarländische Gastspiele runden das Programm des ersten Halbjahrs ab: Am 22. Mai um 16 Uhr laden Bruhn und Lion noch einmal das Musiktheater Talomini ein, zwei junge Mulitiinstrumentalistinnen, die als Gast die Pinanistin Günes Oba mitbringen. Unter dem Motto „Träum mal richtig hin“, führt ihr Musikstheaterstück für Kinder auf eine aufregende Reise in die Welt der Träume, wo es „zauberhafte Dinge und fabelhafte Wesen“ zu entdecken und „Wunderbare Gänsehaut und Grusel“ zu erleben gibt.

Am 19. Juni , 15 Uhr gehört noch einmal Eva Kammigan die Bühne. Diesmal hilft sie in ihrem Soloprogramm „Jenny Hübner greift ein“ für Kinder ab sieben Jahren (Regie: Corinna Preisberg) mit einem Sondereinsatzkommando jungen Leseratten, die sich in die Abenteuergeschichten ihrer Bücher verstrickt haben und nicht mehr loskommen.

„Die Maria-Helena wird dieses Jahr 111 Jahre alt“, sagt Frank Lion, der die alte Peniche nun auch schon seit 15 Jahren als Theaterkahn betreibt. Das schreit ja fast nach einer Jubiläumsfeier. Geplant sei noch nichts. Auch ein Encore-Festival wie im Vorjahr, als Kulturstiftung und Regionalverband wegen der Pandemie-Nöte der Kulturszene Geld für Theater auf dem Wasser locker machten, wird es 2022 nicht geben. „Wir haben dieses Jahr keine Fördergelder für ein Encore-Festival bekommen, werden aber im nächsten Jahr, 2023, wieder ein großes veranstalten“, kündigt Barbara Bruhn zuversichtlich an.

Aber halt, eine große Sache gibt es 2022 doch noch: „Auf die Plätz! Endlich! Los! – Theaterstaffellauf fürs Klima“ heißt die Aktion, die am 1. Mai bundesweit gestartet ist, und an der sich laut Frank Lion 48 Stadt- und Staatstheater sowie freie Gruppen und Häuser beteiligen.

In zwei Staffelläufen – einer auf einer West-, der andere auf einer Ostroute – gehe es darum, jeweils Bäume mit Wurzeln und Erde von Recklinghausen bzw. von Kiel aus nach Augsburg möglichst klimaneutral, also etwa auf Lastenrädern, zu transportieren. Unterwegs gestalten die Theater an je knapp 20 Stationen Klima-Aktionen.

 Eva Kammigan spielt wieder ihren viel gelobten „Odysseus“.

Eva Kammigan spielt wieder ihren viel gelobten „Odysseus“.

Foto: Iris Maria Maurer
 Benjamin Jupé spielt für Natur- und Umweltschutz.

Benjamin Jupé spielt für Natur- und Umweltschutz.

Foto: Werner Johann/W.Johann

In Saarbrücken, wo der West-Tross am 15. Mai ankommt, will das Theaterschiff mit dem Netzwerk Entwicklungspolitik Saar (NES ) ein Programm gestalten. Unter anderem mit einem Cello-Konzert des Saarbrücker Musikers und Umweltschützers Benjamin Jupé. Anliegen der Aktion sei es, so Frank Lion, „mehr Nachhaltigkeit in die Theater zu bringen“.
www.theaterschiff-maria-helena.com
www.instagram.com/theater_staffellauf/

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