Kolumne So kann’s gehen Wie ich Facebook überliste

Susanne Brenner weiß die Vorzüge von Facebook durchaus zu schätzen. Jetzt aber weiß sie auch, was gegen die vielen Schattenseiten dieses Mediums hilft.

So kann's gehen: Wie ich Facebook überliste
Foto: SZ/Robby Lorenz

Es war einmal eine wunderschöne Idee: eine Internet-Plattform, auf der sich Menschen aus der ganzen Welt vernetzen, sich austauschen, sich näher kommen. Leider hat sich dieses Projekt, das der junge Mark Zuckerberg 2004 mit zwei Kommilitonen entwickelte, heute stellenweise fast schon ins Gegenteil verkehrt. Facebook ist auch ein Instrument für Shitstorms, Hass und die Verbreitung von Falschnachrichten geworden.

Ich habe auf Facebook schon einige Menschen von einer  Seite kennengelernt, die mir lieber verborgen geblieben wäre. Denn in der ja nur vermeintlichen Anonymität des Netzes lassen manche Ansichten raus, die sie im Vier-Augen-Gespräch niemals so sagen würden.

Mit der Zeit hat mich das wirklich traurig gemacht. Und wenn Facebook nicht zugleich eine so gute Informationsplattform gerade für kulturelle Aktivitäten wäre, hätte ich mich wahrscheinlich komplett abgemeldet.

Zum Glück habe ich jetzt aber für mich einen prima Weg gefunden, allem Negativen, das ich nicht ändern kann, zu entgehen. Diesen Einfall möchte ich mit Ihnen teilen: Man kann den Algorithmus nämlich auch bewusst in die Irre führen. Ich sage nur: Tiervideos. Als es mir vor ein paar Monaten zu viel wurde mit der schlechten Laune im Netz, habe ich gezielt begonnen, alle netten, süßen Themen auf Facebook mit einem Like zu versehen. Ich habe die Eichhörnchenhilfe Saarlouis abonniert – die übrigens tatsächlich einen guten Job macht und einfach bezaubernde Videos der geretteten Tierchen postet. Ich verteile fleißig Likes bei einer jungen Frau, die zum Brüllen komische Fotos ihrer ulkigen Hunde ins Netz stellt. Ich setze „Daumen hoch“ unter Katzenvideos und Blumenwiesen und andere erbauliche Filmchen. Und die Ausdauer hat sich gelohnt: Der Facebook-Algorithmus hat mich als harmoniesüchtige Tierfreundin identifiziert. Und spült mir brav fast nur noch solche possierlichen Sachen ein.

O.k., ein paar politische Themen nehme ich schon noch mit. Und alles, was in Saarbrücken Kultur ist, natürlich auch. Aber all das Blöde, die dummen rechten Sprüche, die Informationen, die mich traurig machen, ohne, dass ich irgendwie helfen könnte – all das ploppt fast nicht mehr auf. Ich kann Facebook wieder nutzen, ohne hinterher schlecht zu schlafen. Weil mich im Zweifelsfall dort ein wuscheliges Lama anschaut und mir einen schönen Tag wünscht. Denn natürlich bin ich auch Facebook-Fan der wunderbaren Saar-Alpakas im Saarbrücker Almet. Probieren Sie es mal aus. Man ist viel weniger sauer im Leben, wenn man sich die Facebook-Welt ein bisschen süßer macht.

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