Ausstellung Stadtarchiv blickt auf die Französische Woche

Saarbrücken · Einer Ausstellung mit Fotos, Plakaten und Videos sowie eine Vortragsreihe zeigen die Entwicklung der Verkaufswoche.

 Schaufenstergestaltung zur Französischen Woche im April 1965.

Schaufenstergestaltung zur Französischen Woche im April 1965.

Foto: Werner Wunderlich

Das Stadtarchiv präsentiert von Freitag, 13. April, bis Freitag, 29. Juni, eine Ausstellung zur Geschichte der Französischen Woche in Saarbrücken und im Saarland. Die Vortragsreihe „Macrons neues Frankreich – Hintergründe, Reformansätze und deutsch-französische Perspektiven“ begleitet die Ausstellung.

Die Französische Woche fand erstmals im April 1960 statt und sollte den Absatz französischer Produkte im Saarland fördern. Initiator war der Französische Generalkonsul. Jedes Jahr im Frühling standen die saarländischen Schaufenster im Zeichen des Eiffelturms und waren mit der Trikolore geschmückt. Die Geschäfte verkauften Lose für Preise wie Autos, Frankreichreisen und Präsentkörbe, mit Champagner und Bordeaux-Weinen gefüllt.

Zum Erfolg der Französischen Woche trug auch die kreativ gestaltete Werbung bei. Bekannt ist vor allem der von Robert Stigulinszky gestaltete Zöllner, der auf sämtlichen Plakaten bis 1969 zu sehen war. Die Botschaft „Zollfrei“ brachte den Zweck der Französischen Woche auf den Punkt. Mit dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik blieb der zollfreie Handel zwischen Frankreich und dem Saarland bestehen. Die in der Autonomiezeit aufgebauten Geschäftsbeziehungen nach Frankreich sollten zum Wohle der Saarwirtschaft erhalten werden. Zugleich sollte die Saar als Testmarkt für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) dienen, deren Mitgliedstaaten vereinbart hatten, ihre Zölle bis 1969 abzubauen. Für den deutsch-französischen Handel bestand im Saarland damit bereits seit 1957 diese Zollfreiheit.

Die Französische Woche war aber von Anfang an mehr als nur eine Verkaufsschau für französische Autos und Lebensmittel: Sie war in ihrer Regelmäßigkeit ein Ereignis im saarländischen Frühjahr, das den Saarländern französische Urlaubsziele und Landschaften ebenso näherbrachte wie französisches Kino, Kunst und Kultur mit Bilderausstellungen, Chansons-Abenden, Kammerkonzerten und Straßentheater.

Als die Zollfreiheit im EWG-Raum Ende 1969 Realität wurde, kriselte die Französische Woche kurzfristig. Ab 1971 wurde der Saarländische Rundfunk mit dem Generalkonsulat zum Hauptorganisator. Nach wie vor gab es Wein- und Käseverkostungen, Kultur und Informationen über den französischen Nachbarn gewannen aber einen noch größeren Stellenwert mit einer Vielzahl von Sendungen über Frankreich im Hörfunk und SR-Fernsehen. Bis weit in die 1980er-Jahre trug so die Französische Woche dazu bei, das Wissen der Saarländer über Frankreich zu fördern und eine Frankreich-Kompetenz der Saarländer zu entwickeln. Ab den 1990er-Jahren gab es immer wieder Französische Wochen, die vom saarländischen Einzelhandel initiiert wurden und Saarbrücken organisierte 1998 einen französischen Mai.

Die Ausstellung beschreibt die Entwicklung der Französischen Woche in Saarbrücken und im Saarland mit einer Vielzahl von Fotos, Plakaten und Werbematerialien sowie umfangreichem Filmmaterial aus den Archiven des Saarländischen Rundfunks.

Begleitet wird die Ausstellung von einer in Kooperation mit dem Frankreich-Zentrum der Universität des Saarlandes organisierten Vortragsreihe. Sie trägt den Titel „Macrons neues Frankreich – Hintergründe, Reformansätze und deutsch-französische Perspektiven“. Die Reihe startet am Donnerstag, 12. April, um 18 Uhr mit einem Vortrag von Eileen Keller vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg. Sie spricht über das politische System und die politische Kultur in Frankreich: auf dem Weg zu neuen Konturen. An den folgenden Donnerstagen bis zum 28. Juni (außer an Feiertagen) finden immer um 18 Uhr weitere Vorträge statt.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Das Stadtarchiv bittet  vorab um eine Anmeldung per E-Mail.

Anmeldung per E-Mail an stadtarchiv@saarbruecken.de. Weitere Informationen gibt es beim Stadtarchiv unter Tel. (06 81) 9 05 12 58. Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag, 9 bis 17 Uhr, Donnerstag, 9 bis 18 Uhr, und Freitag von  9 bis 13 Uhr. Für Gruppen sind nach Vereinbarung Sondertermine möglich.

 Schaufenster zur Französischen Woche bei Edeka in der Saarbrücker Bahnhofstraße.

Schaufenster zur Französischen Woche bei Edeka in der Saarbrücker Bahnhofstraße.

Foto: Gerd Schulthess/Stadtarchiv Saarbrücken
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