Desingstudenten Solche Geschenke suchen ihresgleichen

Saarbrücken · Designstudenten der Hochschule der Bildenden Künste Saar laden zu ihrem Design Bazaar in den ehemaligen „Stoffwechsel“.

 Carmen Dehning demonstriert im Design Bazaar die Funktionsweise ihres Mörser-Sets aus der Geschirrserie „Festlich“.

Carmen Dehning demonstriert im Design Bazaar die Funktionsweise ihres Mörser-Sets aus der Geschirrserie „Festlich“.

Foto: Kerstin Krämer/Kerstin Kraemer +49/(0)177-196

Socken, Schlips, Gutschein. Och nee. Bitte nicht! Wem partout nichts Originelles für den Gabentisch einfällt, der sollte vielleicht mal dem Design Bazaar einen Besuch abstatten. Das ist ein Projekt, das bereits 1995 von Designstudenten der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) ins Leben gerufen wurde: Jedes Jahr zur Weihnachtszeit werden hier limitierte Objekte für jeden Geldbeutel angeboten. Für Gestaltung, Produktion, Organisation und Finanzplanung sind die Studenten voll eigenverantwortlich; ihnen bleiben dafür nur knappe sechs Wochen.

In dieser Zeit entwerfen sie nicht nur Unikate beziehungsweise in Kleinserie hergestellte Produkte: Sie suchen obendrein einen passenden Laden, statten ihn aus, gestalten Deko und Grafik, kümmern sich selbst um die Pressearbeit und besorgen auch noch das Catering für die Eröffnungsfeier – eine schöne Übung auf dem Weg in die berufliche Selbständigkeit und im Umgang mit Kunden.

In diesem Advent hat der Bazaar sein Domizil nahe dem St. Johanner Markt in der Fürstenstraße 3 aufgeschlagen, im ehemaligen Bekleidungsgeschäft „Stoffwechsel“. Die Fläche ist großzügig und bietet Platz auf mehreren Ebenen; die verpachtende Immobilienfirma stelle freundlicherweise nur die Nebenkosten in Rechnung, erzählt Mina Scharff. Sie war schon im vergangenen Jahr dabei und berichtet von strukturellen Veränderungen: Während der Bazaar in den letzten Jahren immer professorale Unterstützung genossen hätte, müsse man in diesem Jahr ohne auskommen. Betreut werden die Studenten von Hannes Käfer (Leiter des Digitalen Produktionszentrums der HBK, kurz DPZ) und von Produktdesignerin Annette Sonntag.

Die Teilnahme am Design Bazaar ist freiwillig und steht grundsätzlich allen Studiengängen und Semestern offen – dass diesmal tatsächlich nur angehende Produkt- und Kommunikationsdesigner höherer Semester involviert sind, ist eher dem Zufall geschuldet.

Zurück zu den Wurzeln: „Roots“ heißt in diesem Dezember das Thema. „Wer sind wir? Woher kommen wir?“ lauteten Überlegungen, die dazu führten, sich mit Wurzeln, Verbindungen und Materialien zu beschäftigen. Und weil dabei konsumkritisch auch Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit zur Sprache kamen, spielt auch Recycling eine Rolle, sowohl bei der Produktentwicklung wie bei der Ausstattung des Ladens. „Zur Gestaltung des Raums haben wir nur mit bereits Vorhandenem gearbeitet“, sagt Scharff, „alle Podeste für die Produktpräsentation haben wir in der HBK aufgetrieben.“

Am Freitag vergangener Woche war Vernissage, aber noch sind nicht alle Entwürfe fertig: Ein handlicher Ofen aus Ton oder hölzerne Brotdosen etwa harren noch ihrer Vollendung. Direkt mitnehmen kann man aber kleine, durch 3D-Druck inspirierte Öllampen aus rosa Porzellan, hölzerne Kreisel, mobile Haken aus Messing, metallene Rankhilfen für Pflanzen und ein Teesieb aus Steinzeug und Holz. Oder wie wär‘s mit einer ebenso praktischen wie schicken Schreibunterlage aus Flugzeugsperrholz? Einem sehr intimen Gesellschaftsspiel? Einem exklusiven Brieföffner-Set? Handgeschöpftem Papier? Einem an Wolkenkratzer gemahnenden Kerzenset aus Sojawachs? Einer irdenen Kakaokanne? Einem Mörser-Set? Eindeutig zweideutigen Klebe-Tattoos? Oder zierlichen Creolen aus Silber? Dem Einfallsreichtum waren wieder mal keine Grenzen gesetzt.

Als Renner erweisen sich erwartungsgemäß diverse Postkarten für vier Euro; teuerste Kreation ist ein mehrstöckiges Gewächshaus für 123 Euro. Neben reichlich Laufkundschaft freuen sich die Studenten über treue Stammkunden, und etliche Produkte seien bereits über die Ladentheke gegangen, berichtet Scharffs Kommilitonin Carmen Dehning. Ehrensache, dass jedes Objekt eine maßgeschneiderte Verpackung mitkriegt – das gehört schließlich zum Konzept.

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