Verkehr Stadtautobahn Tempo 60 auf der Saarbrücker Stadtautobahn?

Saarbrücken · Das Bürgerforum wirft dem saarländischen Verkehrsministerium vor, zu Lasten der Bürger ein Tempolimit zu verhindern.

 Von der Stadtautobahn gehen zu viel Lärm und zu viele Schadstoffe aus, sagt das Saarbrücker Bürgerforum.

Von der Stadtautobahn gehen zu viel Lärm und zu viele Schadstoffe aus, sagt das Saarbrücker Bürgerforum.

Foto: BeckerBredel

Tempo 60 auf der Stadtautobahn in Saarbrücken? Keine gute Idee – findet das saarländische Wirtschafts- und Verkehrsministerium. Und das hat Ministerin Anke Rehlinger (SPD) dem Saarbrücker Bürgerforum, das eine solche Regelung fordert, Ende August auch so mitgeteilt. Auf der Saarbrücker Hauptverkehrsader generell „Tempo 30“ einzuführen, sei nicht sinnvoll, ja sogar schädlich, heißt es in einer internen „Beurteilung der Bitte nach einer Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit“ des Ministeriums (wir berichteten).

Nun hat Klaus Fuhs vom Vorstand des Bürgerforums die Post aus dem Ministerium beantwortet. „Wir bedauern sehr, dass die Bitte um Geschwindigkeitsreduktion von 80 auf 60 km/h auf der A 620 im City-Bereich Saarbrückens abschlägig beschieden wurde“, schreibt Fuhs. Das Ministerium berücksichtige bei seiner Entscheidung „lediglich die Lärmimmissionen“. Man sei überrascht, dass das Ministerium „mit keinem Wort auf Abgase und Feinstaub eingegangen“ sei.

Aber selbst bei der Bewertung des Lärms habe das Minsterium nicht sauber gearbeitet. So sei der  Lärmpegel an der Berliner Promenade und an einigen Stellen am Staden gemessen worden. Die Werte von  61 und 68 Dezibel tagsüber und „selbst nachts an der Berliner Promenade noch 59,5 Dezibel“, schreibt Fuhs, seien mit den Richtwerten der Lärmschutzrichtlinie aus dem Jahr 2007 abgeglichen worden, „ohne dabei zu berücksichtigen, dass mittlerweile das nationale Verkehrslärmschutzpaket“ aus dem Jahr 2010 eine Lärmreduzierung „auch bei bestehenden Fernstraßen um drei Dezibel  bis zum Jahr 2020 vorsieht“. Das sei auch notwendig, weil „die Gesundheit der Menschen durch permanenten Lärm, der über 60 Dezibel geht, erheblich beeinträchtigt  wird“, schreibt Fuhs.

Weil aber die vom Ministerium festgestellten „Lärmpegel die Richtwerte von 2007 nicht überschritten, sind wohl offensichtlich auch keine Lärmsanierungsmaßnahmen wie Lärmschutzwände oder gar Flüsterasphalt erforderlich“, mutmaßt das Bürgerforum. Die Ministerin schreibe dazu kein Wort. „Dabei würde eine Geschwindigkeitsreduktion auf 60 km/h je nach Verkehrsdichte zwei bis fünf Dezibel weniger Lärm verursachen“, sagt Fuhs.

Nach Berechnungen des Ministeriums, zitiert Fuhs den Brief aus Rehlingers Ressort, seien nicht 60 km/h, sondern 70 bis 90 km/h die optimale Geschwindigkeit, um die Kapazität der Autobahn auszulasten. Das Ministerium spreche von einem „Ziehharmonika-Effekt, wenn der hurtige Autofahrer durch 60 km/h unter der Luisenbrücke ausgebremst wird und es somit zu Wellen höherer Verkehrsdichte kommt“. Fuhs hält dagegen: „Eine gleichbleibende Geschwindigkeit von 60 km/h würde allerdings diese Wellen auf ein Minimum reduzieren und den allzu kurzen Autobahnzu- und abfahrten die Unfallträchtigkeit nehmen.“

Auch dass das Ministerium in seinem Brief davon ausgeht, dass „eine konsequente Geschwindigkeitsüberwachung vonseiten der Polizei nicht zu bewerkstelligen sei“, irritiert das Bürgerforum. Fuhs: „Wieso fest installierte Radarkontrollen hier nicht möglich sein sollen, wird aus der vorliegenden Argumentation nicht ersichtlich.“ Ebenso wie es nicht klar sei, warum nicht auch die Autoabgase und die Feinstaubbelastung gemessen wurden. „Es ist zu befürchten, dass im 500-Meter-Umkreis links und rechts der Autobahn die zulässigen Grenzwerte weit überschritten werden, doch dies wissen wir nicht, da die beiden nächstgelegenen offiziellen Messstationen außerhalb dieses Umkreises liegen“, schreibt Fuhs.

Ein Temporeduzierung von 80 auf 60 km/h koste die Autofahrer auf diesem nur 1,5 Kilometer langen Autobahnteilstück 23 Sekunden, hat das Bürgerforum ausgerechnet. Das sei zumutbar, um „gesundheitlichen Folgekosten für die Saarbrücker Bürger“ zu vermeiden. Daher hoffe man, dass die Ministerin ihre Entscheidung überdenkt.

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