Malprojekt Bildsprachen Besondere Bilder in der Saarbrücker Szene-Kneipe
Saarbrücken · Jugendliche der Förderschule Winterbachsroth zeigen im „Jules Verne“ Bilder voller Farbkraft. Erste Kauf-Anfragen gibt es schon.
Sie sind echte Hingucker, die rund 20 großformatigen Bilder, die neuerdings die Wände der Szenekneipe „Jules Verne“ in der Mainzer Straße zieren. Sie sind bunt, laut, expressiv, gemalt in großzügigen Gesten, manche abstrakt, manche naiv-figurativ, und können sich gegenüber der unruhigen Kneipeneinrichtung wunderbar behaupten.
Erst ein Beipackzettel verrät, dass es sich bei dieser Ausstellung um ein nicht alltägliches Projekt handelt: „Die hier ausgestellten Bilder haben Schüler*innen der Förderschule für Geistige Entwicklung, Schule Winterbachsroth, Dudweiler im Malprojekt Bildsprachen gestaltet“, heißt es da.
17 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren sind es, mit denen Anne Müller-Gerbes in ihrer Schule jede Woche in einer AG und in einer altersgemischten Klasse kreativ arbeitet. Das Besondere an ihrem Malprojekt ist, so erzählt die Kunstpädagogin bei der Vernissage, dass die Schülerinnen und Schüler „frei und selbstbestimmt“ zu Werke gehen können. Müller-Gerbes vermittelt ihnen die Möglichkeiten der verschiedenen Materialien und Techniken wie Fingerfarbe, Gouache, Acrylfarben, Kreide, Spachtel, Schwämme und Kleister. Damit dürfen sie dann ohne Vorgaben ihre individuelle Bildsprache und eigene Bildideen entwickeln.
Im Grunde arbeite sie mit ihren Teilnehmern genauso wie sie mit nicht-behinderten arbeiten würde, sagt Müller-Gerbes. Das ist, wie der Einblick in manche andere Gruppen zeigt, heute leider immer noch nicht selbstverständlich. Auch die positive Wirkung der künstlerischen Betätigung ist bei Kinder und Jugendlichen, ob mit oder ohne Behinderung, die Gleiche: „Kinder, die sonst sehr passiv sind, wenig sprechen, sich wenig zutrauen, werden beim Malen auf einmal sehr ausdrucksstark und ausdauernd“.
Noch etwas anderes ist bei Müller-Gerbes’ Malprojekten, die sie schon seit 15 Jahren macht, nicht alltäglich. Die Kunstpädagogin legt Wert darauf, dass die Kinder und Jugendlichen die Bilder auch ausstellen können, und zwar, wenn möglich, nicht nur in der Schule, sondern außerhalb, an Orten wie dem „Jules Verne“, wo auch andere junge Leute sich aufhalten. „Um sich der Öffentlichkeit zu stellen und Anerkennung abzuholen“, erklärt Müller-Gerbes, die zur Vernissage auch noch zwei DJs zum Auflegen engagiert hatte.
Bewunderung erhielten die acht jungen Künstlerinnen und Künstler, die am Freitag mit ihren Eltern und Freunden gekommen waren, reichlich. Allen voran von Regionalverbandsdirektor Peter Gillo als Schirmherr, von Laudator Jörg Sämann vom Kultusministerium und von Besuchern, die bereits Kaufinteresse bekundeten. Und wie fanden das die Jugendlichen? Aslihan, 16, brachte es so auf den Punkt: „Ich freue mich, dass die Leute sich freuen, dass die Bilder da hängen“.
Die Ausstellung im „Jules Verne“ in der Mainzer Straße dauert bis 23. Juni.