Ausstellung Das Zarte der Worte findet sich in den Farben

Saarbrücken · Die Haiku-Ausstellung „Silent walk through hidden spaces“ in der Saarbrücker Galerie Sali e Tabacch.

Haiku ist eine traditionelle japanische Gedichtform, die im Deutschen in drei Zeilen geschrieben ist und meistens aus 17 Silben besteht. Inhaltlich wird oft eine Stimmung zum Ausdruck gebracht.

Das sollte man wissen, wenn man sich die aktuelle Ausstellung „Silent walk through hidden spaces“ von Gabriele Andler und Annette Marx in der kleinen, aber feinen Galerie Sali e Tabacchi in der Saarbrücker Feldmannstraße anschaut. Denn die Ausstellung ist das Ergebnis eines gemeinsamen Projektes der beiden befreundeten Frauen.

Gabriele Andler schreibt seit 2006 Haiku-Gedichte. Mittlerweile hat die Inhaberin einer Yogaschule in Illingen über 700 solcher Kurzgedichte verfasst. Und sie fragte die Saarbrücker Künstlerin Annette Marx, deren kraftvolle Gemälde auch gerade im Rathaus Riegelsberg in einer Ausstellung zu sehen sind, ob sie diese Gedichte nicht illustrieren wolle.

„Das Minimalistische, Reduzierte des Haiku hat mich gereizt. Daher habe ich zugesagt“, erklärt Annette Marx in der Ausstellung. Dazu hat sie ihre gestische Malerei auf Büttenpapier übertragen, nun aber in einer behutsamen Variante. „Um das Zarte der Gedichte zu transportieren, habe ich für meine kleinen Gemälde dieses besondere Papier gewählt“, sagt sie.

Das Ergebnis sind nun 29 kleine, gerahmte, meist quadratische Gemälde auf Büttenpapier, unter denen die Haiku zu lesen sind. Die Farben der skizzenartigen Gemälde beziehen sich auf die Stimmung der Haiku, Annette Marx hat die Atmosphäre der Gedichte gekonnt in Farben umgesetzt. Und manchmal auch in kleinen, stark abstrahierten Landschaften.

Wenn also Gabriele Andler von Tageszeiten und Himmelfarben schreibt, dann hat Annette Marx diese Worte mit dem Farbpinsel und wenigen Linien oder Tupfen passend abgebildet. Dabei hat die Künstlerin die Acrylfarbe mal lasierend, leicht und transparent eingesetzt, mal deckend und pastos. Aus Lavendelfeldern im Text werden leichte, lilafarbene Pinselschwünge, aus Schneeverwehungen, dicker, weißer Farbauftrag in hellen Grautönen.

Dabei gelingt es der Künstlerin, die wenigen, atmosphärischen Worte der Haiku in ebenso wenigen Strichen zu illustrieren, ohne plakativ oder symbolisch zu werden. Das Zarte der Worte findet in den Farben seine Entsprechung. Die Präsentation in zurückhaltenden Rahmen, luftig angebrachtem Büttenpapier und sorgfältig ausgewähltem Schriftbild tut ihr Übriges dazu.

„Silent walk through hidden spaces“ in der Galerie Sali e Tabacchi, Feldmannstr. 144. Geöffnet bis 20. Dezember, montags und mittwochs, 16 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Zu dem Projekt ist auch ein Buch erschienen.
http://salietabacchi-sb.de

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