Tag des offenen Denkmals Zweimal sollte er abgerissen werden

Regionalverband · Am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 8. September, wird der ehemalige Saarbrücker Denkmalpfleger Hans Mildenberger auf dem Platz vor dem Schwarzenbergturm über die Geschichte des Turmes referieren.

 Der Schwarzenbergturm. 

Der Schwarzenbergturm. 

Foto: Michael Botor

„Modern(e) Umbrüche in Kunst und Architektur“ – so lautet das Motto des „Tages des offenen Denkmals“ am Sonntag, 8. September. Es erinnert an die Gründung des Bauhauses vor 100 Jahren, lädt aber gleichzeitig dazu ein, Umbrüche und das Moderne in historischen Gebäuden zu entdecken.

Eines dieser neu zu entdeckenden Gebäude ist in diesem Jahr der Schwarzenbergturm. „Er ist eines der wenigen Bauwerke im Regionalverband, die genau in dieser Zeit errichtet wurden“, begründet Hans Mildenberger, ehemaliger Denkmalpfleger der Saarbrücker Stadtverwaltung, seine Wahl.

Daher wird  Mildenberger am kommenden Sonntag um 11.30 Uhr und um 13 Uhr vor dem Turm einen Vortrag über die Turm-Geschichte halten. „Die Recherche war schwierig, denn tatsächlich gibt es kaum Material über den Turm. Und viele Texte wiederholen sich“, erklärt Mildenberger. Daher haben er und sein Team, Michael Botor und Marco Arnone, lange und in vielen Schränken suchen müssen, um doch noch zu erstaunlichen Ergebnissen zu kommen. Botor und Arnone sind im Bauderzernat zuständig für Archivarbeit – dank eines Projektes des Zentrums für Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach (ZBB).

„Der Schwarzenbergturm wurde Ende der 1920er Jahre als Aussichtsturm vom damaligen Verschönerungsverein St. Johann geplant. Den Naturfreunden hat das aber gar nicht gepasst, man fürchtete um die Waldesruh“, erklärt Mildenberger und schmunzelt.

Der Verschönerungsverein setzte sich jedoch durch, und dreieinhalb Monate nach Grundsteinlegung wurde der Turm bereits am 12. Oktober 1930 eingeweiht. „Er ist damals in nur sechs Wochen mit einer ganz neuen Gießmastanlage gegossen worden“, berichtet der Denkmalpfleger weiter.

Dazu wurde ein Mast, ähnlich wie ein Kran, aufgebaut, der als Aufzug für den Beton funktionierte. Aus bis zu 40 Metern Höhe wurde der Beton anschließend in die Verschalung gegossen. Als der Turm durch die Saarbrücker Baufirma Heinrich Lenhard fertiggestellt war, wurde er dann doch sehr schnell zum beliebten Ausflugsziel. Daher befand sich in den ersten Jahren auch ein kleiner Verkaufskiosk in der Eingangshalle, wo insbesondere auch Postkarten vom Turm angeboten wurden.

Obwohl im Zweiten Weltkrieg geplant war, den Turm wie das Winterbergdenkmal zu sprengen, entging er diesem Schicksal. Allerdings sollte der 46 Meter hohe Turm in den 1960er Jahren einem Fernsehturm weichen. „Dieser Sendeturm sollte eine Höhe von 300 Metern haben, knapp einhundert Meter höher als der ähnliche Fernsehturm in Stuttgart. Der wäre so hoch geworden wie der Eifelturm in Paris“, berichtet Mildenberger.

Fast zwölf Jahre wurde über diesen Turm nachgedacht, bis die Pläne Anfang der 1970er Jahre endgültig aufgegeben wurden – und der Schwarzenbergturm steht bis heute.

Wegen statischer Mängel und Witterungsschäden wurde der Turm 1975 gesperrt, die Plattform wurde abgebrochen und durch eine Neukonstruktion ersetzt. Eine zweite Sperrung erfolgte 2001, als der Turm erneut saniert wurde. Am 25. Oktober 2013 wurde er wieder eröffnet und ist seither von April bis Oktober zu besichtigen. So auch am Sonntag, 8. September.

Aber Hans Mildenberger hat sich für den „Tag des offenen Denkmals“ wieder mal etwas ganz Besonderes einfallen lassen. „Um auch älteren Saarbrückern, die vielleicht schon lange nicht mehr dort waren, die Gelegenheit zu geben, den Schwarzenbergturm ebenfalls zu besichtigen, richten wir einen kostenlosen Shuttlebus-Service des ZBB ein. Ab 10.30 Uhr und bis 14.30 Uhr besteht die Möglichkeit, ab dem Kreisel obere Scheidter Straße durch den Wald zum Schwarzenbergturm gefahren zu werden. Und Mildenberger hält seine Vorträge dann vor dem Turm – damit niemand ganz hoch laufen muss. Denn immerhin hat der Schwarzenbergturm 241 Stufen.

Weitere Informationen unter: https://saarland.de/dokumente/thema_denkmal/Faltbl_TdoT_A2_2019_web.pdf

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