Tierkadaver in Müllsäcken Grausiger Fund in St. Arnual – Spaziergänger entdeckt Haus mehr als 150 tote Katzen in Saarbrücken

Update | Saarbrücken · Tierschützer sprechen von einem verheerenden Ausmaß. 150 bis 200 Tierkadaver in Müllsäcken befanden sich in dem Gebäude. Die Berufsfeuerwehr war im Einsatz, um die toten Tiere abzutransportieren.

 Die Polizei ermittelt nach einem grausigen Fund im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual.

Die Polizei ermittelt nach einem grausigen Fund im Saarbrücker Stadtteil St. Arnual.

Foto: BeckerBredel

In einem Wochenendhaus im Saarbrücker Almet wurden am Sonntag nach Polizeiangaben bis zu 200 tote Katzen gefunden, verpackt in Müllsäcke und Styroporkisten, angesammelt über eine lange Zeit (wir berichteten).

Bernd Eberlein, Leiter der Dienstgruppe in der Polizeidienststelle in der Saarbrücker Karcherstraße, teilte mit, dass man am Sonntag um 11:18 von einem Zeugen wegen potenzieller Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in Kenntnis gesetzt wurde. Der Mann habe angegeben, sein Hund sei ihm in das umzäunte aber verwahrloste Grundstück entlaufen und er habe ihn einfangen wollen. Die Parzelle in der Straße "Am Großen Hohlweg" ist ein langgezogenes Grundstück, das Haus ist von der Straße nicht zu sehen und auch von den Nachbargrundstücken nicht. Umgefallene Bäume haben die kleine Hütte unter sich begraben, man kann von außen nur vermuten, wo sie ungefähr steht. Das erklärt auch, warum die Nachbarn nicht erkennen konnten, was hier seit Monaten vor sich geht.

Nachbarin Ramona Rohrbacher: „Wir haben immer mehr Katzen hier herumstreunern gesehen und auch schon mehrfach das Tierheim angerufen. Doch dort sagte man, wir müssen die Katzen fangen und bringen. Mehr könne man nicht tun. Von dem, was in den Wochenendhaus wirklich passierte, wussten wir nichts. Man kann es ja auch nicht sehen“, sagt die Nachbarin. Auch ihr Vater bestätigt dies, das betroffene Grundstück sei nur gelegentlich von einer älteren Dame aufgesucht worden. So selten, dass man sich nie kennengelernt habe. Der Hundehalter, der seinem ausgebüxten Hund nacheilte, entdeckte nach Angabe von Bernd Eberlein etwas grauenhaftes: „Auf dem Grundstück hörte er aus einem Wochenendhaus ein klägliches Schreien mehrerer Katzen. Zudem konnte er einen starken Verwesungsgeruch vernehmen. Der Zeuge informierte anschließend den Tiernotruf des Saarlandes und die Polizei. Die Beamten konnten die Mitteilung bestätigen und fanden ein völlig vermülltes Grundstück um das Gartenhaus vor.

Durch die Berufsfeuerwehr wurde das Gebäude anschließend gewaltsam geöffnet, wobei die erste Sichtung auf eine große Anzahl toter und lebender, offensichtlich verwahrloster Katzen schließen ließ.“ Anfangs war nicht zu ermitteln, wem das Wochenendhaus gehört. Die Polizei musste recherchieren. Inzwischen steht fest: Besitzerin ist eine 73-jährige Saarbrückerin. „Mit der Frau haben wir am Sonntag nur ganz kurz gesprochen. Es wird nun ausführlichere Vernehmungen geben“, sagt Eberlein. Daher könne man auch noch nicht sagen, ob hier eine psychische Erkrankung oder eine absichtliche Tierquälerei vorliege. Auch sei noch zu klären, wer die Ermittlungen führe. Aktuell sei das Landesamt für Verbraucherschutz als Tierschutzbehörde ebenso eingeschaltet wie die Polizei und deren Kriminaldienst.

Am Sonntag konnten 32 lebende verwahrloste Katzen eingefangen und ins Tierheim verbracht werden. Helferinnen und Helfer des Tierschutzvereins und des Berta-Bruch-Tierheims kamen mit Transportkisten und fingen über Stunden die verwirrten und sich immer wieder versteckenden 32 Tiere ein. Eberlein: „Im Gebäude befanden sich zudem mehrere verendete Katzen sowie nach erster Sichtung ca. 150 bis 200 Tierkadaver in Müllsäcken. Die Entsorgung der Tierkadaver gestaltete sich derart umfangreich, dass sie heute fortgesetzt wird.“

Am Sonntag hatte die Berufsfeuerwehr ein Fass mit Tierkadavern gefüllt und mitgenommen, die Masse der verendeten Tiere sprengte allerdings die Möglichkeiten der Feuerwehr. Die Entsorgung der Kadaver und das Aufhellen der Hintergründe seien jetzt die zentralen Aufgaben, die unter den Fachbehörden abzustimmen seien, erklärte Eberlein. Der Vorfall sei so außergewöhnlich, dass er Medieninteresse in ganz Deutschland finde. Jörg Langer vom Tiernotruf Saar gab an, dass es den überlebenden Katzen „schlecht bis sehr schlecht“ gehe. Man wisse nicht, ob sie alle überleben würden, das hänge von der Konstitution der Tiere ab. Sieben Katzen würden in ein Katzenhaus nach Oberwürzbach verlegt, damit man im Tierheim wieder Kapazitäten für Fundtiere habe. Die 32 Neuzugänge hätten alle Kapazitäten erschöpft.

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