Eine Kultur-Frau mit vielen Talenten Theaterregisseurin bringt Disney auf die Bühne

Saarbrücken · Die junge Kulturunternehmerin Jenny Theobald steckt voller Tatendrang. Ihr neuestes Projekt: Ab September führt sie viermal die Disney-Gala „Once upon a dream“ in drei saarländischen Kommunen auf.

 Jenny Theobald ist eine umtriebige Theatermacherin in der freien saarländischen Szene.

Jenny Theobald ist eine umtriebige Theatermacherin in der freien saarländischen Szene.

Foto: Sebastian Dingler

„Es gibt unfassbar viele Talente im ganzen Land, die gar nicht wissen, dass sie auf eine Bühne gehören“, meint Regisseurin, Theaterpädagogin und Schauspielerin Jenny Theobald. Das sei schon ihr Credo gewesen, als sie vor acht Jahren mit Tim Ganter das Unternehmen IntensivTheater gründete.

Heute ist die bei Saarlouis aufgewachsene Kulturschaffende selbständig mit ihrem Kulturunternehmen Kaleidoskopia. Was schier unmöglich erscheint: Theobald stellt neben kleineren Projekten ein bis zwei richtig große Produktionen pro Jahr auf die Beine. Und dabei kommen eben immer wieder mal neue Talente auf die Bühne. In Kürze wird viermal die große Disney-Gala „Once Upon a Dream“ aufgeführt: Am 6. September in der Stadthalle Merzig, am 15. September im Saalbau St. Wendel und am 28. und 29. September im Haus für Kultur in Hülzweiler. Das bedeutet, außer bei der letzten Aufführung: Das Bühnenbild transportieren und neu aufbauen, alles justieren und das Orchester neu verkabeln. „Das ist immer ein riesiger logistischer Aufwand.“

Allein deswegen träumt Theobald davon, ein eigenes Theater zu besitzen. Aber bis es vielleicht irgendwann mal so weit ist, muss sie eben ihre Herzensprojekte an verschiedenen Orten aufführen. Neben der kräftezehrenden Organisation der Theater- oder Musical-Produktionen ist die Theatermacherin auch als Dozentin unterwegs und gibt an verschiedenen Institutionen Kurse im Darstellenden Spiel, Schauspiel und kreativen Schreiben. Studiert hat sie Theaterpädagogik mit Schwerpunkt Regie in Homburg – tatsächlich gab es dort mal diese Möglichkeit an der Artefix Kunstschule. Während ihres Studiums war Theobald mit Praxisprojekten in ganz Deutschland zugange. Aber die familiären Bindungen zogen sie nach dieser Zeit wieder ins Saarland zurück: „Ich spüre meine Wurzeln hier doch ziemlich deutlich und will sie nicht aufgeben.“

Jetzt lebt sie in Beckingen bei Merzig. Als Erstes, damals noch zusammen mit Ganter, führte die Regisseurin 2016 das Musical Jesus Christ Superstar auf. Danach kam „Der kleine Horrorladen“ sowie eine große Musical-Gala. Während der Pandemie trennten sich dann die Wege der beiden Theatermacher. Theobald stellte zunächst ein von ihr selbst geschriebenes Stück auf die Beine: „Nach Nimmerland“. Theobald: „Das war eine etwas modernere Adaption der Peter-Pan-Geschichte, als Auftragsarbeit für die Stadt Merzig.“

Als Zweites nahm sich die Schauspiel-Enthusiastin eine Adaption von Charles Dickens’ Christmas Carol vor und machte ein Musiktheaterstück daraus. Zu Weihnachten wird diese Version nun auf anderen Bühnen aufgeführt. „Das ist jetzt schon eine Tradition geworden im vierten Jahr“, freut sich Theobald. Ihre Begeisterung für Tolkiens Welt des „Herr der Ringe“ mündete im Jahr 2022 in ein szenisches Konzert unter dem Titel „Der Klang von Mittelerde“. Dafür brachte sie mit ihren Kollegen, der Musiklehrerin Ulrike Bleif, der freien Künstlerin und Choreografin Sarah Presti, dem Musiker Martin Herrmann und dem Dirigenten Pierre Petit ein 40-köpfiges Orchester zusammen, das Musik aus den Tolkien-Filmen auf der Burg Siersberg und der Hülzweiler Freilichtbühne darbot.

Drumherum strickte Theobald eine nicht ganz einfache Rahmenhandlung: „Das war eine lyrische Herausforderung, sechs Filme auf zwei Stunden herunterzubrechen. Man war dann plötzlich vom Auenland in Mordor innerhalb von einer Viertelstunde. Aber es hat funktioniert!“ Von Mittelerde bis zum Mittelalter ist es nicht weit, und so verwundert es nicht, dass Theobald gerne auch Mittelalterspektakel organisiert, wie etwa Ende Juli auf der Burg Siersburg. In den vergangenen Jahren hatte sie sich ebenfalls mit einem historischen Stoff befasst und – wieder gemeinsam mit dem Mittelerde-Team – das Musical „Dracula“ auf die Bühne gebracht.

Nun aber der Schwenk ins Amerika des 20. Jahrhunderts, in die Welt von Walt Disney. Mit ihren Kolleginnen Presti und Bleif präsentiert Theobald die entsprechende Gala natürlich wieder als Musiktheater. Die Regisseurin will aber nicht einfach ein Lied nach dem anderen aneinanderreihen. Sie will vielmehr das Publikum an einem roten Handlungsfaden durch den Abend führen. Außerdem ist es ihr wichtig, dass nicht nur Songs aus den üblichen Disney-Klassikern präsentiert werden, sondern auch Stücke aus unbekannteren Filmen. „Die sind, was die Orchestrierung betrifft, wirklich aufwendig und schön und sehr besonders“, schwärmt Theobald.

Wie immer bei ihren Aufführungen üblich, soll auch dieses Mal eine eigene Themenwelt drumherum aufgebaut werden: „Da können die Leute durchstreifen und mit den Darstellern schon in Kontakt kommen. Es gibt oft auch Walking Acts, die in ihrer Rolle und in ihrem Charakter agieren.“ Man darf also darauf gespannt sein, wie Theobald und Kaleidoskopia ihr Publikum in die Disney-Welt entführen.

Weitere Infos auf kaleidoskopia.org