Debatte „Missachtung des gewählten Kulturausschusses“

Saarbrücken · SPD verteidigt Saarbrücker Kulturpolitik gegen Vorwürfe, die Teile der Szene in einem „Offenen Brief“ formulieren.

 Susanne Commerçon-Mohr.

Susanne Commerçon-Mohr.

Foto: Heyd

„Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für etwas gut wäre“ – diese ursaarländische Redensart zitiert die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion, Susanne Commerçon-Mohr, im Hinblick auf die Kulturpolitik in Zeiten von Corona. „Die Corona-Krise mit ihren extremen Auswirkungen auf die Kultur- und Kreativszene zwingt uns, vieles neu und anders zu denken. Aus der Not heraus haben sich in den letzten Monaten Kooperationen und Konstellationen ergeben, die bis dahin nicht vorstellbar waren“, sagt Commerçon-Mohr in einer Pressemitteilung der SPD und spielt damit beispielsweise auf die Zusammenarbeit zwischen der Freien Szene und den öffentlich geförderten Kulturinstitutionen wie Staatstheater und Weltkulturerbe Völklinger Hütte an.

In der Krise tun sich Partner aus den unterschiedlichsten Bereichen der Kultur- und Veranstalterszene zusammen, die bis dahin nichts miteinander zu tun hatten oder zu tun haben wollten“, so Commerçon-Mohr. „Das ist erst einmal zu begrüßen. Jetzt müssen wir aufpassen, dass diese neuen Kooperationen nicht wieder zerredet werden, sondern aus der Krise heraus nachhaltige Strukturen mit einer vernünftigen Finanzierung entstehen.“

Deshalb sieht die SPD-Stadtratsfraktion den Offenen Brief einiger Kulturschaffender um den Veranstalter Frank Lion teilweise kritisch. „Die pauschale Kritik, die hier an der Saarbrücker Kulturförderung geübt wird, wollen wir so nicht stehen lassen“. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner dürften getrost unterstellen, dass die Stadtverordneten, die im Kulturausschuss über die Mittelvergabe für die Freie Szene entscheiden, nicht einfach blind den Vorschlägen der Verwaltung folgen. „Die Forderung, die Mittelvergabe ausschließlich durch eine ‚wechselnde Jury aus Experten unterschiedlicher Fachrichtungen‘ zu organisieren, sehen wir als Missachtung des Fachwissens und Engagements der gewählten Mitglieder des Kulturausschusses an“, so Susanne Commerçon-Mohr.

Den Wunsch der Gruppe um Frank Lion, „allen Bürgern Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen – nicht nur den Kulturaffinen“, unterstützt die SPD-Stadtratsfraktion dagegen nachdrücklich. „Wir sehen aber nicht, an welcher Stelle die städtische Kulturförderung diesem Wunsch in den letzten Jahren nicht nachgekommen wäre. Denn wer behauptet, die bisherige Praxis der Mittelvergabe an die Freie Szene habe nur die so genannte ‚Hochkultur‘ begünstigt, und die Diskussion auf die Förderung der „Sommermusik“ verengt, hat nicht richtig hingeschaut.“

Vielmehr gelinge es der städtischen Kulturverwaltung, aus den sehr begrenzten Mitteln ein breites Kulturangebot für alle zu gestalten. Natürlich wäre es gut, mehr Geld zur Verfügung zu haben. An dieser Stelle aber zuerst nach dem Land zu schreien, wie es die Grünen tun, sei nicht hilfreich, sagt Susanne Commerçon-Mohr. „Hier würde schon ein wenig mehr Kreativität und Flexibilität der für die Finanzen zuständigen grünen Bürgermeisterin Barbara Meyer-Gluche helfen. Wir hoffen, dass sie irgendwann in ihrer Rolle als Finanzdezernentin der Landeshauptstadt ankommt und auch zugunsten der Kulturförderung ihre Gestaltungsspielräume nutzt.“

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