Schwarzarbeit am Bau Zoll startet Großkontrolle in Saarbrücken

Saarbrücken · Im Kampf gegen Schwarzarbeit hat das Hauptzollamt in der Landeshauptstadt mehrere Stunden damit zugebracht, eine Großbaustelle hinter dem Bahnhof zu filzen. Dabei gingen die Ermittler systematisch gegen Steuerhinterziehung und Betrug bei Sozialabgaben vor.

Schwarzarbeit am Bau in Saarbrücken: Zoll und Polizei kontrollieren
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Schwarzarbeitkontrolle auf Großbaustelle in Saarbrücken

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Foto: BeckerBredel

Scheinselbstständigkeit und Lohndumping gehören zu den Straftaten, die Ermittler des Hauptzollamtes bei ihren überraschenden Kontrollen aufdecken wollen. Sozialbetrug und Scheinselbstständigkeit haben sie ebenfalls im Blick. So auch am Dienstag (28. Mai) während ihrer unangekündigten Visite auf einer Großbaustelle hinter dem Saarbrücker Hauptbahnhof. Dort rückten am Vormittag 75 Ermittler im Autokorso an und blockierten blitzartig alle Zugänge. In ihren gelben Westen schwärmten die Beamten aus, um alle auf dem weitläufigen Gelände tätigen Arbeiter zu ihren Beschäftigungsverhältnissen zu befragen.

Ab 10 Uhr war das Grundstück mit dem mehrstöckigen Rohbau in Windeseile abgeriegelt. Auch von außen sicherten Beamte, damit niemand ein Schlupfloch nutzt, um sich vor der Kontrolle zu drücken.

„Es gab keinen akuten Anlass, um hier zu kontrollieren“, sagt Diana Becker, Pressesprecherin des Saarbrücker Hauptzollamtes am Nachmittag nach Abschluss der Überprüfung. Derartige Aktionen seien an der Tagesordnung. Und nicht zum ersten Mal sollen Schwarzarbeitskontrolleure an diesem Ort gewesen sein. Becker begründet: „Es sind nicht immer die selben Mitarbeiter auf der Baustelle. Je nach Gewerk wechseln sie.“ Um möglichst viele von ihnen zu erreichen, stünden regelmäßig Besuche des Zolls an.

Gegen 14 Uhr zogen die Ermittler wieder ab. Während der kommenden Wochen sollen nun die gesammelten Daten ausgewertet werden. 35 Arbeiter habe der Zoll inspiziert. Sie seien bei 15 Firmen auf der Baustelle. Einige sollen angegeben haben, selbstständig zu sein. Ob das stimmt, werde überprüft. Was die Kontrolleure zudem herausfinden wollten: ob dort angetroffene Ausländer eine Genehmigung haben, hier zu arbeiten. Becker rechnet damit, dass Ergebnisse in vier bis sechs Wochen vorliegen.

Die Innungskrankenkasse (IKK) Südwest lässt auf dem Gewerbegebiet hinter dem Eurobahnhof einen Verwaltungskomplex errichten. Dort sollen künftig 1000 Menschen arbeiten. Zurzeit ist die IKK auf mehrere Standorte in der Landeshauptstadt verteilt. Die Arbeiten an dem Neubau haben Mitte 2016 begonnen. Er soll dieses Jahr fertig werden.

An der großangelegten Aktion wirkten Beamte der Abteilung Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Hauptzollamtes Saarbrücken mit den Kollegen der Außenstellen Kaiserslautern und Landau zusammen. Verstärkung bekamen sie von der saarländischen Polizei und des Ausländeramtes, sagt Becker.

Wiederholt waren im Saarland Schwarzarbeitsfälle im großen Stil aufgefallen. So meldet die Industrie-Gewerkschaft Bau, Agrar, Umwelt (IG BAU) am Montag, dass Ermittler 2018 nach Baustellenkontrollen 722 Ermittlungsverfahren wegen hinterzogener Steuern sowie geprellter Sozialabgaben eingeleitet haben sollen. Der Schaden belaufe sich auf 6,3 Millionen Euro. Das ergebe sich aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag.

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