Reaktion auf Ausnahmeregelung in Coronazeiten Wenige Lebensmittel-Märkte im Saarland öffnen an Ostern (aktualisiert)

Saarbrücken · Für die Handelsketten könnte es ein Geschäft sein, aber sie winken ab: An den Osterfeiertagen sollen sich ihre Mitarbeiter erholen. Doch nicht alle ziehen mit.

Ein Kunde mit Mundschutz bezahlt an der Kasse seinen Einkauf.

Ein Kunde mit Mundschutz bezahlt an der Kasse seinen Einkauf.

Foto: dpa/Tom Weller

Obwohl eine Sonder­erlaubnis es Supermärkten und Lebensmittelgeschäften im Saarland ermöglicht, an Karfreitag und den Osterfeiertagen zwischen 10 und 15 Uhr zu öffnen, wollen viele Handelsketten davon keinen Gebrauch machen. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung.

Allerdings erklärte etwa eine Lidl-Sprecherin auf SZ-Anfrage: „Wir bitten unsere Kunden, ihre Einkäufe auf die gesamten Öffnungszeiten und gegebenenfalls auf mehrere Tage zu verteilen, um einen großen Kundenandrang in unseren Filialen zu vermeiden und die Einhaltung des Sicherheitsabstands sicherzustellen.“ Lidl wird ebenso wie DM-Drogeriemärkte oder Rewe nicht an den Feiertagen öffnen. „Unsere Filialen werden weder am Karfreitag noch am Ostersonntag oder am Ostermontag öffnen“, sagte Rewe-Sprecher Andreas Krämer der SZ. Dies gelte auch für die zur Rewe-Gruppe gehörende Discount-Kette Penny. „Die Mitarbeiter brauchen einmal eine Pause. Sie arbeiten seit Wochen am Anschlag.“ Ähnliches ist auch bei Edeka und anderen Handelsketten zu hören. Eine Netto-Sprecherin etwa sagte der SZ: „An den Osterfeiertagen bleiben unsere Filialen – auch im Sinne unserer Filial-Teams – geschlossen. Bereits aktuell sind viele Kolleginnen und Kollegen aufgrund der verstärkten Nachfrage an den Grenzen ihrer Belastbarkeit.“

Eine Ausnahme: Das Kaufhaus Pieper in Saarlouis will an Karfreitag von 10 bis 15 Uhr öffnen. Die Entscheidung sei „gemeinsam“ mit dem Team getroffen worden, teilte das Kaufhaus auf Facebook mit. Dort löste die Ankündigung bei vielen Nutzern Unverständnis und Empörung aus. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi planen zudem einige kleine und mittelständische Händler, ihre Geschäfte an den Feiertagen zu öffnen. „Es ist absolut unnötig, den Beschäftigten hier weitere Risiken aufzuzwängen“, teilte Verdi mit.

Während für die meisten Geschäfte die Feiertage tabu bleiben, öffnen manche Supermärkte jedoch an Gründonnerstag und Karsamstag früher. So will Aldi Süd an diesen beiden Tagen bereits um 7 Uhr öffnen. Globus stellt es seinen Märkten im Saarland frei, im „Bedarfsfall“ die Öffnungszeiten an diesen Tagen auszuweiten, wie eine Sprecherin der SZ mitteilte.

Das Bistum Trier positionierte sich derweil gemeinsam mit der Allianz für den Freien Sonntag gegen die geplanten Ladenöffnungszeichen an den Kar- und Ostertagen. Die Versorgung der Bevölkerung sei gewährleistet. „Und gerade in dieser Krisenzeit, in der Beschäftige im Einzelhandel in besonderem Maße beansprucht sind, ist eine Ruhe- und Erholungszeit unbedingt notwendig“, erklärte ein Sprecher des Bistums auf SZ-Anfrage.

Die Allianz für den freien Sonntag im Saarland hatte sich in einem Brief an die Landesregierung klar dagegen ausgesprochen, dass Läden nach der Corona-Verordnung am Karfreitag und an Ostern geöffnet sein dürfen. Die Reaktionen aus dem Einzelhandel zeigten, dass die Feiertage zur geplanten Entzerrung beim Einkaufen nicht notwendig seien. „Wir empfinden solche Ladenöffnungen gerade an diesen hohen christlichen Feiertagen, an denen des Leidens und Auferstehens Jesu Christi gedacht wird, als überflüssig.“ Die Allianz fordert die Landesregierung auf, die entsprechenden Regelungen in der Corona-Schutzverordnung zurückzunehmen, wie dies auch Baden-Württemberg getan habe. Es sei „schwer vermittelbar, dass sich Gläubige nicht zum Gottesdienst, aber beim Einkaufen treffen können“, ergänzte der Beauftragte der evangelischen Kirchen im Saarland, Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann.

 Verdi-Gewerkschaftssekretär Alex Sauer erklärte: „Das ist eine echte Zumutung für die Verkäuferinnen, Verkäufer und deren Familien, die die Osterpause dringend zur Erholung brauchen. Seit Wochen arbeiten sie über jegliches Maß hinaus, mehr oder weniger geschützt vor Infektionen.“ Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer im Saarland, fügt hinzu: „Gerade auch die Beschäftigten im Einzelhandel arbeiten momentan hart an der Belastungsgrenze. Sie haben sich eine kleine Verschnaufpause über die Osterfeiertage mehr als verdient. Diese Wertschätzung sollte sich aber auch finanziell niederschlagen. Eine Sonderprämie analog zu den Pflegekräften wäre ein gutes Zeichen. Genauso wie eine generell bessere Entlohnung im Einzelhandel.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort