Stadtplanung Erneut Streit um Saarbrücker Wohngebiet

St. Johann · Stadt plant Häuser und will dafür Wald opfern. Eine Bürgerinitiative hält dagegen. Das Konzept wird nun vorgestellt.

 Noch strahlt der Gipfel Heidenkopf dicht bewaldet. Doch das könnte sich ändern, befürchten die Anwohner.

Noch strahlt der Gipfel Heidenkopf dicht bewaldet. Doch das könnte sich ändern, befürchten die Anwohner.

Foto: Black Forest

„Am Heidenkopf“ könnte ein neues Wohngebiet entstehen. Die städtische Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) sowie die Landeshauptstadt Saarbrücken stellen der Öffentlichkeit am Dienstag, 18. September, um 18 Uhr in der Alten Turnhalle in Brebach, Saarbrücker Straße 146, ihr Konzept für ein neues Wohnquartier vor. Neben Vertretern der GIU und der Stadtverwaltung sind auch die Stadtplaner von Wandel-Lorch-Architekten vor Ort, um Fragen zu beantworten.

Die Ideen für die GIU-Pläne stammen von den Saarbrücker Wandel-Lorch-Architekten. Das prägende Element des Vorschlags ist eine Bebauung mit Mehrfamilienhäusern, die wie Perlen an einer Kette entlang einer ringförmigen Straße angeordnet sind. Den Übergang zu den angrenzenden Nachbarflächen bildet fast rundherum eine kleinteilige Einfamilienhaus-Siedlung.

Der städtebauliche Entwurf siegte in einem Wettbewerbsverfahren. GIU-Geschäftsführer Michael Sponholz zeigt sich sehr überzeugt davon und wirbt für sein Projekt. So sollen Bewohner von dort in Wohnungen leben, die nach Süden und Westen ausgerichtet sind. Zudem genießen sie einen Blick übers Saartal, sagt er. Außerdem biete das Konzept mit einem großzügigen, zentralen Park künftig auch den Anwohnern aus dem Umfeld Naherholung, erklärt Sponholz.

Baudezernent Professor Heiko Lukas spricht von einer weiterentwickelten Schnittstelle zwischen Kieselhumes und Eschberg. Zentrales Element des Entwurfes sei die parkähnliche Grüne Mitte. „Park, Kita und Kinderspielplatz werden auch für alle Quartiersbewohner der näheren Umgebung ein großer Mehrwert sein“, sagt Lukas.

Im neuen Wohnquartier sind zwischen 140 und 160 Wohneinheiten geplant. Es sollen unter anderem rund 30 bis 40 Einfamilienhäuser entstehen. Nahe der Zufahrt haben die Planer einen Waldkindergarten vorgesehen, der nicht nur den Anwohnern des neuen Quartiers, sondern auch für Familien aus der angrenzenden Nachbarschaft bereit stehen soll.

Die Bürgerinitiative (BI) „Erhalt des Waldes am Heidenkopf“ mit nach eigenen Angaben rund 2500 Mitgliedern lehnt das Vorhaben der Stadt ab und fordert die sofortige Einstellung. Nach Angaben der Initiative haben die Verantwortlichen alle Argumente gegen die Bebauung ignoriert. Die Stadtratsfraktionen hätten auf Anschreiben und Einladungen zu Diskussionen nicht reagiert.

Weiter macht die BI Stadtverwaltung und GIU als Tochtergesellschaft der Stadt Saarbrücken schwere Vorwürfe: Fakten über den Wald „Am Heidenkopf“ seien verdreht und falsch dargestellt worden. Zudem soll die GIU den Stadtrat getäuscht haben, damit dieser der Bebauung und dem nötigen Änderungsverfahren der Bauleitplanung zustimmt. Auch bemängelt die Bürgerinitiative den Veranstaltungsort, an dem das Konzept fürs Wohnquartier vorgestellt werden soll: Brebach sei „extra weit weg vom Einzugsgebiet der betroffenen Bürger und Bürgerinnen“.

Von Konzeptlosigkeit der Verantwortlichen spricht die BI. „Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt haben es satt, dass hier über ihre Belange hinweg eine verheerende Baupolitik gemacht wird“, heißt es in einem Schreiben. Als Beispiele dieser „verheerenden Baupolitik“ nennt die BI unter anderem den Röchlingpark, Franzenbrunnen, den Obstgarten auf dem Eschberg und den Osthafen. Die BI befürchtet , dass der Wald vernichtet werde. Ein einheitliches Baukonzept liege für Saarbrücken nicht vor. Ebenfalls mangle es an Informationen darüber, wie viele Wohnungen überhaupt gebraucht werden. Ein Kataster über Leerstände sei der BI nicht bekannt.

Weiter kreidet die BI an, dass die Stadt den Wald „Am Heidenkopf“ selbst als Erholungswald deklariert habe und jetzt bereit ist, diesen zu opfern. Bei ihrer Kritik rückt die BI die Natur, die bei diesem Projekt möglicherweise zerstört werden könnte, in den Fokus und macht deutlich, wie wichtig ein Wald für die Stadt sei.

Einen Rundflug über den Wald auf dem Saarbrücker Heidenkopf haben Hobbyfilmer mit einer Drohne festgehalten. Der rund einminütige Streifen ist auf der Internet-Plattform Youtube zu finden:

 Baudezernent Heiko Lukas.  

Baudezernent Heiko Lukas.  

Foto: Robby Lorenz
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