Nachgehakt Schüler fühlten Politikern auf den Zahn

Brebach · Im KBBZ Halberg stellten sich Bundestagskandidaten den Fragen von engagierten Jugendlichen.

 Blick in die Wahl-O-Mat-Diskussion   im Kaufmännichen Berufsbildungszentrum (KBBZ) Halberg.    

Blick in die Wahl-O-Mat-Diskussion im Kaufmännichen Berufsbildungszentrum (KBBZ) Halberg.  

Foto: BeckerBredel

Alles andere als politikverdrossen zeigten sich am Donnerstagvormittag die Schüler des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums (KBBZ) Halberg. Munter mischten sie bei der Wahl-O-Mat-Veranstaltung in ihrer Aula mit ihren Fragen die angetretenen Bundestagskandidaten auf.

Es gelang den politisch interessierten Berufsschülern sogar, einen der Kandidaten in die Enge zu treiben. Zunächst aber forderten die Moderatoren Georg Vogel und Yannis Beining die Politiker dazu auf, zu bestimmten politischen Thesen Stellung zu beziehen. Meist konfrontierten sie die Politiker mit einem Prozentwert, der sich bei einer Vorabumfrage unter den Schülern ergeben hatte.

Zum Beispiel hatten sich 99 Prozent der jungen Leute dagegen ausgesprochen, dass Deutschland wieder eine nationale Währung bekommt. Dazu erklärte die Sozialdemokratin Josefine Ortleb: „Wir sind auch gegen eine nationale Währung, unter anderem weil die deutsche Wirtschaft stark vom Euro profitiert.“

Zur These, auch Unter-14-Jährige sollten für Straftaten belangt werden, musste Thomas Lutze von den Linken Stellung beziehen: „Da sollte man die Kirche im Dorf lassen.“ Also: Nein, wie auch 68 Prozent der Schüler meinen.

AfD-Mann Daniel Schütte plädierte gegen eine einzige gesetzliche Krankenversicherung für alle: „Das bestehende System sollten wir beibehalten.“ Ortleb war dieses Thema sogar einen Joker wert. Den hatte jeder der Kandidaten zur Verfügung, falls eines seiner Lieblingsthemen wegen des rotierenden Antwortsystems nicht auf ihn fallen würde, oder falls die Aussage eines anderen Kandidaten direkten Widerspruch erfordern sollte. Ortleb betonte: „Es muss weiter ein solidarisches System geben.“ Ein Joker dazu auch von Roland König, FDP: „Viele Ärzte sind auf das bestehende System angewiesen.“

Ob es ein Programm gegen Rechtsextremismus gegen soll, wollten die Moderatoren vom Christdemokraten Bernd Wegner wissen. Der antwortete: „Jede Form von Extremismus muss vom Staat bekämpft werden.“

Ein heißes Eisen, das auch in der Fragerunde der Schüler wieder auftauchte, war die Legalisierung von Canabis. Eine Schülerin hatte zum Beispiel provozierend gefragt: „Was spricht eigentlich dagegen?“ Wegner erklärte, er habe als Handwerksmeister mit Auszubildenden, die Canabis konsumierten, schlechte Erfahrungen gemacht: „Sie waren oft unkonzentriert.“

Patrick Ginsbach von den Grünen widersprach der These, Canabis sei die Einstiegsdroge für gefährlichere Drogen: „Die schlimmsten Einstiegsdrogen sind Alkohol und Nikotin.“ Eine andere Schülerin fragte:  „Soll es Kindergeld nur für deutsche Kinder geben?“ Eine Frage, wie gemacht für den AfD-Vetreter, dachte sich Moderator Vogel und gab die Frage an Schütte. Und der sprach sich gegen das Vorhaben aus: „Ich bin halber Kroate, also was soll das, das wäre der größte Blödsinn.“

Und damit hätte er die Kuh auch schon vom Eis gehabt — wäre da nicht sein Nachsatz gewesen: „Was die AfD nicht will ist, dass das Kindergeld der Grund für Migranten ist, nach Deutschland zu kommen.“ Damit brachte er die Schüler und seine Konkurrenten gegen sich auf. Die hielten ihm entgegen, die Migranten seien ja wohl vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtet — sie seien also nicht wegen des Kindergeldes hier. Darauf Schütte: „Und warum gehen sie dann jetzt nicht nach Hause?“ Schließlich gebe es in Syrien ein Friedensabkommen. Das brachte ihm fast schon tumultartigen Widerspruch ein.

Die Wahl-O-Mat-Diskussion: Georg Vogel und Yannis Beining moderierten. Rede und Antwort standen Bernd Wegner (CDU), Josefine Ortleb (SPD). Thomas Lutze (Die Linke), Patrick Ginsbach (Bündnis 90/die Grüne), Roland König (FDP) und Daniel Schütte (AfD).

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