Saarbrücker Gastonomie Wo das alte Saarbrücken jung bleibt

Saarbrücken · Vor 50 Jahren eröffnete das Café Schubert in der Sulzbachstraße. Es ist das letzte der alten Saarbrücker Kaffeehäuser, das überlebt hat.

 Zwei Generationen Schubert, von links: Karin Schubert-Hintze, Heinz Schubert und Rita Schubert.

Zwei Generationen Schubert, von links: Karin Schubert-Hintze, Heinz Schubert und Rita Schubert.

Foto: BeckerBredel

Sulzbachstraße 2. Auf den ersten Blick klang diese Adresse nicht danach, als sollte man dort sein Glück versuchen. Im Gegenteil: Das Gebäude, das unter dieser Adresse 1950 fertiggestellt wurde, schien ein Ort der Pechvögel zu sein. Oder, wie es Heinz Schubert, dem das Haus heute gehört, formuliert: ein Ort mit „bewegter Vergangenheit“.

Zunächst eröffneten im Erdgeschoss die Schlossschenke und das neue Schlosscafé. 1953 musste geschlossen werden. In die Räume der Schenke, erinnert sich Schubert, zog die Schlosskellerei ein, ein Spirituosen-Fachgeschäft. Das Schlosscafé wurde zur amerikanischen Bücherei. Die zog etwas später schon an die Berliner Promenade und machte einer Apotheke Platz, in deren Räume dann aber schon bald ein Teppichhändler einzog. Dann kamen die Schuberts.

Otto Schubert hatte 1950 mit seiner Frau Leni in der Bahnhofstraße 101 sein Café eröffnet. Der Standort an der Ecke zur Sulzbachstraße schien der Familie allerdings viel versprechender, unter anderem, weil dort das Lampertshof-Parkhaus entstand. Am Abend der Eröffnung, sagt Heinz Schubert, der Sohn von Otto und Leni, sei man aber noch bedauert worden. „In diesem Haus hat es noch keiner geschafft“, habe ein Kollegen-Ehepaar gesagt.

Schuberts haben es geschafft. 1976 haben Heinz Schubert und seine Frau Rita das Haus gekauft. Heute feiern sie eine 50 Jahre alte Erfolgsgeschichte. Denn trotz des vermeintlich verwunschenen Standorts ist das Café Schubert das einzige klassische Saarbrücker Kaffeehaus, das überlebt hat.

„Vom Bahnhof kommend war zuerst das Café Reheis, dann das Café Menn und um die Ecke herum das traditionsreiche Café Adams“, erinnert sich Schubert, der in diesem Jahr 80 wird. Dann gab es noch das Eiscafé Hasfeld gegenüber dem Passage-Kaufhaus, PK genannt, also dort, wo heute die Galeria Kaufhof ist. Schubert fallen sie alle ein: „Gegenüber das Café Ludwig und daneben das Café Blum, 150 Meter daneben das Café Kiwit. An der Diskontoecke war das Café Detzler, dann das Café Wien in der Dudweilerstraße und an der Eckle Blumenstraße das Café Stübinger. Das Café Mattern in der Kaiserstraße und neben der Johanneskirche das Café Cammisar. Zum St. Johanner Markt hin kam noch das Café Eberhard, wo heute Karstadt ist, und an der Ecke Bleichstraße das Café Becker Junior. In Alt-Saarbrücken empfing das Café Fretter seine Gäste.“

15 Cafés mit rund 3000 Sitzplätzen gab es in Saarbrücken, als die Schuberts in der Sulzbachtalstraße eröffneten. Hinter Düsseldorf sei Saarbrücken die „Kaffeehaus-freundlichste Stadt Deutschlands“ gewesen, sagt Schubert. Dass diese Zeiten vorbei sind liege an einigen Entwicklungen. Zum einen haben sich die „Verzehrgewohnheiten der Kunden verändert“, erklärt Schubert. Und auch der Umgang mit Kaffee ist ein anderer geworden. Vielen genüge heute zum Beispiel ein Kaffee im Pappbecher zum Mitnehmen. Früher sei noch gefragt worden, was es für Porzellan gibt in den Cafés. Auch die Auswahl an Kaffee ist größer geworden. „Vor 50 Jahren war man glücklich mit gefiltertem Kaffee, Tasse oder Kännchen, und der am Tisch servierte Tassenfilter war das Größte“, sagt Schubert.
Schwierig sei es auch geworden, als Hausbesitzer von anderen Branchen mehr Miete kassieren konnten als von den Kaffeehausbetreibern. Und weil „die Eltern ihren Kindern gesagt haben, dass alle studieren gehen sollen, damit sie am Wochenende nicht arbeiten müssen“, sei es irgendwann auch mit gutem Personal schwierig geworden.

Und beim einen oder anderen Traditions-Kaffeehaus ist die Firmengeschichte auch mangels Nachfolger beendet worden. In dieser Beziehung macht sich Heinz Schubert keine Sorgen. Er gehe zwar noch jeden Morgen durch die Räume, in denen die Ware produziert wird, um zu sehen, ob die Rezepte eingehalten werden. Und seine Frau hilft noch in der Packabteilung. Aber seine Tochter Karin führt das Café inzwischen. „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter, weil sie das mit sehr viel Herzblut macht“, sagt Heinz Schubert.

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