Debatte Schlagabtausch mit Argumenten

Saarbrücken · Schüler übten sich im Rotenbühl-Gymnasium im Rededuell. Die besten Debattanten stehen nun im landesweiten Finale.

 An den roten Tischen diskutierten Moritz Eichinger (links) und Jan-Luca Pfeiffer, am linken Tisch Julius Gr0ß und Jette Biehl.

An den roten Tischen diskutierten Moritz Eichinger (links) und Jan-Luca Pfeiffer, am linken Tisch Julius Gr0ß und Jette Biehl.

Foto: Tobias Ebelshäuser

Gestern wusste Moritz Eichinger noch nicht, dass er heute hier sein würde. Im Schulfinale am Rotenbühl-Gymnasium konnte der 16-Jährige sich nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen, er wurde nur Vierter. Jetzt sitzt er hier im Pavillon der Willi-Graf-Schule in einem Klassensaal, an der Wand hängen Bilder einer fünften Klasse. Seine beiden Mitschüler, die in der Wertung vor ihm gelandet waren, auf dem zweiten und dritten Platz, waren kurzfristig abgesprungen. Deswegen muss er nun debattieren.

Im Vorjahr war er bereits im Landesentscheid, es ist nicht sein erster Wettbewerb. Es ist bereits die zweite Debatte für heute, die Rückrunde. Thema: Fahrverbot für Diesel-Autos in deutschen Großstädten. Moritz muss zusammen mit Jette dagegen argumentieren, Jan-Luca und Julius dafür. Argumente gibt es für beide Seiten. Am Ende dreht sich die Debatte aber hauptsächlich um zwei Punkte, wie so oft im Politikgeschehen: die Gesundheit der Bürger gegenüber den zu hohen Kosten für die Staatskasse.

Der Zeitnehmer läutet die Glocke, die Debatte ist vorbei. Die „Gruppenphase“ des Regionalentscheides von „Jugend debattiert“ ist somit vorüber. Einen Raum weiter fand parallel die gleiche Debatte mit den vier anderen Teilnehmern statt. Insgesamt acht Teilnehmer der Klassen 10 bis 12 und vier Teilnehmer der Klassen 5 bis 9 des Willi-Graf-Gymnasiums, des Gymnasiums am Rotenbühl und des Warndtgymnasiums traten gegeneinander an.

Die Debattanten und das Publikum verlassen den Raum. Die Jury bleibt allein zurück. Sie ist wild zusammengewürfelt, eine Lehrerin, vier Schüler, alle von unterschiedlichen Schulen. Sie müssen die einzelnen Teilnehmer nun mit Punkten bewerten. Manchmal gibt es direkt klare Sieger, manchmal sind die debattierenden Schüler so nah beieinander, dass die Jury etwas länger braucht. Nach dieser Debatte ist Letzteres der Fall.

Vor der Tür werden die vier Teilnehmer langsam nervös. Unberechtigt, wie sich herausstellt. Denn am Ende holen genau die vier die meisten Punkte aus den beiden Debatten, genau die vier qualifizieren sich für die Final-Debatte.

Das Schlussthema lautet dann: „Sollen Gewalttaten gegen kommunale Amts- und Mandatsträger härter bestraft werden?“

Ob sie für oder gegen ein Thema argumentieren wollen, können die Schüler untereinander ausmachen. Gelingt das nicht, so entscheidet das Los. Für eine Meinung, der man selbst nicht ganz zustimmt, zu argumentieren und gegen die Argumente anderer zu verteidigen, kann nicht ganz einfach sein. Es bringt aber auch den Vorteil mit sich, beide Seiten bei der Vorbereitung beleuchten zu müssen. So kann es auch schon einmal vorkommen, dass man seine eigene Meinung zu einem Thema in Anbetracht aller Fakten vielleicht über den Haufen wirft. „Letztes Jahr hatten wir das Thema der Cannabis-Legalisierung“, sagt Julius Groß. „Am Anfang dachte ich, dass ich strikt dagegen bin. Doch dann hab‘ ich gesehen, dass es schon ein paar gute Argumente dafür gibt.“

Zum Finale geht es auf die große Bühne des Pavillons. Vier Stehtische sind speziell für die letzte Debatte aufgestellt, zwei weiß, zwei rot. Mikrofoncheck, die Debattanten stellen sich vor, es geht los. Dabei geht die Debatte erstaunlich in die Tiefe. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit der öffentlichen Amtsträger wird abgewogen gegenüber den Bedenken eines Zwei-Klassen-Strafgesetzes. Eine gute Vorbereitung ist dafür absolut notwendig. Auch weil es innerhalb der Debatte nicht nur beim Reden über die Probleme bleiben soll. Es sollen auch Maßnahmen herausgearbeitet werden, mit denen man das erreichen will, worüber man debattiert.

Am Ende gehen Jan-Luca Pfeiffer vom Willi-Graf-Gymnasium und Julian Groß vom Rotenbühl-Gymnasium mit der besten Wertung aus der Debatte heraus. Sie qualifizieren sich damit für den Landesentscheid in Saarbrücken im März. Moritz Eichinger ist allerdings auch mit seinem dritten Platz mehr als zufrieden. Vor allem nach seiner späten Nachnominierung. „Ich hab‘ gar nicht damit gerechnet, überhaupt ins Finale zu kommen“, sagt Moritz Eichinger.

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