s Stehende Ovationen in der alten Fabrik

Saarbrücken · Das Kettenjazz-Team macht ohne das große Jazzfestival weiter. Drei erfolgreiche Konzerte in St. Arnual.

Drei ausverkaufte Konzerte in drei Tagen. Das Kettenjazz-Festival in der Alten Kettenfabrik in St. Arnual fand zum fünften Mal statt und wieder mit Erfolg. Drei Jahre lang waren die Konzerte hier ins Saarbrücker Jazzfestival eingebunden, seit dessen Ende veranstalten Klaus Kühn und sein kleines Team den Kettenjazz allein.

Drei Trios hatten sie in diesem Jahr verpflichtet: das Trio Pulsar aus Potsdam, das Susan Weinert Trio aus dem Saarland und das französische Rémi Panossian Trio.

Begeistert nahm das Publikum den ersten Beitrag des Kettenjazz-Festivals auf, das Trio Pulsar, das am Donnerstag gastierte. Zu dessen besonderem Zauber trug zum einen das Sitar-Spiel von Matyas Wolter bei, zum anderen die Experimentierfreudigkeit des Trios und zu guter Letzt auch die Dynamik und das tolle Zusammenspiel der Potsdamer Musiker.

Pianistin Beate Wein sprühte vor Energie und konnte bisweilen ein lautes Lachen nicht zurückhalten. Komplizierte Breaks, vertrackte Rhythmen und schwierige Läufe kennzeichneten das Repertoire des Trios.

Nur nach dem Jazz musste man eher suchen. Viel Schräges, gar Blue Notes oder typische Jazzharmonien, all das war kaum zu finden. Gerade der Klang der Sitar ließ einen häufig an das nicht so genau definierte Genre Weltmusik denken.

Gefunden hatten sich zunächst Wolter und Wein, nicht viel später kam Schlagzeuger Aaron Christ dazu. „Die Potsdamer Szene ist recht klein, da musste das einfach passieren, dass wir uns treffen“, sagte Beate Wein dazu. „Nachdem wir zusammen waren, haben wir wenig geredet und viel gespielt.“

Toll auch, wie das Trio seine Klangmöglichkeiten erweiterte: Die fehlenden Basstöne übernahm einmal die linke Hand der Pianistin, die dazu auch einen Synthesizer benutzte. Oder Sitarist Wolter schaltete einen Octaver ein, ein Effektgerät, das zum gespielten Ton einfach noch eine tiefere Oktav dazu gibt.

Dann wiederum legte sich Schlagzeuger Christ unter den Flügel, um diesen mit seinen Schlegeln zu traktieren. Großer Jubel im Publikum. Der entschädigte das Trio vielleicht ein bisschen dafür, dass es bis heute keine Gage gab für ihren Auftritt beim später pleite gegangenen Saarbrücker Jazzfestival vor drei Jahren.

Susan Weinert kam mit ihren Mitmusikern, Ehemann Martin Weinert am Bass und Sebastian Voltz am Flügel, bei ihrem Auftritt wesentlich ruhiger daher.

Im Gegensatz zu früheren wilden Tagen machte die saarländische Gitarristin jetzt eher sphärische Musik zum Augenschließen und Genießen. Klaus Kühn verglich das Konzert mit einer Fahrt durch einen norwegischen Fjord.

Das letzte Konzert der Reihe, gegeben vom Rémi Panossian Trio, riss dagegen die Leute wieder von den Sitzen mit dem stark von der Rockmusik beeinflussten Jazz. Erst wollten die Franzosen auf Englisch mit dem Publikum sprechen, man einigte sich jedoch schnell darauf, dass der Dialog auch in der französischen Muttersprache gut funktioniere. Es war einfach sagenhaft, wie dynamisch dieses Trio seine Stücke gestaltete – am Ende gab es stehende Ovationen, und es wurden einige Zugaben gefordert.

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