50 Jahre Bühnenjubiläum Wie Schorsch Seitz im Saarland weltberühmt wurde

Saarbrücken · Er wollte Rockstar werden und wurde Fastnachter. Doch noch heute gilt: „Ich mache Songs, nicht nur Witze.“

Schorsch Seitz wurde durch die Fastnacht und "M'r sin nit so" Kult
Foto: Schorsch Seitz/Michael Hassdenteufel

Wenn Schorsch Seitz (69) heute träumt, dann stolz auf saarländisch. Das war bestimmt nicht immer so. Als Teenager bewegte er sich in den 60er und 70er Jahren durch englische Traumwelten, für die Manfred Sexauers „Hallo Twen“-Hitparade den Soundtrack lieferte: die Kinks, The Doors oder die Rolling Stones. Als Seitz mit 16 auf einem Konzert der Gruppe „Wonderland“ erstmals eine verstärkte E-Gitarre hörte, war klar, wo er hin wollte: rauf auf die Bühne, Rockstar hieß das Lebens- und Berufsziel. Heute wird er vordringlich als „Fastnachter“ wahrgenommen, das sieht er selbst so – und ist’s zufrieden. „Als Rockmusiker hätte ich es nie geschafft“, sagt er, und meint damit: „Weltberühmt“ zu werden  – im Saarland. Es ist dies ein typischer Seitz-Spruch: Paradoxien sind sein Ding. Auch überraschende gedankliche Wendungen: „Gott lenkt, der Mensch denkt, der Saarländer schwenkt.“ Auf diesen Satz, der längst Kollektivbesitz ist, erhebt Seitz Urheberrecht. Seit über dreißig Jahren hat der den Schein, wenn es um saarländische Mentalität geht. Wie Charly Lehnert oder Gerhard Bungert gilt er als einer der „Saarvoir-vivre-Pioniere“, die zu Oskar Lafontaines Ministerpräsidenten-Zeiten Bausteine für ein neues „sexy“ Landes-Image lieferten. „Ich ging da nie akademisch-philosophisch ran“, betont der „Ureinwohner“ Seitz: in Elversberg geboren, in Saarbrücken in Rente und nie raus gewachsen. Auch nicht aus der Mundart, die im Familien-Alltag benutzt wurde, obwohl seine Mutter Lehrerin war. „Hochdeutsch hört sich bei mir bis heute angestrengt und unecht an“, sagt Seitz. Denn sein Vater war Bergmann, und das Spannungsfeld Arbeitermilieu versus Bildungsbürgertum gehört zu seiner Lebens-Grundausstattung: „ Die elterlichen Gegenpole sind immer in mir drin geblieben.“