Traditionsgaststätte weicht Neubauten Stuhlsatzenhaus wird abgerissen

Saarbrücken · Die Traditionsgaststätte weicht zwei Neubauten für Computersicherheit.

 Das CISPA ist eine deutsche Forschungseinrichtung des Bundes.  Es erforscht die Informationssicherheit. Davor das Stuhlsatzenhaus.  

Das CISPA ist eine deutsche Forschungseinrichtung des Bundes.  Es erforscht die Informationssicherheit. Davor das Stuhlsatzenhaus.  

Foto: BeckerBredel

Die Tage des Stuhlsatzenhauses in der gleichnamigen Straße östlich des Universitäts-Campus sind gezählt. Die Grünfläche hinter den Gebäuden, früher ein gern benutzter Biergarten, wurde gerodet, die Abrissarbeiten der Gebäude stehen nach Angabe von Ludwin Vogel, dem Pressesprecher der landeseigenen Strukturholding Saar, unmittelbar bevor. Gebaut wird dann eine Erweiterung für das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (CISPA), eine Großforschungseinrichtung des Bundes im Rahmen der Helmholtz-Gemeinschaft. Es erforscht die Computersicherheit und soll in den kommenden Jahren enormes Wachstumspotential haben. Platz für mehr als 500 Forscherinnen und Forscher wird benötigt. Schon 2017 hat das Land daher das Grundstück des Stuhlsatzenhauses gekauft, dessen Gebäude nur auf gepachteter Fläche stehen. Der Landtag beschloss damals einen Kaufpreis von zwei Millionen Euro und gab in einem Verkaufspoker etwas nach, denn der Schätzwerk lag bei 1,2 Millionen, die Eigentümer wollten 2,6 Millionen. Das Land brauchte die Fläche für die CISPA-Pläne unbedingt, man traf sich in der Mitte.

Leserbriefschreiber wandten sich nach dem Verkauf an die Saarbrücker Zeitung und bedauerten den Verlust einer Traditionsgaststätte. Doch die Würfel waren gefallen. Der letzte Pächter lehnte eine Stellungnahme gegenüber unserer Zeitung ausdrücklich ab. Nun entstehen auf 44 000 Quadratmetern zwischen dem schon bestehenden CISPA-Gebäude und dem Haus des Korean Institute for Science and Technology (kist) zunächst zwei weitere Neubauten. Mitte 2018 bezifferte das zuständige saarländische Bauministerium von Minister Klaus Boullion die Investitionen auf „20 Millionen plus ein deutliches X“.

In diesen Tagen fanden noch einmal Vermessungsarbeiten statt, danach werden die Bagger anrollen. Dann wird das Stuhlsatzenhaus für immer verschwinden und nur noch der Straßenname an die historische Liegenschaft erinnern. Ingo Beckendorf, Mitarbeiter der Pressestelle der Stadt unterstrich, dass man den Straßennahmen beibehalten werde: „Über Straßennamen in St. Johann entscheidet der Bezirksrat Mitte. Grundsätzlich gilt: Straßennamen sind nicht abhängig vom Bestand eines Gebäudes und überdauern häufig sehr lange, selbst wenn es die namensgebenden Gebäude oder Strukturen nicht mehr gibt.“ Die Erinnerung an die Waldgaststätte wird also bleiben. Und historisch ist sie durchaus. Quellen gehen auf das Jahr 1750 zurück, als Fürst Wilhelm Heinrich dort ein Wildgehege anlegte und ein sogenannter Zaunknecht mit Wache und Erhalt beauftragt wurde. Nach 1781 war Nikolaus Stuhlsatz der Zaunknecht, sein Haus wurde namensgebend. Heimatforscher haben die Historie gut dokumentiert, zuletzt gab das gleichnamige Lokal dem Namen Bedeutung. Schon vor Gründung der Uni war die Waldschenke Stuhlsatzenhaus eine beliebte Adresse, seit September ist sie geschlossen.

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