Musikerinnen und Musiker in der Region Musik als Reise nach innen und außen

SAARBRÜCKEN · Der Schlagzeuger Daniel Prätzlich ist Spross eines musikalischen Saarbrücker Elternhauses. Durch die Krise kam er dank Internet.

 Der Schlagzeuger Daniel Prätzlich im Saarbrücker Bürgerpark. In dessen Rondell hat der gebürtige Saarbrücker viele Konzerte im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik gespielt, an die er sich gerne erinnert.

Der Schlagzeuger Daniel Prätzlich im Saarbrücker Bürgerpark. In dessen Rondell hat der gebürtige Saarbrücker viele Konzerte im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik gespielt, an die er sich gerne erinnert.

Foto: Krämer/Kerstin Kraemer +49/(0)177-1961209

„Mit Musik drückst du dich aus, du klingst: Es ist eine Reise nach innen und außen, eine Weltsprache.“ So spricht einer, der die klingende Muse zum Lebenselixier und Brotberuf auserkoren hat: Daniel Prätzlich ist studierter Jazzschlagzeuger und fühlt sich mit seinem ebenso sensiblen wie kraftvoll-konzentrierten Spiel vor allem im experimentierfreudigen Sektor und zwischen des Genres wohl.

Seit zwei Jahren lebt der 1982 geborene Saarbrücker in Offenburg und ist in beiden Musikszenen aktiv – in Baden-Württemberg wie im Saarland pflegt er zahlreiche Projekte und ist obendrein mit Spitzenleuten aus Berlin bis München zugange.

Daniel Prätzlich ist der Spross eines musikalischen Saarbrücker Biotops, beide Eltern sind Klassikmusiker – die Mutter examinierte Pianistin, der Vater Konzertgitarrist und Musikschullehrer. „Mein erstes Instrument mit Unterricht ab sechs Jahren war das Klavier, dazu kam später mit zwölf das Schlagzeug“, erzählt Prätzlich.

Im Verein mit dem Papa besuchte er Konzerte und Workshops, obendrein jammten die beiden regelmäßig im häuslichen Probekeller und spielten ab Daniels frühen Teenagertagen zusammen in Bands, auch im Jazzbereich.

Ehrensache, dass die besten Saar-Schlagwerker – Jochen Krämer, Dirk Rothbrust und Oliver Strauch – mit der Ausbildung des angehenden Musikus betraut wurden. Der schwang die Trommelstöcke nach der Schuljazzband denn auch in der Landesschülerbigband und im Landesjugendjazzorchester. Die akademischen Weihen – mit Auszeichnung - gab’s schließlich bei Bill Elgart an der Musikhochschule Würzburg.

Seit 2018 hat der Inhaber des St. Ingberter Jazzpreises (mit dem Duo „Mop de Kop“) und des Preises „Jazzwerk Ruhr“ (mit dem Septett „Oma Heinz“) seinen Wohnsitz ins Badische verlegt, der Liebe wegen. Mit seiner Lebensgefährtin, der klassischen Pianistin Henrike von Heimburg, der gemeinsamen Tochter Elsa und Hündin Alma residiert Daniel Prätzlich in Offenburg.

Hier schätzt der Schlagprofi nicht zuletzt die kulturelle Vielfalt des nahen Straßburg und ist dort bereits Mitglied der Improvisationsgruppe „Collectif pils“. Im ländlich geprägten Offenburg selbst halte sich die Frequenz spannender Veranstaltungen in Grenzen, erzählt Prätzlich. Vor allem sei es hier schwieriger als etwa im aufgeschlossenen Saarland, „alternativere Projekte unterzubringen und damit gehört zu werden“.

Und genau solchen Experimenten widmet er sich mit der gleichen Energie, mit der er die Trommelfelle gerbt. „Prägend war für mich die Bekanntschaft mit Christof Thewes“, bekennt Prätzlich; mit dem saarländischen Newjazzer musizierte er bereits viele Jahre in dessen illusterem Undertone Project. „Die sehr rege und künstlerisch produktive gemeinsame Zeit“ reiche bis zum heutigen Tag, „worüber ich sehr froh bin“.

Außerdem hütet Prätzlich das Drumset im Genre-überspannenden Saarbrücker Großensemble „InZeit“ (Mittwoch, 23. September, am Hauptfriedhof im Rahmen der „Kleinen Coronamusik“, dem Krisenersatz für die Saarbrücker Sommermusik) und im saarländisch-lothringischen Quintett „Quatre Marteau“, das 2019 eine Saarbrücker Kulturförderung einheimste.

Weitere aktuelle Unternehmungen sind ein Trio mit dem Saar-Gitarristen Johannes Schmitz, verschiedene Besetzungen um den Gitarristen Roland Gebhardt und ein neues Programm mit der Sängerin Kirsti Alho. Deutschlandweit reisen die Mitstreiter eines Quartetts um den Nürnberger Pianisten Peter Fulda an, ein weiteres Projekt mit Prätzlich namens „Twirls“ fußt in Berlin.

Haupteinnahmequelle des Drummers ist freilich das Unterrichten an zwei Musikschulen in Bühl und Lahr im Schwarzwald; außerdem gibt er Privatunterricht. Während wegen Corona zahlreiche Auftritte ausfielen und ausfallen, konnte er seine Lektionen „zu mehr als 80 Prozent online über Skype und Videoaufnahmen weiterführen – das ist ein immenser Vorteil in dieser Situation“, sagt Prätzlich. Anerkennung an die Adresse der öffentlichen Hand: „Ich finde es wichtig, dass es eine unkomplizierte Unterstützung für existenziell betroffene Menschen in der Krise gibt – das ist auch oft gut gelungen.“

Künftig möchte Daniel Prätzlich, der sich gerne mit Tai-Chi-Übungen aus dem Musikbetrieb ausklinkt, neben seinen zahlreichen Verpflichtungen auch als Veranstalter in Erscheinung treten: „In Offenburg planen wir, meine Partnerin Henrike von Heimburg und ich, in ihrem Elternhaus sogenannte ‚Gartenkonzerte‘ anzubieten. Die Musik bewegt sich von Kammermusik bis Jazz, das Programm und die Termine sind gerade am Entstehen.“

Nächste Auftritte von Daniel Prätzlich in unserer Region: Samstag, 19. September, 20 Uhr mit Christof Thewes und Martin „Schmiddi“ Schmidt im „Spielraum Heiligenwald“ (Heiligenwalder Str. 114, 66578 Schiffweiler).
Im Rahmen der „Kleinen Coronamusik“, dem Krisenersatz für die Saarbrücker Sommermusik, spielt Prätzlich mit InZeit am Mittwoch, 23. September,  am Saarbrücker Hauptfriedhof.

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